Ich habe zur Zeit und recht kurzfristig eine zusätzliche Klasse übernommen, weil ich jemanden eine Weile vertrete, wie das halt so gelegentlich vorkommt. Läuft ganz gut. Aber zum ersten Mal habe ich meinen Unterricht in einer neuen Klasse nicht begonnen mit gegenseitigem Kennenlernen oder Sitzplanerstellen, gefolgt von einer leichten Textarbeit oder Grundwissenswiederholung, sondern knallhart mit Begrüßung, Ankündigung des Plans für die nächsten Wochen, und sofort Schulaufgabenvorbereitung. (Schulaufgabe: Größere schriftliche angekündigte Arbeit.)
Den Plan für die nächsten Wochen habe ich hoffentlich subtil understated dramatisiert. Also, wir müssen uns jetzt schon anstrengen, das zu schaffen, aber wir schaffen das schon. Ernste Lage, keinesfalls hoffnungslos. Ich habe mich bemüht, dass die Schüler sehen, dass ich mir nicht anmerken lasse, wie brenzlig die Situation ist. Und der Rest meiner Stunden bisher ist tatsächlich Schulaufgabenvorbereitung, und gleichzeitig auch viel Beschäftigungstherapie und Beruhigung und Schauspielen. Vermutlich ginge das alles auch anders, aber ich kann einfach nicht anders.
Im Referendariat hat uns ja schon der Deutsch-Seminarlehrer gesagt, dass man als Lehrer (und Lehrerin, aber da etwas anders) auch mal schimpfen und böse sein muss, oder zumindest so tun können soll. Vertretungsstunden, so sein Rat, seien der ideale Punkte, um das Strengsein zu üben und mal eine ganz andere Rollengestaltung auszuprobieren. Hat er recht damit.
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