Marie von Ebner-Eschenbach, Prinzessin Leiladin. Ein Märchen

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1. Auf der Suche nach dem Text

norberto42 hat ein Märchen von Marie von Ebner-Eschenbach gelesen und darüber geschrieben. Aus meiner Schulzeit kannte ich ihr „Krambambuli“, das ich schlimm fand; inzwischen habe ich aber interessante Texte von ihr entdeckt: „Die Resel“, in der sich eine Gräfin die Geschichte eines Grabs erzählen lässt und dabei unerwartete Zusammenhänge hergestellt werden; „Die Poesie des Unbewussten“, eine Novelle in Form der Korrespondenz zwischen einer frisch verheirateten jungen Frau, ihrer Mutter, dem Ehemann und seiner Schwester, jeweils in wechselnden Konstellationen. Man erfährt nach und nach, dass die drei anderen Parteien versuchen, vor der jungen Frau ein Geheimnis um die Vergangenheit des Ehemannes zu verbergen. (Nur das Ende ist ein bisschen banal.)

Also wollte ich „Prinzessin Leiladin“ lesen. Ich habe die Erwartung, alte Texte in digital lesbarer Form kostenlos im Web zu finden, am liebsten als epub. Ich kenne verschiedene einzelne Sammlungen und Projekte, an allgemeinen Quellen kenne ich:

  • Gutenberg (eher das englische, wo es nicht so viele deutsche Texte gibt; zur Not auch das namensgleiche deutsche, wo es keinen ordentlichen Download gibt); zeno.org (nur selten mal Downloadmöglichkeit).
  • Deutsches Textarchiv (PDF, HTML, XML, aber kein epub; die Zeilenumbrüche müsste man sich also selber zusammenbasteln)
  • Wikisource (Originalschreibung, mit Downloadmöglichkeit)
  • archive.org (nur Originalscans, das OCR ist selten brauchbar)

Aber immer wieder einmal geschieht es, dass Texte, die ich suche, in dieser Form nicht gibt. Von Ebner-Eschenbach gibt es ein gutes Dutzend Texte und Sammlungen; „Prinzessin Leiladin“ ist ebenso wenig dabei wie das auch nicht uninteressant klingende „Die Prinzessin von Banalien“ (siehe kommenden Blogeintrag). Ich kann vermutlich digitale Ausgaben mit diesen Texten kaufen, weil sich ein Herausgeber oder Verlag die Mühe gemacht hat, die Texte zu digitalisieren, und dafür zurecht Geld verlangt. Ich kann vermutlich digitale Ausgaben mit diesen Texten aus Bibliotheken ausleihen, und zwar wahrscheinlich ebenjene Ausgaben dieser Verlage. Was es aber nicht gibt, ist – abgesehen von den genannten Quellen – eine zentrale kostenlose digitale Bibliothek gemeinfreier deutschsprachiger Autoren und Autorinnen. Ach, um das zentrale geht es mir gar nicht; ich hätte gerne nur insgesamt noch mehr Texte frei verfügbar zum Lesen. Bibliotheken werden staatlich oder kommunal unterstützt, sicher auch wissenschaftliche Digitalisierungsprojekte, aber könnte man nicht jemand abstellen, der solche Texte erstellt und bei Gutenberg einstellt?

2. Gedanken zum Text

Mit Genuss, aber vor allem Interesse gelesen. Die Geschichte ist ein Märchen, unrealistisch; vielleicht ein wenig parabelhaft? Es geht um einen Helden, der eine Prinzessin als Braut gewinnt; aber mit ihr nicht zufrieden ist. Vielleicht ist sie aber auch zu oberflächlich? Sie ist, zugegeben, „inwendig aus Pappendeckel.“ Jedenfalls pflanzt ihr der Held mit Hilfe eines Zauberers heimlich ein Herz ein, um ihr Tiefe zu geben, aber das Herz führt nur dazu, dass sie sich von ihm ab- und einem anderen zuwendet. Der passt in seiner eigenen Oberflächlichkeit aber auch besser zu ihr.

