Einige Bundesländer – Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein – bereiten sich in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik auf ein länderübergreifendes Abitur vor. Schon dieses Schuljahr ist ein Aufgabenteil zentral gestellt. Dazu müssen die Aufgabenformen in den Ländern natürlich bekannt sein.
So richtig unbekannte Aufgabenformen gibt es dabei für Bayern nicht, zumindest was Deutsch und Englisch betrifft; bei Mathematik kenne ich mich weniger aus. Vorsichtshalber haben sich die beteiligten Ländern dennoch darauf verständigt, dass Probeklausuren in diesen Fächern geschrieben werden, und zwar im Herbst 2013.
Details regelt jedes Land selber. Bayern hatte sich für diese Lösung entschieden: Die Probeklausuren finden zusätzlich zu den regulären Klausuren statt. Sie müssen benotet werden. Die Schüler entscheiden selber, welche der beiden Klausuren als Klausur – also gewichtiger – zählt, und welche als kleiner Leistungsnachweis etwas weniger.
Sehr früh regte sich Unmut gegen diese Regelung. Hier gab es Stimmensammlung für eine Petition. Lesenswert sind die Argumente gegen das Probeabitur und die Kommentare darunter, lesenswert auch die „Richtigstellung Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus.“ Tenor: Alles kein Problem.
Irgendein Problem hat es dann aber wohl doch gegeben: Vor einer Woche hieß es (Pressemitteilung), die Schüler können sich nun auch dafür entscheiden, dass sie die Klausurnote gar nicht in die Bewertung einfließen lassen. Warum? „Es ist unser Anliegen, nur die Leistungen der Schülerinnen und Schüler für das Abitur zu werten, die auch ihren Leistungsstand zuverlässig abbilden.“ Anscheinend haben also die Leistungen in den Probeklausuren nicht den Leistungsstand der Schüler zuverlässig abgebildet.
Die Lehrer sind nicht sehr erfreut. Das waren bayernweit geschätzte 150.000 Arbeitsstunden, zusätzlich oder statt anderer Unterrichtsvorbereitungen, die jetzt – sagen wir: plötzlich weniger wichtig wurden als ursprünglich geplant. (Kostenneutral, der Steuerzahler muss keine Sorgen haben.) Nicht eingerechnet ist der zusätzliche Aufwand für viele Lehrer, jetzt noch vor Notenschluss weitere Noten zu erstellen: In Bayern gibt es in der Oberstufe eine Mindestzahl an Leistungserhebungen pro Halbjahr, die gemacht werden müssen, und wer die Probeklausur eingerechnet hatte, hat sich verrechnet.
Klar war das eine wertvolle Übungsmöglichkeit für unsere Schüler, für die uns kein Aufwand zu hoch sein sollte. Ein paar Dingen würden mich trotzdem interessieren:
- Sind die Ergebnisse tatsächlich so schlecht ausgefallen, wie gemunkelt wird, oder war das nur Panikmache? In Deutsch, Englisch und Mathematik? In der Presse ging es meist um Mathe.
- Wenn ja, woran liegt das? Schlechte Vorbereitung? Fehlende Nachhaltigkeit? Zu kurze Vorbereitungszeit? Gerade in Mathe kommt es häufig vor, dass Schüler vor dem Abitur in den Osterferien einen Mathe-Crashkurs belegen. Geht es ohne diesen einfach nicht? Woran liegt das? Soll man das ändern?
- Wie waren die Ergebnisse in den anderen teilnehmenden Bundesländern? Genaue Noten interessieren mich nicht, zumal die Arbeiten aus verschiedenen Gründen ja doch nicht ganz vergleichbar waren und nie miteinander verglichen werden sollten. Man hört da bisher gar nichts.
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