Neulich war der Computerraum einmal während meiner Deutschstunde frei. Zuvor hatte ich an epischen Texten gezeigt, auf was man alles achten kann, jetzt sollten die Schülerinnen und Schüler zwei vorbereitete Kapitel aus Fontanes Irrungen, Wirrungen annotieren, jeweils eine Hälfte des Kurses ein Kapitel. Technisch war das dann doch nicht so einfach, aber darüber habe ich anderswo schon geschrieben, so dass eigentlich gar nicht so viel Zeit zum Arbeiten war.
Insgesamt geht das aber sehr schön mit Google Docs: Da gibt man ein Dokument zur Kommentierung frei, und jeder, der den Link dazu erhält, kann Kommentare einfügen – aber sonst nichts am Text ändern. Ganz ohne Anmeldung. Und den Text kann man mitsamt Kommentaren als Textdatei exportieren und weiterbearbeiten, wenn man möchte. So sieht ein Ausschnitt aus dem Ergebnis aus:

Die gelben Kommentare sind von mir und teilweise auch Reaktionen auf vorherige Kommentare. Ich war überraschend beeindruckt davon, was die Schülerinnen da alles fanden und kommentierten. Zugegeben, es war die Leistung eines ganzen Kurses, und einzeln sieht man in einer Prüfung meist nur einen Bruchteil davon. Ein wichtiger Punkt ist wohl auch, dass man während der Beabreitung schon sieht, was die Mitschüler an anderen Ecken und Enden des gemeinsamen Dokuments gerade treiben. Da wird man erstens inspiriert und glaubt zweitens auch eher daran, dass wirklich viel zu dem Text gesagt werden kann.
Fußnote 1: Fast alle Mädchen fanden Fontane die beste Schullektüre dieses Jahres. Fast alle Jungs fanden eine Novelle der Romantik die beste Schullektüre dieses Jahres.
Fußnote 2: Weil einige Schüler eine vergleichbare Hausaufgabe dazu nicht gemacht hatten, mussten sie ein neues Kapitel aus dem Roman aus dem Web in ihr Textverabreitungsprogramm kopieren und dort mindestens zehn solcher Kommentare einfügen. Hat mir als Ersatzaufgabe gefallen. (Eine Konsequenz muss ein. Kuchenmitbringen mache ich nicht, und über Hausaufgaben werde ich noch einmal schreiben müssen.)
Fußnote 3: Google Docs/Drive ist das beste Werkzeug dazu, das ich kenne. Ein Wiki geht nicht, weil damit kein gleichzeitiges Bearbeiten möglich ist. (Oder gibt’s da inzwischen was, am besten mit Echtzeitansicht? Dass unterschiedliche Abschnitte gleichzeitig bearbeitet werden können, weiß ich.) Ein Etherpad geht zur Not, auch wenn die Benutzer da nicht nur kommentieren können, sondern volle Kontrolle über den Text haben. Es gibt tolle Dienste zum Kommentieren von pdf-Dateien, aber ich kann dann den Text dann nicht mehr zurück nach Office bringen – und vor allem erfordern diese Dienste Teilnehmeraccounts. Und das ist mit Schülerinnen kaum möglich.
Schreibe einen Kommentar