Lesen kann man das als Kritik an Oberflächlichkeit und Konventionen, klar. Der Zauberer ist Exotismus. Romantische Ironie und Übertreibung haben wir auch: „Zwei Seiten voll Punkte und Gedankenstriche würden nicht schildern, was der Held empfand, als er die schönheitsberauschten Augen auf dem in der Zauberbläue der Beleuchtung ersilbernden, rhythmisch abgetönten Angesicht der Geliebten ruhen ließ.“ Und man kann das lesen als die Geschichte einer missglückten Manipulation. Die Herzverpflanzung ist schon etwas übergriffig.

Das Ende hat etwas von einer typischen Conan-Geschichte: Der ungeschliffene Barbar kehrt dem überzivilisierten Hof und seinen grausamen Gesetzen wieder den Rücken, begleitet von einem Narren als Sidekick. Zu Pferd. Ein Unterschied ist aber: der Illusion, die sich der Held gemacht hat, wäre Conan nicht verfallen.

3. Zum Scanvorgang

Ich habe den Text aus der PDF-Datei bei archive.org geholt und ein speziell auf Fraktur trainiertes OCR-Programm darauf angewendet. Das funktioniert recht gut, Schwierigkeiten gibt es aber bei Ligaturen wie tt, tz, ch, ck, nicht aber ß; auch das t wird oft als f gelesen; das Semikolon und manche Punkte erscheinen als Kommas. Auch sonst erfordert das Nachbereitung, allein schon mal wegen der Zeilenumbrüche.

Fehler sind möglicherweise immer noch drin, ich freue mich über Hinweise. – Das macht es ja auch so schwer, definitive Ausgaben für Bibliotheken zu erstellen: Jemand muss dafür bürgen und zumindest ein bisschen geradestehen, dass der Text korrekt ist (und nicht etwa gar eingeschmuggelte Zoten enthält, auf die Idee könnte man ja kommen). Das kann ich als Privatmensch nicht, das muss eine Institution.

Ich habe das lange ſ dringelassen, man kann es ja leicht mit Suchen-Ersetzen entfernen. Die Antiqua-Einsprengsel habe ich als Code formatiert.

4. Jetzt endlich: Der Text

Am besten kopieren und in ein Textdokument einbauen, vielleicht als epub exportieren. Ich habe ein epub ohne langes ſ vorbereitet. Aber man kann die Geschichte natürlich auch im Blog lesen.

Prinzeſſin Leiladin. Ein Märchen

Es war einmal eine wunderſchöne Prinzeſſin. Sie hieß Leiladin und hatte die weißeſte Haut, die roſenfarbigſten Wangen und eine Fülle lichtblonder Haare, fein und weich wie Seide. Bis zu den Ferſen wallten ſie ihr nieder und umhüllten ſie gleich einem goldenen Mantel. Sieben Friſeure zogen immer hinter ihr her, um ihr prachtvolles Gelock in Ordnung zu halten. Sie kämmten es mit Kämmen aus der veilchenduftenden Schale der Königsſchildkröte und bürſteten es mit kleinen in Edelſteine gefaßten Beſen aus den Borſten des Edelſchweines, das alle hundert Jahre einmal am Kap der Träume geboren wird. Und wenn eines der Haare der Prinzeſſin beim Friſieren ausging, wurden allen ſieben Friſeuren die Köpfe abgeſchlagen.

Die Prinzeſſin aß und trank und ſchlief, ſie lachte und lächelte hold, machte nette Gedichte, ſchrieb nette Briefe, ſang und tanzte ſehr zierlich; ſie verſtand ſich vortrefflich darauf, die Geſandten fremder Höfe zu empfangen und den Vorſitz im Kronrate zu führen.

Von ihrer Schönheit, ihrer Wohlerzogenheit, von ihren Talenten und Tugenden wußte die halbe Welt, von einer Eigentümlichkeit, die ſie haffe, nur der Leibmedizinalrat, der Präſident des oberſten Kronrates und der alte getreue Hofnarr, ſonſt niemand. Am wenigſten ſie ſelbſt, denn es wurde als Staatsgeheimnis betrachtet: Die Prinzeſſin war nämlich inwendig aus Pappendeckel.

