Manchmal, und vermutlich traditionell, wird an der Uni über Verschulung geklagt. Oder über Bologna. Seit dem mit diesem Schlagwort verbundenen Umgestaltungsprozess ist das Studium ja modularisiert, das heißt unter anderem, dass jede Veranstaltung eine bestimmte Menge an Credits (European Credit Transfer System) wert ist. Im Laufe eines Studiums – sagen wir Lehramt Gymnasium – muss man insgesamt gut 270 ECTS-Punkte in verschiedenen Bereichen erbringen, das steht in der Lehramtsprüfungsordnung I.
Dabei stehen diese Credits nicht für eine gute oder schlechte Leistung, sondern allein für den Arbeitsaufwand. Dabei entspricht 1 Credit etwa 30 Stunden Arbeit, im Schnitt rechnet man pro Semester mit 30 Credits Arbeit. So ein Semester hat etwa 15 Wochen.
Eine typische zweistündige Veranstaltung ist zum Beispiel 3 ECTS wert. Ein Drittel der 90 Zeitstunden, denen das entspricht, ist durch die Anwesenheit in der Veranstaltung abgedeckt, zwei Drittel bleiben für die häusliche Nachbereitung. Zumindest theoretisch…
— Gibt es so etwas auch für die Schule? Zumindest hat die KMK festgelegt, wie viele Schulstunden Schüler bis zum Abitur insgesamt hinter sich gebracht haben müssen. Aber wie viel häusliche Arbeit außerhalb der Stunden darf man verlangen? In der Schulordnung und Praxis heißt es, dass man das irgendwie koordinieren soll, etwa durch Eintrag in ein Klassenbuch, in das jeder Lehrer einträgt, wie viele Minuten Hausaufgabe man aufgibt, damit das ingesamt nicht zuviel wird.
In einem Schülerblog hat eine Schülerin protokolliert, wieviel Zeit sie für die Schule aufwendet. Bayerisches Gymnasium, Oberstufe. Hier das Ergebnis. (Link via susiiiq.) Kurzfassung: 49 Stunden und 28 Minuten.
Im Deutschunterricht kommt die Hausaufgabe meist punktuell, dann aber zeitintensiv – Aufsätze schreiben, Lektüren lesen. Im Informatikunterricht würde ich am liebsten viel Hausaufgabe geben – Programmierübungen, denn Programmieren lernt man nur durch Programmieren.
Kurzum: Wieviel ECTS ist mein dreistündiges Informatik wert? Sind alle Fächer gleich viele ECTS wert? Macht es einen Unterschied, ob es ein Lernfach oder ein Übungsfach ist, ein Pflichtfach, ein Abiturpflichtfach, oder nicht? Immerhin wüssten die Schüler dann, wie viele Stunden erwartet würden.
Wenn man die Uni schon verschult, könnte man ja vorher auch die Schule verschulen.
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