Frank Miller will den Spirit verfilmen, dabei Regie und Drehbuch übernehmen, dieses Jahr noch sollen die Dreharbeiten beginnen. Heißt es. Dass Miller das können könnte, lässt seine und Robert Rodriguez‘ Arbeit bei Sin City vermuten.
Bei einer Spirit-Verfilmung gibt es bei der Handlung eine Schwierigkeit: Die Geschichten sind alle nur 8 Seiten lang, Miller muss wohl viele Geschichten zusammenbasteln. Ich hoffe, es wird ein episodenhafter Film daraus. Er soll zwar nicht Sin City kopieren, aber noch schlimmer ist es, zu wenig Material zu einem Kinofilm auszuwalzen, wie man an misslungenen Verfilmungen von Fernsehserien sieht. Ansonsten erwarte ich: Prügeleien, betörende Frauen, eine rege Unterwelt; den Oktopus, Spione, etwas Orient.
Noch schwieriger, aber auch reizvoller ist die optische Umsetzung des Comics. Weil ich ohnehin gerade The Spirit Archives Vol. 19 (7/49 to 12/49) gelesen habe (New York: DC Comics 2006), habe ich daraus herausgesucht, was für mich visuell typisch ist für den Spirit, und was ich in einer Verfilmung umgesetzt sehen möchte. Alle Beispiele stammen aus diesem Band.
Buchstaben
Bei nur 8 Seiten Raum für die Geschichte benutzt Eisner häufig das Titelbild als Teil der Erzählung. Oft baut er den Titel der Serie, der ja auf der ersten Seite erscheinen muss, in das Geschehen ein. Die Buchstaben werden Teil des Schauplatzes, gewinnen physische Realität.
Teil der Hafenanlage:
(Sally of the Islands, July 17, 1949)
Wanderweg eines umherziehenden Balladensängers: Man beachte, wie im rechten Bild das „S“ von der Rückseite betrachtet nur noch als Rand des Panels erscheint.
(The Curse, October 16, 1949)
Ganz abstrahierte Landschaft: Der Name als Pfad, von Leichen gepflastert, der Spirit auf der Spur.

(Fox at Bay, October 23, 1949)
Hochformat
Die Panels im Spirit sind häufig recht eng und im Hochformat (oft genug bricht die Handlung aus ihnen heraus). Wie und ob man das umsetzen sollte, weiß ich nicht.
(The Return, August 14, 1949)
(White Cloud, August 28, 1949)
In den letzten Panels sieht man ein weiteres, für den Spirit typisches Element. Die Perspektive, häufig von oben, gerne mit Treppen, mit großer Schärfentiefe.
Perspektiven
Will Eisner hat eigenem Bekunden nach vieles von Orson Welles gelernt und übernommen. (Die Quelle für das Zitat finde ich im Moment leider nicht, schlampig, schlampig.) Die Perspektiven, die wunderbare Tiefenschärfe, bei der Handlung gleichzeitig im Vorder- und im Hintergrund abläuft. Eine meiner Lieblingseinstellung in Citizen Kane ist die Szene am Anfang, als Thatcher den jungen Kane von seinen Eltern abholt. Drinnen die Verhandlungen mit Vater und Mutter, zwischen den Personen sieht man durch das Fenster, weit draußen spielt Kane im Schnee. Meisterhafte Bildkomposition.
Eisner zeigt „wie Orson Welles die verborgene Tiefe im Flachen“ (Thomas Schneiders Nachruf in der Stuttgarter Zeitung online, 06.01.2005), sehr schön mehrdeutig formuliert.
(Lilly Lotus, July 10, 1949)
(Surgery, November 13, 1949)
(Surgery, November 13, 1949)
Hier noch ein kleiner Strauß gemischter Perspektiven:
(Ten Minutes, September 11, 1949)
(Lonesome Cool, December 18, 1949)
Regen
Kein wirklich geeignetes Bild habe ich in diesem Archives-Band gefunden für ein weiteres wichtiges Element: Den Regen. Harvey Kurtzman hat ihn „Eisnershpritz“ oder „Eisnerspritz“ genannt, gnadenlos herunterprasselnden Bindfadenregen, als Vorhang und Kulisse gleichzeitig. Aber der dürfte sich leicht umsetzen lassen.
— Kurz und gut: Erwarte ich eine zweiten Citizen Kane von der Spirit-Verfilmung? Das wäre wohl etwas hoch gegriffen. Aber ein paar exotischere Einstellungen als das ewig gleiche: „Totale der Straße vor Haus, Kamera recht weit oben, Auto nähert sich und hält vor Haus, Kamera fährt nach unten aus dem Baum vorm Haus, Leute steigen aus“ darfs schon sein.
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