Der Präſident und der Leibmedizinalrat freuten ſich darüber und ſagten: „Dieſer Pappendeckelhaftigkeit verdankt ſie ihren bewunderungswürdigen, der exzeptionellen Stellung, die ſie einnimmt, ſo außerordentlich angemeſſenen Gleichmut.“ Der Hofnarr jedoch ſchüttelte den Kopf: „Wo aber, fragte er, „bleibt das Temperament, das ich meines Teils höher ſchätze als irgend etwas Hohes?“

Die Zeit kam heran, in der die Kronräte die Prinzeſſin aufmerkſam machten, daß es nun für ſie ſchicklich wäre, ſich zu verheiraten. Sie nahm das zur Kenntnis und erwiderte:

„Meine Kronräte wiſſen, daß ich immer alles tue, was ſich ſchickt. So verheiraten wir mich denn.“

Bewerber um die Hand einer ſchönen, reichen Prinzeſſin braucht man nicht lange zu ſuchen. Dutzendweiſe zogen ſie heran und bemühten ſich, jeder in ſeiner Art, das goldgefiederte Vöglein zu locken, mit deſſen Beſitz derjenige eines Krönleins verbunden war. Die Herren überboten einander in der glorreichen Ausübung ritterlicher Künſte oder ſuchten durch geiſtige Vorzüge zu bezaubern. Wer Verſtand hatte, entfaltete ihn wie der Pfau ſein Rad; wer Gemüt hatte, erſchloß deſſen Tiefen und ließ ihre Unermeßlichkeit ahnen.

Manche Woche ſchon dauerte das Wettbewerben, und keiner von den Freiern durfte ſich der geringſten Bevorzugung rühmen. Die Kronräte begannen die Geduld zu verlieren: „Entſchließe dich, erwähle einen und gib den übrigen den Laufpaß,“ beſchworen ſie ihre Gebieterin. Aber dieſe antwortete:

„Was würden die verabſchiedeten Herren von meiner Wohlerzogenheit denken? Man ſoll gegen alle ſeine Gäſte gleich liebenswürdig ſein. Ich mag nicht einer Perſon zu Gefallen für unhöflich gehalten werden von einer ganzen Geſellſchaft.“

Der Präſident und der Leibmedizinalrat geſtanden einander, daß ſich in dieſer Äußerung eine Eitelkeit kundgebe, deren ſie die Prinzeſſin unfähig gehalten hätten. Da lachte der Hofnarr ſie aus und ſagte:

„Wozu habt ihr euern Verſtand, wenn ihr nicht unter an derem auch wißt, daß Pappendeckelhaftigkeit und Eitelkeit unzertrennlich ſind?“

Endlich entſchloſſen ſich die Räte, die Wahl ſelbſt zu treffen. Sie ſollte auf den fallen, der die Prinzeſſin am uneigennützigſten liebte, und die Würdenträger griffen, um darüber ins reine zu kommen, zu einem altbewährten Mittel, Sie luden die Freier zu einer vertfraulichen Sitzung ein, und der Redner ſprach zu ihnen:

„Es iſt ein Nebenſächliches, was wir euch zu eröffnen haben, Hohe und Edle, und wird wirkungslos an euch abprallen, und dennoch geziemt ſich’s, daß wir es euch mitteilen. Wiſſet denn, unſer die Archive unermüdlich durchforſtender Rechtsgelehrter iſt auf einen Paragraphen im Geſetz geſtoßen, der unſere Prinzeſſin ihres Reiches und ihrer Reichkümer verluſtig macht, ſobald ſie ſich vermählt. In dieſem Falle ſoll die Hochzeit mit königlichem Gepränge ausgerichtet, die Neuvermählte bis an die Grenze gebracht und dort entlaſſen werden auf Nimmerwiederkehr, und ohne anderes Heiratsgut als ihre Bettlade, ein Kiſſen und eine Decke.“

Die Geſichter ſämtlicher Bewerber verlängerten ſich ſehr während dieſer Rede, nur das eines jungen Helden, eines hübſchen, blondhaarigen Burſchen mit ſchwärmeriſchen Augen und kräftigen Fäuſten wurde immer runder und ſtrahlte vor ſtiller Hoffnungsfreudigkeit wie der helle Vollmond.

