Aus dem Koalitionsvertrag CDU-CSU-SPD für die 18. Legislaturperiode:
Nach dem Vorbild der Eliteschulen des Sports werden wir mit den Ländern Gespräche aufnehmen, um die Einführung von Profilschulen IT/Digital mit dem Schwerpunktprofil Informatik anzuregen. Dabei ist die Kooperation mit Hochschulen oder Forschungseinrichtungen sowie gegebenenfalls privaten Partnern obligatorisch.
Natürlich rüge ich beruflich das Bild vom Informatiker als Kellergeschöpf und Nerd. Und betone, dass das ja gar nicht stimmt, und dass Informatiker vor allem keine Einzelgänger sind (sind sie ja auch wirklich nicht). Aber ich verstehe trotzdem, was die Studentin heute ausrief, als sie von dieser Idee hörte: „Oh wie schön, eine Schule für Nerds.“
Nicht dass es viel bedeutet, was da in diesem Koalitionsvertrag steht. Bildungspolitik ist Ländersache und so ein Koalitionsvertrag eh nicht besonders bindend.
„Zeitgemäßen Informatikunterricht ab der Grundschule“ wünscht man sich außerdem. Bin ich auch dafür. Aber wenn ich gleich danach lese, dass es zu diesem Behufe „Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrerinnen und Lehrer zur Medienkompetenz“ braucht, dann denke ich mir a) dass die schon wieder Informatik und Irgendwas-mit-Internet verwechseln, und b) dass die Entscheider wohl noch den algorithmenorientierten Informatikunterricht meiner eigenen Schulzeit vor Augen haben, wenn sie sich zeitgemäßeren wünschen.
(Weiterer Schwerpunkt im Vertrag, was IT betrifft: Frauenförderung.)
— Beim Mittagessen gemeinsam festgestellt, dass keiner sich je so sehr mit einem Koalitionsvertrag beschäftigt hat wie diesmal. Das liegt zum einen sicher daran, dass die Verhandlungen lange dauerten. Aber noch mehr dürfte es mit der Verfügbarkeit zu tun haben: Ratzfatz war der Koalitionsvertrag online (Blogeintrag Stefan Niggemeier dazu), erst bei Journalisten, dann an denen vorbei gleich beim Bürger. Und wir gewöhnen uns immer mehr daran, Informationen aus dem Internet herunterzuladen.
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