1. Digitales Denken. Wie verändert uns das Internet?
Eine Themenseite in der FAZ. Interessant der Beitrag von Wolfgang Kemp mit unter anderem diesem Gedanken: die – geisteswissenschaftlich arbeitende – Generation nach uns wird das Internet nicht so gut nutzen können wie wir, die wir an Büchern und Bibibliotheken geschult wurden und dort die wichtigen Techniken üben konnten. Für uns ist das Internet eine Goldgrube.
2. Schüler-Union fordert: Unterricht muss online sein.
Aus der Pressemitteilung:
Wenn Lehrer krank sind, muss […] die Möglichkeit geschaffen werden, dass der Unterrichtsstoff der ausfallenden Stunden auf andere Weise vermittelt wird. Außerdem muss ein fehlender Schüler Gelegenheit zum Nachholen des Stoffes erhalten. Die Schüler Union Deutschlands fordert daher Online-Arbeitsplätze, zu denen Schulleitung, Lehrer und Schüler Zugang haben, so dass der Unterricht vernetzt werden kann. Dort können Unterrichtshilfen wie Arbeitsblätter, Stundenprotokolle und Klausurübungen, aber auch Organisationsstrukturen wie Stunden- und Vertretungspläne abrufbar sein.
Ein Intranet hat sich in vielen Unternehmen bewährt. […] Vor allem bei der Vorbereitung auf Abschlussprüfungen sind stets vorhandene Lernmittel nützlich. Die Schüler Union Deutschlands setzt sich dafür ein, dass jeder Lehrer verpflichtend seine Unterrichtsinhalte Online [sic] für alle Schüler zugänglich machen muss. Diese Offenlegung steigert zudem die Qualität der Unterrichtsvorbereitung bei den Lehrkräften enorm.
Ich denke, da ist was dran. Ob das realistisch ist, so etwas jetzt zu fordern, bezweifle ich, aber man muss ja auch mal was fordern, das erst später verwirklicht werden kann. Aber langfristig halte ich das für sinnvoll. Weniger deswegen, weil Schüler so die Lücken durch erkrankte Lehrer schließen könnten. Daran haben jetzt schon wenig Schüler Interesse, und ich glaube nicht, dass sich das so einfach als Fernkurs machen lässt. Aber von mir aus. Wichtiger ist mir, dass fehlende Schüler den Stoff nachholen können. Das sollen sie jetzt auch schon, aber nur wenige Schüler kümmern sich wenigstens darum, den Hefteintrag vom Nachbarn abzuschreiben. Aber es wäre tatsächlich für den Schüler einfacher, wenn Arbeitsblätter, Einträge, Materialien online wären – und vielleicht würden wir Lehrer dann das Nachholen auch mehr einfordern, als wir es jetzt tun.
Und ja, die Qualität der Unterrichtsvorbereitung würde tatsächlich erst mal steigen, denke ich. Weil mein sein Material ordentlicher aufbereitet, entdeckte Tippfehler korrigiert (so mache ich das jedenfalls immer vor dem Hochladen in den Moodle-Kurs), das ganze präsentabler macht. Früher oder später würde man dann allerdings immer wieder auf das bereits erstellte Material zurückgreifen, auch das von anderen. Das hieße, es entsteht quasi ein Moodle-Kurs pro Semester. Das kann dem Unterricht Flexibilität nehmen, muss aber nicht. Schließlich kann man ja weiterhin auswählen, welches Material man wann verwendet.
Früher oder später landet man so bei digitalen Schulbüchern, selbst zusammengestellten oder fertig gekauften. Damit können die Schüler genauso gut oder schlecht arbeiten wie mit gedruckten Büchern, nur dass sie halt auf sämtliches Material zugreifen können, und das ist beim bisherigen Unterricht, in dem der Lehrer das Buch mit vielen Arbeitsblättern und Audio- oder Videomaterial ergänzt, nicht so leicht möglich.
Bildungspolitisch hieße das vielleicht, dass der Lehrerberuf abgewertet wird. Man muss die Schüler dann ja nur vor das digitale Material setzen, den Rest schaffen sie schon alleine, so wird der Gedanke gehen, und man kann Stellen einsparen. Das ist ein Trugschluss, denke ich. Die Möglichkeit, ganz ohne Schule oder Lehrer Abitur zu machen, gibt es ja ohnehin bereits – als externer Bewerber kann man in Bayern relativ leicht an Abiturprüfungen teilnehmen, egal woher man kommt. Leicht ist es nicht, irgendeine Art von Schule steckt immer hinter der Vorbereitung.
Außerdem würde es vielleicht dazu führen, dass manche Schüler noch weniger zum Unterricht erscheinen. Ich könnte prinzipiell damit leben, wenn man Schülern der Oberstufe das Erscheinen im Unterricht oder zumindest in Teilen davon freistellt. Klar, auf anderen Stunden aufbauender Unterricht – oder Zusammenarbeit – wäre dann nur schwer möglich. Eher Vorlesung mit Tutorien. So oder so: die Klausuren müssten genauso bestanden werden. Und da befürchte ich, dass sehr viele Daheimbleiber versagen würden, und das kann sich ein Bundesland nicht leisten.
Urheberrechtliche Sicherheit hätte ich natürlich auch gerne. Im Moment bin ich mir nicht sicher, was ich alles digital online stellen darf und was nicht. Ja, auch in einem Intranet.
Chancengleichheit: Schüler ohne Internetanschluss – oder auch nur welche ohne DSL, und davon gibt es in ländlichen Gegenden noch einige – dürften nicht benachteiligt werden. Also ist das schon richtig mit dem geforderten Online-Arbeitsplätzen. Aber wie man die organisieren und finanzieren kann? Mehr Computerräume (leicht machbar), mehr Aufsichten (schwerer – aber Raum für pädagogische Hilfskräfte), mehr Wartung. Oder doch ein Laptop pro Kind? Kaum durchsetzbar.
Trotz allen Problemen: als Fernziel sinnvoll.
(Tut mir leid, etwas wirr heute. Aber wie heißt es so schön: ich hatte leider nicht die Zeit, mich kürzer zu fassen.)
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