Eine finſtere Wolke glitt darüber hin, ſo oft einer der anderen Freier das Wort ergriff. Der eine wollte ſich als der wahrſte Freund der Prinzeſſin aufſpielen und riet: „Sie laſſe das Heiraten ſein und regiere nach dem Muſter anderer großer unvermählt gebliebener Herrſcherinnen.“

„Schlechte Geſetze ſoll man aufheben,“ erklärte ein anderer; ein dritter meinte: „Oder umgehen,“ und ein vierter wußte ſchon, wie das zu machen ſei.

Da ſprang der junge Held auf und rief: „Das Geſetz ſoll unangetaſtet bleiben, es iſt weiſe und liebevoll: es ſorgt dafür, daß die himmliſche Prinzeſſin nur von einem heimgeführt wird, dem ſie, dem ihr eigenes, holdes, hohes Selbſt als Inbegriff aller Erdengüter gilt. Daß ſie doch mir zuteil würde! Ich ſchenkte euch gern die Mitgift, die euer Paragraph ihr auswirft. Behaltet euer Bett, eure Decke, euer Kiſſen. Mein Schild ſoll ihr Bett ſein, mein Mantel ihre Decke, mein Arm ihr Kiſſen, bis ich ihr die Welt erobere und zu Füßen lege, was gewiß geſchieht, denn der Glücklichſte unter der Sonne muß auch unüberwindlich ſein.“

Als die Freier ihn ſo reden hörten, dachten ſie: „Der verdirbt uns den Markt,“ und erklärten in heller Empörung, um Abſurditäten anzuhören, wären ſie hier nicht verſammelt, wurden aber bald überſchrien. Die Räte hatten ſich auf den Balkon begeben, ſchwenkten ihre Taſchentücher und riefen: „Heil! dreimal Heil! Es lebe der Bräutigam!“

Grenzenloſer Jubel erſchallte, die Türen öffnefen ſich vor den hereinſtrömenden Hofleuten, Bürgern, Soldaten, Männern aus dem Volke. Eine brauſende Verwirrung herrſchte, bis es gelang, den allgemeinen Enthuſiasmus auf den richtigen Gegenſtand zu lenken.

Am verwirrteſten war der Held ſelbſt und geriet in Enftrüſtung, als er hörte, daß man ihn auf die Probe geſtellt und ein bißchen an der Naſe herumgeführt hatte. Doch ſah er ſich auf dieſe Art zu einem ſo ſchönen und herrlichen Ziel gebracht, daß ſein Ingrimm nicht lange anhielt, ſondern im Glutmeer des Glückdes, das in ſeiner Seele wogte, zerſchmolz wie ein Stückchen Blei in einem Hochofen.

Auch Leiladin, die Schöne, ſtrahlte vor Vergnügen. Die uneigennützige Liebe, die ihr der Held bewieſen hatte, ſchmeichelte ihr außerordentlich und verſetzte ſie in roſige Laune. Sie ließ über tauſend ihrer Photographien unter die Leute verteilen, die ſich glückwünſchend nahten, Geſchenke brachten oder (auch das kam vor) ſolche zu erhalfen wünſchten. Sie trieb Verſchwendung mit ihrem huldreichſten Lächeln und bezauberte die leer ausgegangenen Freier durch verſtohlene Blicke aller Gattungen: ſentimentale, herausfordernde, verſtändnisinnige und – was weiß ich! – Jeder der Herren bildete ſich ſchon nach wenig Stunden eint „Mich liebt ſie, mich. Der vierſchrötige Held wurde ihr nur von ihren Räten aufgehalſt. Ich habe im Grunde nicht nötig, jede Hoffnung aufzugeben.“

So befanden ſich denn alle in Feſtesſtimmung – mit Ausnahme des Narren. Der erſchien beim Galadiner ganz verweint; die Schellen an ſeiner Kappe waren mit ſchwarzem Trauerflor überzogen: er ächzte und ſtöhnte, als er ſich auf ſeinem gewöhnlichen Platz, einem Kiſſen zu Füßen der Prinzeſſin, niederließ. Sie ahnte ſogleich etwas für ſie Schmeichelhaffes, nämlich: „Der arme alte Knecht iſt in mich verliebt und unglücklich über meine Verheiratung.“

„Was iſt dem Narren?“ fragte ſie.

„Laß deine Räte peitſchen,“ ſprach er.

