Larding ist Englisch, heißt soviel wie „Spicken“ (und zwar mit Speckstreifen) und ist eine Übersetzung des französischen le tireur à la ligne. Es ist eine Technik der französischen Arbeitsgruppe Oulipo und ich habe sie aus dem Oulipo Compendium, das ich in den letzten Wochen gelesen habe.
Die Kurzfassung: Man beginnt mit zwei aufeinanderfolgenden Sätzen eines gegebenen Textes, und schiebt einen eigenen Satz dazwischen, so dass der neue Gesamttext Sinn macht. Dann schiebt man wieder zwischen jeweils zwei aufeinanderfolgende Sätze des neuen Textes einen eigenen Satz, und immer so weiter.
Ein Beispiel (der Ursprungstext sind die ersten zwei Sätze des ersten Harry-Potter-Buches, was nicht heißen, das der entstandene Text auf irgendeine Art zum Buch passen soll):
Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Sie waren so normal, wie man es sich nur vorstellen konnte. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. „Normalität,“ sagten sie, „bringt Ordnung in das Leben.“ Sie waren so normal, wie man es sich nur vorstellen konnte. Das sagten auch all ihre Nachbarn, die in den ordentlichen kleinen Häusern rechts und links von den Dursleys wohnten. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Schon mehr als zwanzig Jahre lang war ihr Alltag vollkommen normal. „Normalität,“ sagten sie, „bringt Ordnung in das Leben.“ Und an diesen Leitspruch hielten sie sich. Sie waren so normal, wie man es sich nur vorstellen konnte. Eine singende und pfeifende Türglocke, zum Beispiel, wäre unvorstellbar gewesen an ihrer Eingangstür. Das sagten auch all ihre Nachbarn, die in den ordentlichen kleinen Häusern rechts und links von den Dursleys wohnten. Mrs. Tiddlywinks und Mr. Wintergreen nickten den Dursleys stets voller Respekt und Achtung zu. Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar. Sie arbeiteten sehr hart daran. Schon mehr als zwanzig Jahre lang war ihr Alltag vollkommen normal. Das war allerdings nicht immer so gewesen. „Normalität,“ sagten sie, „bringt Ordnung in das Leben.“ Vor vielen Jahren hatte ihnen jemand diesen Spruch ans Herz gelegt. Und an diesen Leitspruch hielten sie sich. Denn was damals vor zwanzig Jahren geschehen war, durfte sich einfach nicht mehr wiederholen. Sie waren so normal, wie man es sich nur vorstellen konnte. Im Vorgarten wuchsen Primeln, vor dem Fenster stand ein Bänkchen, ihr Dackel hieß „Bello“, so dass sie sich in nichts von ihren Nachbarn unterschieden. Eine singende und pfeifende Türglocke, zum Beispiel, wäre unvorstellbar gewesen an ihrer Eingangstür. Die Atkinsons am Ende der Straße hatten sich so etwas angeschafft, und die Dursleys waren damit gar nicht einverstanden. Das sagten auch all ihre Nachbarn, die in den ordentlichen kleinen Häusern rechts und links von den Dursleys wohnten. Da diese Nachbarn nichts von dem Vorfall mit dem Pferd und dem Klavier vor zwanzig Jahren ahnten, waren die Dursleys bei ihnen sehr beliebt. Mrs. Tiddlywinks und Mr. Wintergreen nickten den Dursleys stets voller Respekt und Achtung zu. „Weh uns,“ seufzte Mrs. Dursley, manchmal und machte ein trauriges Gesicht, „wenn sie herausfinden, was wirklich hinter dieser braven Fassade steckt.“ Niemand wäre auf die Idee gekommen, sie könnten sich in eine merkwürdige und geheimnisvolle Geschichte verstricken, denn mit solchem Unsinn wollten sie nichts zu tun haben.
Ein weiteres Beispiel (der Ursprungstext sind die ersten zwei Sätze auf Seite 42 des ersten Harry-Potter-Buches):
Er reichte Onkel Vernon die Rechnung und die Postkarte, setzte sich und begann langsam den gelben Umschlag zu öffnen. Onkel Vernon riss den Brief mit der Rechnung auf, schnaubte vor Abscheu, und überflog die Postkarte.
