„Auch das Abitur bedeutet heute nicht mehr ohne Weiteres Studierfähigkeit.“ So wird Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) Anke Hanft, Professorin für Weiterbildung und Bildungsmanagement an der Universität Oldenburg, in der FAZ zitiert.
Vielleicht ist das auch ganz in Ordnung. Abitur für alle, und die Unis entscheiden dann selber über den Hochschulzugang. Das läuft letztlich auf ein Gesamtschulsystem nach englischem oder amerikanischem Vorbild hinaus. Oder auf verschiedene Schularten, die auf verschiedenen Wegen zur Hochschulreife führen – allerdings haben wir das jetzt schon, es wird allerdings nicht als solches propagiert.
Ich vermute, dieses Quasigesamtschuslystem würde zu weniger Spitzenförderung führen und zu mehr privaten Eliteschulen. Aber vielleicht würde es andererseits viel Druck aus dem System nehmen, Inklusion ermöglichen, Spätentwicklern bessere Chancen geben. Das mag alles besser sein oder schlechter als jetzt. So oder so halte ich es für wichtig, das alles offen zuzugeben und nicht so zu tun, als qualifiziere das aktuelle Abitur per se für ein Studium.
Wie sollen die Unis entscheiden, wer studieren darf? An anerkannten Auswahlkriterien gibt es bisher vor allem die Abiturnote, die bei Studiengängen mit einem numerus clausus herangezogen wird. Diese Note halte ich für ziemlich aussagekräftig, aber „ziemlich“ ist vielleicht nicht gut genug. Dass diese Note bei Studiengängen wie Kunst, Sport oder Musik nicht ausreicht, ist akzeptiert; dafür gibt es seit jeher eigene Eignungsfeststellungsverfahren. Aber auch für andere Studiengänge richten Universitäten Eignungstests ein. Hier schreibt die Süddeutsche über Probleme damit: Wer gegen eine Ablehnung klagt, kriegt möglicherweise recht, so dass die bayerische Regierung die Einführung von neuen Eignungstests erschwert, auch bereits bestehende sind gefährdet: offiziell befähigt das Abitur halt zu allem.
(Beim Recherchieren gesehen: Schon 1978 schrieb der Spiegel über Akzeptanzprobleme von Eignungstests, und klagte 1992, dass das Abitur nichts mehr wert sei, weil das Niveau an den Gymnasien gesunken sei und mehr Schüler Abitur machten. Also vielleicht ist das gar nicht so dramatisch.)
Schreibe einen Kommentar