War im Kino, Captain America anschauen. Ich habe mich nicht gelangweilt, insgesamt eher positiv, aber begeistert oder beschwingt bin ich nicht aus dem Kino gegangen.
Höhepunkte:
- der kurze Gastauftritt der original human torch auf der Weltausstellung;
- Howard Stark – der Vater von Tony „Iron Man“ Stark – mit Howard Hughes als unverkennbarem Vorbild;
- der Kinnhaken, den die Heldin des Films (sonst unterbeschäftigt) austeilen darf;
- dass die Howling Commandos dabei waren, mit Dum Dum Dugan (Bilder), der aussieht wie Sascha Lobo (Bilder);
- und die geniale Idee, Caps buntes Kostüm dadurch zu erklären, dass er zuerst als patriotische Witzfigur vermarktet wurde.
Dass es diesen Film überhaupt gibt, und dass er von der Kritik wahrgenommen wird, begeistert mich allerdings ungemein. Was Marvel Comics im Silver Age von DC unterschied, war das Konzept des shared universe: da liefen sich die Helden nicht nur gelegentlich in jährlichen Sonderausgaben über den Weg, sondern sie trafen ständig aufeinander oder auf ihre Spuren. Das war eine gute Idee. Anders als bei DC wohnten die Helden auch nicht in den weit auseinander liegenden Städten Metropolis (Superman), Gotham City (Batman), Central City (Flash), Coast City (Green Lantern), sondern allesamt in New York City (Spider-Man, Avengers, Fantastic Four, Daredevil) oder zumindest im Staat New York (X-Men).
Und dieses Konzept übeträgt Marvel gerade sehr erfolgreich auf die Filme. Das begann mit Iron Man (Blogeintrag), dem besten der jüngeren Marvel-Filme. Die Einführung der Regierungsorganisation Shield war äußerst geschickt, und die Sequenz nach dem Abspann versprach Eingeweihten sehr viel. (Samuel Jackson zu Robert Downey: „You’ve just become a part of a bigger universe.“)
Hulk habe ich nicht gesehen, Iron Man 2 auch nicht, aber spätestens da war klar: die meinen es ernst. Thor (Blogeintrag) war wohl der erste Film aus dieser Reihe, der explizit nur als Vorstufe zu The Avengers (Joss Whedon, 2012) gesehen wurde, und das gilt auch für Captain America: Der Film steht strategisch nicht für sich allein, sondern soll den Boden bereiten für The Avengers. Daher vielleicht auch die flache Spannungskurve des Films: bis Cap sein Kostüm anhat und seine Rolle gefunden hat, vergeht eine Stunde; einen großen Konflikt und Wendepunkt gibt es auch nicht (Bucky Barnes stirbt eher so nebenbei, weil er überflüssig wurde).
Apropos Captain: Wieso überhaupt Captain? Müsste man ihn nicht mal befördern zum Colonel America, oder Major America?
Das geht natürlich nicht. Der Superhelden-Dienstgrad ist der Captain: es gibt die Captains America, Marvel, Victory, Atom, Britain, Carrot, und viele mehr. (TVTropes zu militärischen Rängen bei Superhelden.)
Woher kommt das? Meine persönliche Theorie: weil die Rezipienten dieser Geschichten sich mit den Mannschaftsdienstgraden identifizieren. Die Rollen sind dabei fiktional und verklärt, wie etwa in Spike Milligans äußerst lesenswerten Kriegserinnerungen. Die Realität sieht wohl anders aus; ich kenne nur die Fiktion. Nach der sind in einer Kompanie, sagen wir, hundert einfache Soldaten, Mannschaftsdienstgrade. Herumgescheucht werden sie von Unteroffizieren, rau im Umgangston, keine besonderen Respektspersonen, Ausbilder und Hausmeister, mit besonderen Kompetenzen, aber doch einer von uns. Und dann gibt es einen Hauptmann (Captain).
Für eine Heeresleitung ist ein Hauptmann der unterste Dienstgrad, der überhaupt wahrgenommen wird, sage ich mal. Darüber kommen Major, Oberstleutnant, Oberst, General; die haben etwas zu sagen. Da ist ein einfacher Captain America ein reiner Befehlsempfänger, kein Entscheider.
Für die Mannschaftsdienstgrade allerdings ist ihr Hauptmann die eine Kontaktperson nach oben; er wird respektiert, während die Ebenen über ihm belacht werden. Und anders als die Unteroffiziersdienstgrade hält man zu ihm Distanz.
Wenn Superheldencomics für Offiziere gedacht wären, dann gäbe es lauter Generals America.
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