„Warum?“

„Sie haben ſich geirrt und den Unrechten erwiſcht. Einen Feuerbrand für mein Wachspüpchen! Mein Wachspüppchen ſoll einen Schneemann haben, weg von meinem Wachspüpchen mit dem brennenden Span! Deine Räte verdienen die Peitſche! Laß die Räte peitſchen!“ rief er ſo lange, bis er ſelbſt gepeitſcht wurde.

Die Prinzeſſin hatte Eile, ſich ihrem von Seligkeit und Bewunderung trunkenen Bräutigam im beſten Lichte zu zeigen, als Regentin inmitten des Kronrates, als Muſikerin, Reiterin, Tänzerin. Plößtzlich fiel ihr ein, daß ſie noch keine Probe ihrer Beleſenheit gegeben hatte, und ſie beſchloß, das Verſäumte nachzuholen.

Eines Morgens traf er ſie, bereits köſtlich gekleidet, im Garten, lief ihr fröhlich entgegen und ſprach: „So früh ſchon draußen? und ſchon ſo ſchön friſiert! Sie müſſen ja aufgeſtanden ſein, ehe noch der Tag gegraut.“

„Gegraut?“ verſetzte ſie, „Heinrich, mir graut’s vor dir. Goethe, Sie wiſſen.“

Beim Frühſtück, als ſie ihm einen Teller voll Brezeln präſentierte, geſchah’s mit der Aufforderung:

„Greift nur hinein ins volle Menſchenleben . . . Vorſpiel zu Fauſt. Sie wiſſen.“ Als ſie aus ihrer Teetaſſe den letzten Schluck getan, widmete ſie ihm den Nachruf:

„Der iſt beſorgt und aufgehoben… Schiller. Sie wiſſen.“

Ganz verblüfft ſah der Held ſie an, und ſie freute ſich deſſen, denn Verblüfftheit iſt ja die moderne Form der Bewunderung, und blieb den ganzen Tag über der verkörperte Zitatenſchatz.

Sie ſpazierten unter hohen Bäumen: ein Vöglein fiel aus dem Neſte gerade vor ſie hin. Der Held hob es auf, zeigte es der Prinzeſſin und ſagte: „Es iſt tot; geſtorben…“

„Auch Patroklus iſt geſtorben. Homer, Sie wiſſen,“ unterbrach ſie ihn.

„Zu ihren Füßen,“ fuhr er fort: und ſie ſchnitt ihm wieder das Wort ab:

„Zu Ihren ſüßen Füßen, Heine, Sie wiſſen.“

Ungeduld wollte ihn erfaſſen – ein Blick auf ihre ſieghafte Schönheit entwaffnete ihn. Eine wahre Lichtgeſtalt, ſchritt ſie neben ihm hin in ihrem weißen, purpurumſäumten Gewande, die jungfräulich ſchlanke Geſtalt, von den ſchimmernden Wellen der unvergleichlihen Haare umfloſſen, die die Friſeure eben wieder geordnet hatten.

Er betrachtete ſie mit innigſter Bewunderung und ſagte bewegt: „Prinzeſſin, ich habe ſchon viele Prinzeſſinnen geſehen, eine ſo herrliche wie Sie ſind, aber noch nie!“

Sie ſenkte beſchämt die Augen; dieſes allerdings etwas matte Lob erſchien ihr empörend unzulänglich: „Il y a fagots et fagots. Moliere. Sie wiſſen, hoffe ich,“ entgegnete ſie, und ihn überfam ein unerträglich maßleidiges Gefühl:

„Ja wohl, ich weiß,“ rief er aus. „Iſt in der Haude- und Spenerſchen Buchhandlung zu Berlin erſchienen und koſtet ſechs Mark fünfzig. O Leiladin, teure Holdheit, ſagen Sie „Mäh“ – aber es komme aus Ihrem eigenen Kopfe!“

Da war ſie beleidigt, wie die Pappendeckelnen beleidigt ſind, bis auf den Kleiſter, und als der verliebte Held ſah, daß ſie den reizenden Mund verzog und daß ihre Stirn ſich umdüſterte, ergriff ihn ein heftiger Schmerz. Die ganze Nacht hielt bittere Reue ihn wach; ſein Benehmen gegen ſeine angebetete Braut erſchien ihm roh, und er hatte keinen heißeren Wunſch, als das begangene Unrecht gut zu machen.

