Wenn am Ende der Lehrprobe die Schüler und Schülerinnen die Hausaufgabe gestellt kriegen, wissen sie genau, dass sie die dann doch nicht zu machen brauchen. Oft ist sie ja eh von einer Form, die bisher noch nie da gewesen war, sie ist ja auch eher für die Seminarlehrer gedacht.
Auch Lehrer kriegen manchmal solche Anweisungen. Gerne fangen die an mit „Wie Sie alle wissen“ (ein Signalwort dafür, dass man vergessen hat, rechtzeitig an eine Sache zu erinnern), aber auch so ist manchmal klar, dass man diese Anweisung nicht so ernst nehmen muss wie andere. Details sind hier leider nicht möglich.
Und siehe da, auch ganze Schulen kriegen solche Hausaufgaben. Die Schüler und Schülerinnen der Unterstufe müssen ab in Bälde jeweils 10 kostenlose Unterrichtsstunden Einführung ins Tastschreiben erhalten. (So der Fachausdruck für Zehnfingersystem.) Danach können die Kinder dann alleine mit entsprechender Trainingssoftware weiter üben. Diese 10 Stunden seien im Rahmen von Projekten möglich oder von Vertretungsstunden.
Auslöser für diese Anweisung ist wohl die bayerische Zukunftsstrategie „Digitale Bildung in Schule, Hochschule und Kultur“, vor Jahren beschlossen, und da steht nun mal drin, dass alle Schüler und Schülerinnen eine Einführung ins Taschreiben kriegen sollen. Man hört meinem Tonfall an, dass ich wenig davon halte. Wie wäre es stattdessen mit 10 Stunden Ukulele für alle? Das hielte ich für sinnvoller, aber wohl auch schwieriger umzusetzen.
Den Wunsch nach Tastschreiben höre ich immer wieder mal. („Da hat man was in der Hand! Und man hat das Gefühl, dass man auf eigenen Füßen steht. Da hat man was Eigenes!“) Mitunter kommt das in Kombination mit der Klage darüber, warum man überhaupt zwei Fremdsprachen lernen muss am Gymnasium, eine reiche doch völlig aus. Und Tastschreiben ist wirklich sehr praktisch für diejenigen, die viel Texte abschreiben, weil man dabei nicht auf den Bildschirm schauen kann. Ichhab’s ja auch mal gelernt. Für andere ist es auch praktisch, und wer will, kann das ganz alleine und zu Hause jederzeit lernen, als Kind oder als Erwachsener. Mit digitaler Zukunft hat das aber wenig zu tun. Andere Inhalte am Gymnasium kann man sich nicht so leicht selber beibringen, und deshalb gehört das Tastschreiben da erst hin, wenn auch Zeit für wichtigere Inhalte da ist. Also: Erst die Verkehrserziehung in den Vertretungsstunden, dann das Tastschreiben.
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