LRS nicht mehr im Zeugnis: In Bayern kann Schülern eine Lese-Rechtschreib-Schwäche („LRS“) oder eine Lese-Rechtschreib-Störung („Legasthenie“) attestiert werden. In beiden Fällen führt das in der Regel zu mehr Zeit bei Aufsätzen und zurückhaltender oder ausbleibender Bewertung der Rechtschreibung, das wird allerdings für jeden Fall individuell festgelegt. LRS muss man alle paar Jahre neu attestieren lassen, Legasthenie gilt für die gesamte Schulzeit – insbesondere auch für die Oberstufe, denn da steht der Vermerk über LRS oder Legasthenie nämlich auch im Abiturzeugnis. Jetzt hat ein Gericht entschieden, dass dieser Vermerkt nicht im Abiturzeugnis stehen darf.
Bisher führte die Unterscheidung LRS/Legasthenie dazu, dass Schüler, die den Vermerk nicht im Abiturzeugnis wollten, ihre LRS notgedrungen nach der zehnten Jahrgangsstufe nicht mehr verlängerten. Ich bin gespannt, ob die Unterscheidung LRS/Legasthenie aufrecht erhalten bleibt.
Familie trifft Schule schreibt über einen Text des Erziehungswissenschaftlers Volker Ladenthin in der FAZ. Ladenthin meint: „G8 wird die Studienzeit verlängern“, der Blogeintrag eher: „Die Universitäten werden über kurz oder lang einknicken (müssen) und Abschlüsse leichtfertiger vergeben.“
Ladenthin beschreibt anschaulich den Entwicklungsstand seiner jungen Studierenden. Ist das G8 daran schuld, oder die „zunehmende Heterogenität“ der Schüler am Gymnasium, wie das jetzt offiziell heißt, oder gesellschaftliche Faktoren außerhalb der Schule? Ich weiß nicht, ob Studenten früher anders waren – die Studenten, mit denen ich mich herumgetrieben habe, waren möglicherweise nicht repräsentativ.
Unser Unterrichtsminister Spaenle setzt den „Gesprächsprozess zur Weiterentwicklung des bayerischen Gymnasiums“ fort (Pressemitteilung). Der ist inzwischen nicht nur „ergebnisoffen“ (sprich: keine Rückkehr zum G8), sondern „ergebnisoffen und strukturiert“ (sprich: keine Rückkehr zum G8, und keine Störungen bitte).
Einige Instrumente und Errungenschaften, die diesem Anspruch [„unsere jungen Menschen in ihrer Vielfalt möglichst optimal fördern“] gerecht werden, werden im bayerischen Gymnasium bereits praktiziert, nämlich z.B. die Intensivierungsstunden, aber auch die W- und P-Seminare sowie der Ausbau der Ganztagsangebote.
Werden die Intensivierungsstunden immer noch als große Errungenschaft verkauft? Das Unterrichtsministerium selber hat den Gymnasien empfohlen, stattdessen in der 8. Klasse eine verpflichtende zusätzliche Stunde Mathematik einzuführen, und in der 10. das gleiche mit Deutsch.
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