Am nächſten Tage bat er um Verzeihung mit der Demut und Inbrunſt eines Kindes, und die Prinzeſſin hatte ein zierliches, aber ſehr ſparſames Lächeln und ermahnte ihn:

„Beleidigen Sie mich nur nie wieder.“

Sie waren auf einen Altan des Palaſtes getreten und ſahen auf den Marktplatz hinunter. Über dieſen bewegte ſich ſchweigend und langſam eine dichte Menſchenmenge, die einem kleinen traurigen Zuge das Geleite gab. Er beſtand aus ſieben Männern in den verſchiedenſten Lebensaltern; ein flaumbärtiger Jüngling eröffnete, ein Greis in weißen Haaren ſchloß ihn. Die ſieben waren barhäuptig und barfüßig, trugen Armeſünderhemden und Stricke. um den Hals geknüpft. Hinter ihnen ſchriffen der Scharfrichter und ſeine Geſellen, neben ihnen die geharniſchte, ſehr betrübt dreinſchauende Scharwache.

Ganz zuletzt kam der Narr.

Er balancierte auf den Spitzen der Daumen und der Zeigefinger ſeiner hochherhobenen Hände ein Schränkchen aus Kriſtall, in dem auf blauſeidenem Kiſſen eine goldene, edelſteinbeſetzte Spule lag. Sie war umwunden mit etwas Feinem, Köſtlichem, das ſich vom Balkon aus nicht genau unterſcheiden ließ, das aber glänzte wie Sonnenlicht. Ein Fähnlein mit der Inſchrift: „Corpus delicti“ war auf dem Kaſten befeſtigt.

„Was bedeutet dieſer Aufzug? Wer ſind dieſe Menſchen?“ fragte der Held, und die Prinzeſſin antwortete:

„Es ſind meine Friſeure, die man zum Blocke führt.“

„Zum Blocke? Was haben ſie getan?“

„Das ärgſte, was Friſeure tun können, Sie haben mir ein Haar ausgeriſſen.“

„Eines, alle zuſammen?“

„Doch nicht. Nur einer wird es getan haben.“

„Nur einer, und ſieben müſſen ſterben?“

Die Prinzeſſin zuckte die Achſeln: „So gebietet ein neues Geſetz.“

„Ein wahnwitziges Geſetz…“

„Entſchuldigen Sie, ein vernünftiges Geſetz. Es bezweckt, daß jeder Friſeur ſich nicht nur ſelbſt in acht nimmt, mich ja nicht zu rupfen, ſondern auch ſehr acht gibt, daß die andern es nicht fun. Und dann, wie vereinfacht es den ſonſt oft labyrinthiſch verſchlungenen Rechtsweg. Kein langes Forſchen nach dem eigentlichen Täter. Kein Verhör, keine Zeugenvernehmung, keine Indizienbeweiſe, nichts. Links das Corpus delicti, rechts der Block, Punktum.“

Der Held lächelte wehmütig. „O Prinzeſſin,“ ſprach er, „Ihnen dürfte nicht einmal der Heiland der Antimitleids-Apoſtel vorwerfen, daß Sie „verchriſtelt“ ſind!“

Sie hatte keine Ahnung von dem, was er damit meinte, denn ſie wußte nichts von moderner Moral, ſondern war der naivſte Pappendeckel der Welt.

„Was doch die Erziehung macht!“ dachte der Held. „Die der Prinzeſſin ſcheint den Plan verfolgt zu haben, gegen jedes der geſunden Menſchennatur angeborene gute Gefühl Dämme aufzurichten. Ich aber will ſie niederreißen, einen nach dem andern.“

Er ſprang vor, lehnte ſich über die Brüſtung des Balkons und rief hinunter: „Halt, im Namen der Prinzeſſin, halt!“

Der Zug ſtand ſtill, und der Verſtand Leiladins gleichfalls, ob der Vermeſſenheit ihres Bräutigams. Dieſer ließ jenem aber nicht Zeit, ſich wieder in Bewegung zu ſetzen; er beſchwor die Räte, den Hofſtaat und ſogar die abgewieſenen, aber noch hoffenden Freier, ihm bitten zu helfen, um Begnadigung der Friſeure. Seine Wärme, die Innigkeit, mit welcher er flehte, riß viele hin. Sie unterbrachen ihn oft mit lauten Äußerungen ihres Beifalls, während er zu der Prinzeſſin ſprach:

