Timo Off hat ein Thema für eine Blogparade vorgeschlagen: Schreibe einen Blogartikel über den Buchhändler deines Vertrauens: Was macht ihn oder sie besonders? In welchem Buchladen arbeitet er oder sie? Was macht den Charme dieser Person oder dieses Buchladens aus?
Dann oute ich mich mal: ich habe keinen Buchhändler meines Vertrauens. Bücher für mich selber kaufe ich grundsätzlich nur gebraucht, und zwar bei Buchhändlern über Amazon beziehungsweise abebooks.com oder zvab.com. Neuerscheinungen interessieren mich selten, und dann warte ich gerne eine Weile, bis ich das gebraucht kriege. Neue Bücher zu kaufen ist ehrenwert, man unterstützt Autoren, Verlage und Buchhandlungen – aber das ist nicht meine Aufgabe.
Klassensätze für die Schule bestelle ich bei der Tucholsky-Buchhandlung in München. Allerdings hielt ich es eine Weile auch für sinnvoll, Schüler ihre Lektüre selbst besorgen zu lassen. So vor einigen Jahren. Denn ich fand es wichtig, dass Schüler selber mal in eine Buchhandlung gehen und dort ein Buch bestellen oder kaufen. Ich kann mich noch erinnern, wie ich anfing, in Buchhandlungen einzukaufen. Mit öffentlichen Bibliotheken war ich spätestens seit der Unterstufe vertraut; ebenso mit Flohmärkten, Kiosken und Bahnhofsbuchhandlungen und dem wunderbaren kleinen Laden für gebrauchte Taschenbücher, Comics und Heftromane am Judenberg in Augsburg (meine Mutter hob mir den Zeitungsartikel auf, in dem von der Schließung des Ladens berichtet wurde; seitdem ist etwas ganz und gar Unwichtiges darin). — Aber Buchhandlungen waren etwas anderes. Damit fing ich erst mit sechzehn oder siebzehn an. Und es kostete mich schon etwas Überwindung. Deshalb fände ich es schön, wenn ich Schüler in Buchhandlungen schicken könnte.
Aber so viel Buchhandlungen wie in meiner Heimatstadt gibt es nicht mehr. Und wenn ich die Schüler heute ihre Bücher einzeln kaufen lasse, tun die sich natürlich zusammen, und einer von denen bestellt dann für alle bei Amazon. Auch nicht das, was ich wollte.
Ebooks lese ich nur, wenn ich die Bücher in einem offenen, ungeschützten Format kriege. Ich möchte nicht nur eine Lizenz zum Lesen, die jederzeit zurückgezogen werden kann. Aber wenn ich ein altes Buch lesen möchte, lese ich das auch mal auf dem Tablet, statt mir ein antiquarisches Exemplar zu besorgen.
Wenn ich für Neffen oder Nichten Kinderbücher brauche, mache ich einen Spaziergang in den LeseLotte Kinderbuchladen in der Reichenbachstraße. Große Auswahl, da finde ich immer etwas.
Bleiben noch Geschenke für Referendare und, sehr gelegentlich, Familie. Also keine gebrauchten Bücher. Ja, da gehe ich dann in die große Kette und schaue, ob ich etwas finde. (Denn ich schaffe es nie, rechtzeitig vorher daran zu denken, so dass ich eventuell noch Bücher bestellen könnten.) Selten finde ich, was ich suche. Da könnte ich mir etwas Besseres angewöhnen, auch wenn das nur zweimal im Jahr vorkommt.
Warum habe ich keinen Buchhändler, keine Buchhandlung meines Vertrauens?
Erstens kann ich meinen – großen – Bedarf an Büchern auch ohne decken. Auf die letzten zwanzig Bücher, die ich gelesen habe, bin ich auf folgende Weise gekommen: Besprechung in einem abonnierten Literaturmagazin (1x), geschenkt gekriegt (1x), wiedergelesen aus meiner Bibliothek (7x, untypisch viel), Fachbücher via andere Fachbücher oder Literaturlisten (2x), das abonnierte Literaturmagazin im Taschenbuchformat, herausgegeben von einer englischen Buchhandlung (1x), ausgeliehen von Frau Rau (2x), Empfehlungen im Internet (3x), im Regal bei anderen gesehen (1x), unbekannt/vermutlich Internet (2x). Auf Deutsch waren 5, auf Englisch 15 Bücher; vorrätig in Buchhandlungen dürften vielleicht 3 sein. (Enttäuschend waren 2 davon, das nur am Rand.)
Zweitens dürfte ich bei meinem esoterischen Büchergeschmack nur in Spezialbuchhandlungen die Beratung kriegen, die ich brauche, und davon kenne ich keine in München. Reinspazieren und fragen, was ich lesen könnte? Was für Schüler geeignet ist? Wie viel besser die eine Übersetzung von „Little Brother“ ist als die andere?
Eine Lieblingsbuchhandlung meiner Kindheit hatte ihre Bücher nach Verlagen sortiert. Das kam mir sehr entgegen, ich hatte meine Bücher selber lange so sortiert.
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