Heute begann das Deutsch-Abitur in Bayern, ich weiß nicht mein wievieltes. Bei den ersten war ich noch nervös, aber seit etlichen Jahren ist das Routine geworden. Unterricht, der ist immer noch aufregend, und eigene Klausuren auch ein bisschen, aber das Abitur sieht mich äußerst gelassen – auch weil ich weiß, dass die Schülerinnen und Schülern gut vorbereitet sein müssten. Die Prüfung ist jetzt nicht mehr meine Aufgabe. Klar korrigiere ich noch und mache vor allem Aufsicht.
Abituraufsicht: Das habe ich heute zwei Stunden lang im Klassenzimmer gemacht, ganz ohne Fremdbeschäftigung. Im Eck hing ein Poster mit den zwölf olympischen Göttern. Die Namen konnte ich auch mit Brille nicht lesen, nur die Länge der jeweils griechischen und römischen Bezeichnungen schätzen. Über den Namen waren Statuen abgebildet, an denen konnte ich mich orientieren. Immerhin weiß ich, dass Hades nicht dazu gehört und die übrige Besetzung ein wenig schwanken kann. (Dionysos? Hestia?) Das hat mich eine Weile beschäftigt.
Über meine schriftlichen Prüfungen schreibe ich übrigens immer „1. Schulaufgabe aus dem Deutschen“ oder „2. Klausur aus der Informatik“. So habe ich das als Schüler kennengelernt. Nach dem Referendariat dachte ich irgendwann, modern sein zu wollen, und wählte „3. Stegreifaufgabe (Englisch)“ – aber seit einiger Zeit bin ich wieder zu der schönen altmodischen Formulierung zurück. Man braucht doch auch Traditionen.
Ich bin jetzt übrigens seit über 20 Jahren Lehrer, wenn man das Referendariat mitrechnet. Im Jahr 2000 war die Angabe zum Deutsch-Abitur noch 7 Seiten lang (im Leistungskurs), bei 6 Themen. Inzwischen sind es 5 Themen und 24 Seiten. Nu.
Danach habe ich noch einmal zwei Stunden Aufsicht gemacht, diesmal auf dem Gang. Da darf man sich auch nicht fremdbeschäftigen. Also wacht man mit dem Kollegen über die Toiletten, da nur immer ein Schüler beziehungsweise eine Schülerin gleichzeitig hinein darf. Auf dem Tisch improvisiert man sinnige Marker (siehe Informatik, „Semaphore“), um sich merken zu können, welche Toilette gerade besetzt ist. Und spekuliert, wer sich wohl die Hände gewaschen hat und wer nicht.
Ansonsten bin ich gerade Strohwitwer (Frau Rau ist auf der re:publica) und mache mir ein Vergnügen daraus, die Lebensmittel aus Kühlschrank und Kartoffelkiste effizient zu Gerichten zu kombinieren. Asia-Gemüse und Kohlrabigrün aus der Pfanne, mit Chorizo.
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