„Sehen Sie empor, der Himmel umdüſtert ſich, der Sturm beginnt zu heulen; bald wird dieſe wundernette Stadt und ihre blühende Umgebung von grauen Regenvorhängen verhüllt, alle ihre Farbenpracht ausgelöſcht ſein, und graue Eintönigkeit uns anſtarren aus leeren Augenhöhlen. Es dürfte ſich ſcheußlich machen. Und troßdem werden wir der unfreundlich trüben Welt hie und da noch einen Lichtſchimmer und einige Annehmlichkeiten abzugewinnen wiſſen, und mit Liebe und Treue an ihr hangen. So auch unſere Friſeure an ihrer, weiß der Teufel keineswegs erquicklichen Exiſtenz. Sie ſterben ungern, man ſieht’s; ſie teilen den, vielleicht irrtümlichen, aber weit verbreiteten Glauben, daß Atmen ein Glick und das Leben ein hohes Gut ſei. Nehmen Sie es ihnen nicht: laſſen Sie die Bedauernswürdigen noch eine Zeit lang ihre irdiſche Mühſal genießen.“

„Mühſal genießen?“ rief einer der Freier ſpöttiſch. Es war der patzigſte von allen, der Fürſt aus Leimſiedeland, und mit ſeinem ſchwarzbraunen Geſicht und dem üblen Geruch, den er verbreitete, dem Helden äußerſt zuwider. Der nahm von ſeinem Einwand nicht mehr Notiz, als wenn ein Froſch gequakt hätte, und fuhr fort, die Prinzeſſin anzuflehen:

„Junge Herrſcherin! In Ihrer Macht ſteht es, den heutigen Tag zu dem ruhm- und ſegensreichſten Ihrer bisherigen Regierung zu machen. Verſäumen Sie die Gelegenheit nicht. Begnadigen Sie dieſe Unglücklichen und heben Sie ſogar das Geſetz für immer auf, das den Haarkünſtlerberuf an Ihrem Hofe zu einem ſo entſetzlich gefährlichen macht.“

„Wohin denken Sie?“ antwortete die Prinzeſſin, und ſtand im Geiſte bereits auf den Hinterfüßen. „Ein Gesetz aufheben – das gehört ſich nicht.“

„Kürtzlich erſt,“ miſchte der Herr von Leimſiedeland ſich ein, „meinte er das ſelbſt und eiferte gegen die Aufhebung eines Geſetzes. Jetzt iſt er Feuer und Flamme für eine diesfallſige ſolche.“

Der Held geriet in Zorn über dieſes albern bösartige Gerede im Geſchäftsſtil und war ſehr bereit, es nach Heldenart zu widerlegen:

„Leimſieder!“ rief er aus, „ich werde Ihnen feuern und flammen!“ und ſtürzte auf ihn zu, und würde ihn übel zugerichtet haben, wenn die Kronräte ihn nicht durch ihre geſchickte Dazwiſchenkunft daran verhindert hätten.

Doch taten ſie’s und – und taten noch mehr. Der Gedanke des Helden war ihnen zu Kopfe geſtiegen und begeiſterte ſie, wie wenn ſie ſelbſt ihn gehabt hätten. Die klugen Staatsmänner ergriffen auch gleich das richtige Mittel, um ihn zur Ausführung zu bringen. Sie warfen ſich der Prinzeſſin zu Füßen und brachen in frenetiſche Iubelrufe aus. Der Gnadenakt, den auszuüben ihr nicht einfiel, wurde als bereits vollzogen angenommen, und die Räte und der ganze Hofſtaat erhoben einen Lobgeſang auf das Genie, die Hochherzigkeit, den Edelmut der Prinzeſſin, ernannten ſie zur größten und ruhmreichſten Fürſtin, die je einen Thron geſchmückt und beſchloſſen, ihr ſofort ein Standbild zu errichten, gegen welches die Jupiterſtatue des Phidias, von der damals einiges Aufhebens gemacht wurde, ſich als unbedeutende Dilettantenarbeit herausſtellen ſolle.

