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Dieser Text stammt von einer Schülerin in der 9. Klasse, und zwar vom Oktober – vom Anfang der 9. Klasse also. Hintergrund: Ich hatte das Passiv wiederholt, kurz darüber gesprochen, dass in Texten mit einer handelnden, tätigen Hauptperson natürlich mehr Aktiv als Passiv verwendet wird, und dass Texte mit mehr Passiv tendenziell um jemanden oder etwas gehen, mit dem mehr angestellt wird als dass er, sie oder es selber handelt.
Dann sollten die Schüler in den letzten zehn Minuten etwa acht Zeilen Text schreiben über „Liz‘ Christmas present (a little dog)“. Es konnte auch ein Geburtstagsgeschenk sein, oder eine Katze. Das Tier sollte die Hauptperson sein, und wenigstens ein paarmal sollte Passiv verwendet werden. Ich hatte einige Anregungen dazu gegeben, was mit dem Tier alles geschehen könnte.
Hausaufgabe war dann etwas anderes, die Passiv-Texte waren zum Vorlesen in der folgenden Stunde gedacht.
Das mit dem Passiv und dem Hund als Hauptperson hat kaum jemand richtig hingekriegt, da muss ich beim nächsten Mal etwas anders machen. Aber eine Schülerin hat folgenden Text geschrieben, klammheimlich, und ich bin nur durch Zufall drauf gestoßen – fast hätte ich ihn nie zu sehen bekommen.
Sie hat ihn wohl ganz zu Hause geschrieben und nicht bereits in der Schule begonnen. (Gute Schüler in dieser Klasse dürfen sich selbstständig mit Englisch beschäftigen statt meinem Unterricht zu folgen – also mitgebrachte englische Bücher lesen, oder welche aus der Klassenbibliothek, oder die New-York-Times-Beilage in der SZ. Da haben sie mehr davon als von dem verfehlten Lehrplan der 9. Klassen.)
Jedenfalls habe ich so diesen Text zu lesen gekriegt. Die Kopien links sind noch völlig unkorrigiert. Der Tonfall orientiert sich an Büchern wie The Princess Diaries. Es sind auch noch etliche Fehler drin.
Aber: Ist diese Geschichte nicht sehr gut?
Meine Lieblingsstellen: Das Angebot, zum Frühstück chinesisch zu kochen. Die rosa Fingernägel. Die Namen der Personen. (Ich muss mich geradezu für mein banales „Liz“ schämen.)
Die Geschichte ist eine echte Geschichte, mit geschickter Erzählperspektive. Plottechnisch ist das Abstellen des Hundes im pet shop ein bisschen unelegant, aber sonst kann ich nicht mäkeln.
Und sprachlich ist der Aufsatz ja wohl äußerst gelungen. Ist das nicht wieder ein Argument für eine Gesamtschule, oder zumindest für mehr Flexibilität bei Klassen und Klassenstufen? Irgendwann stoße ich an die Grenzen der inneren Differenzierung, mit der sich ja bekanntlich jedes Problem lösen lässt.
Die Schülerin ist keine Muttersprachlerin und hat auch keine englischsprachigen Verwandten.
Nachtrag: Ein paar Einträge weiter gibt es die abgetippte, lesefreundliche Fassung..
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