Er reichte Onkel Vernon die Rechnung und die Postkarte, setzte sich und begann langsam den gelben Umschlag zu öffnen. Vorsichtig löste er die festgeklebte Klappe des Umschlags und faltete sie nach oben. Onkel Vernon riss den Brief mit der Rechnung auf, schnaubte vor Abscheu, und überflog die Postkarte.
Er reichte Onkel Vernon die Rechnung und die Postkarte, setzte sich und begann langsam den gelben Umschlag zu öffnen. Hoffentlich waren es gute Nachrichten! Vorsichtig löste er die festgeklebte Klappe des Umschlags und faltete sie nach oben. Harry warf einen vorsichtigen Seitenblick auf seinen Onkel, der noch immer auf dem Sessel gegenüber saß: Onkel Vernon riss den Brief mit der Rechnung auf, schnaubte vor Abscheu, und überflog die Postkarte.
Er reichte Onkel Vernon die Rechnung und die Postkarte, setzte sich und begann langsam den gelben Umschlag zu öffnen. Wenn Tante Clara ihm einen Brief schrieb, bedeutete es immer, dass etwas passiert war. Hoffentlich waren es gute Nachrichten! Vielleicht war ihr endlich wieder eingefallen, wo sie ihre Diamantkette verloren hatte. Vorsichtig löste er die festgeklebte Klappe des Umschlags und faltete sie nach oben. Im Umschlag lag ein einzelnes Blatt Papier, beschrieben mit blauer Tinte in Claras kaum lesbarer Krakelschrift. Harry warf einen vorsichtigen Seitenblick auf seinen Onkel, der noch immer auf dem Sessel gegenüber saß: Er hatte Harry anscheinend völlig vergessen. Onkel Vernon riss den Brief mit der Rechnung auf, schnaubte vor Abscheu, und überflog die Postkarte.
Er reichte Onkel Vernon die Rechnung und die Postkarte, setzte sich und begann langsam den gelben Umschlag zu öffnen. Er hatte schon lange nichts mehr von seiner Tante gehört. Wenn Tante Clara ihm einen Brief schrieb, bedeutete es immer, dass etwas passiert war. „Wenn sie nur nicht wieder ein Problem mit ihrem Alligator hat“, dachte Harry. Hoffentlich waren es gute Nachrichten! Sie hatte etwas Glück verdient. Vielleicht war ihr endlich wieder eingefallen, wo sie ihre Diamantkette verloren hatte. „Ich glaube ja immer noch, dass es ihr Mann war,“ dachte Harry, bevor er sich weiter an dem Brief zu schaffen machte. Vorsichtig löste er die festgeklebte Klappe des Umschlags und faltete sie nach oben. Mit Daumen und Zeigefinger spreizte er den Umschlag, um hinzuschauen. Im Umschlag lag ein einzelnes Blatt Papier, beschrieben mit blauer Tinte in Claras kaum lesbarer Krakelschrift. „Zeig das nicht deinem Onkel,“ waren die ersten Worte, die er lesen konnte. Harry warf einen vorsichtigen Seitenblick auf seinen Onkel, der noch immer auf dem Sessel gegenüber saß: Der war mit seiner eigenen Post beschäftigt. Er hatte Harry anscheinend völlig vergessen. „Gut,“ dachte Harry, „das geht ihn anscheinend nichts an.“ Onkel Vernon riss den Brief mit der Rechnung auf, schnaubte vor Abscheu, und überflog die Postkarte.
Kann ich das für die Schule nutzen?
Ich stelle beim und nach dem Schreiben fest:
- Ich arbeite nur wenig mit dem letzten Satz.
- Die eingebaute Geschichte oder die eingebauten Geschichten nutzen nicht alle ihre Möglichkeiten aus; tatsächlich habe ich nur die Zeitspanne zwsichen dem ersten und dem letzten Satz detaillierter beschrieben, aber den letzten Satz nie in einen völlig anderen Zusammenhang gestellt, was ja auch denkbar gewesen wäre.
- Ich löse mich wenig bei der Charakterisierung der Personen, so wie ich sie aus dem Buch kenne. Vielleicht ist es besser, Sätze aus einem unbekannten buch zu nehmen.
(Irgendwann schreibe ich noch meinen Aufsatz über Leerstellen, und wie man an die Geschichten hinter den Geschichten kommt, die nicht erzählt werden. Da passt das hier ganz gut hin.)
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