M. ist eine freundliche, aber etwas verschwätzte Schülerin. Ihre Mitarbeit verdient Anerkennung; ihr Verhalten war der Altersstufe angemessen.
So oder ähnlich steht es zum Jahresende in den Zeugnissen am Gymnasium. Als Klassenlehrer kann man vorgefertigte Bausteine benutzen und deren Schlüsselnummern in das Programm eintippen; man kann sie aber auch ganz schnell ersetzen oder ergänzen durch eigene Bemerkungen.
Trotzdem ist es manchmal schwierig, dem Schüler gerecht zu werden. Es muss etwas dabei sein zu Anlage (das heißt, Persönlichkeit), Mitarbeit und Verhalten.
Wie wäre es, wenn man die Schüler ihre Bemerkungen selber schreiben lässt? Oft genug werden doch Beurteilungen auch von den Beurteilten selber verfasst. Als Lehrer sammelt man dan die Bemerkungen der Schüler digital ein, so dass man sie nur kopieren und einfügen muss.
Natürlich liegt die endgültige Entscheidung dabei beim Lehrer, das muss den Schülern klar sein. Ich denke mir, dass die Schüler und Schülerinnen dann sehr wohl darauf achten, was der Lehrer verändert hat, ob da ein “sehr” eingefügt oder gestrichen wurde.
Und vermutlich kämen aussagekräftigere Kommentare heraus als bei uns.
Ich bin dieses Jahr Klassleiter bei einer 11. Klasse, und die kriegen in Bayern keinerlei Kommentare ins Zeugnis, deshalb konnte ich das nicht ausprobieren.
Es wird zwar für jede Klasse eine kurze Charakteristik erstellt; die wird aber nur auf der Lehrerkonferenz vorgelesen und erscheint sonst nirgendwo. Aber die wollte meine Klasse nicht für mich schreiben. Bis jetzt steht also noch der Satz darin: “Das Angebot, die Charakterisitk selbst zu schreiben, hat die Klasse leider abgelehnt.” Bin gespannt, ob das durch die Klassenkonferenz durchgeht; bei der ersten Kontrolle des Protokolls hat sich jedenfalls niemand beschwert.
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