Das war die Sprache, in der man der Prinzeſſin kommen mußte! Wohlgefällig lauſchte ſie ihren Klängen wie einer angenehmen Muſik und ſagte zu dem Herrn vom Leimſiedeland: „Ja, ſo iſt es und nicht anders, ich kann nur handeln, wie meine königliche Langmut es mir gebietet und ſchenke hiermit ſieben Friſeuren das Leben.“ Sie hatte dieſe Worte laut geſprochen, und ihre Umgebung intonierte Hymnen zu ihrem Preiſe: die Verurteilten aber und ihre Angehörigen blieben ſtumm, Wenn man das Unerhörte noch ſo deutlich hört, ohne weiteres glauben kann man’s nicht. Es dauerte eine Weile, bevor die Verurteilten, deren Feſſeln eiligſt gelöſt wurden, begriffen, daß ſie begnadigt waren. Dann äußerte ſich ihre Freude in ergreifender Weiſe. Der junge Burſche ſchrie plötzlich ſo laut und wonnig auf, daß man meinte, zehntauſend Nachtigallen ſchlagen zu hören und rief fortwährend den Namen ſeiner Geliebten. Sie ſtand vor ihm und ſtarrte ihn regungslos und glückſtrahlend an. Auf einmal riß er ſie an ſich, hob ſie in die Höhe, ſtellte ſie wieder hin und jauchzte: „Tanzen wir!“ und ſie tanzten, tanzten die Wonne aus, die ihnen ſonſt die Bruſt geſprengt hätte.

Ein paar alte Eheleute waren einander ans Herz geſunken, der Mann hielt ſeine Frau feſt umſchlungen mit beiden Armen. Als er dieſe öffnete, glitt ſie an ihm zu Boden, tot, überwältigt von der Größe ihres Glückes.

Mitten auf dem Markte hatte ſich die Mutter eines kürzlich hingerichteten Friſeurs auf beide Knie niedergelaſſen. Ihrer Sinne nicht mehr recht mächtig, glaubte ſie, als rings um ſie her lauter Jubel erſchallte, er könne nur der Rückehr ihres Sohnes gelten, der nun heimkommen werde, ihr wieder geſchenkt ſei durch die Huld der allgeprieſenen, allmächtigen Herrſcherin. Da kniete ſie denn hin, ſah völlig verzückt zu der ſchönen Wundertäterin empor und – dankte, dankte ihr.

Sobald die Friſeure ſich nur ein bißchen von ihrer Gemütsbewegung erholt hatten, verſammelten ſie ſich um den Narren, öffneten das Kriſtallſchränkhen, wickelten das lange, goldene Haar an der Spule ab und flochten daraus ein mit einer Königskrone gekröntes L. Ein Juwelier brachte das koſtbarſte Mexdaillon, ein anderer die ſchwerſte Kette aus ſeiner Werkſtatt herbei. Das L wurde in das Medaillon gelegt, dieſes an die Kette befeſtigt, und das Ganze dem Bräutigam der Prinzeſſin in feierlicher Weiſe überreicht.

Und Leiladin, die Schöne, geſchmeichelt durch dieſe auf einem Umwege doch nur ihr dargebrachte Huldigung, erteilte ihrem Zukünftigen die Erlaubnis, die Dekoration annehmen und tragen zu dürfen.

Sodann ließ ſie ſich von ihm in den Park führen, zu ſeinem Lieblingsplatz, einer Marmorbank am Waldesrande, neben der eine klare Quelle aus dem Felſen hervorſprudelte und als munteres Bächlein im reinlichen Kiesbette zwiſchen moosüberwachſenen Steinblöcken zu Tale rauſchte. Der Held war heiterer als er noch je geweſen, ſeitdem er der meiſt beneidete Mann im Lande geworden war. Er ergriff die Hand Leiladins, küßte und ſtreichelte ſie, und die Prinzeſſin ließ ſich’s gnädig eine Weile gefallen; dann fragte ſie:

„Wie finden Sie meine Hand?“

Am Horizont hatten die Wolken ſich immer dräuender getürmt und die Form eines ungeheuren Fächers angenommen, der den Himmel verfinſterte. Plötzlich durchzuckte ein feuriger Blitz das Dunkel des großartigen Gebildes, und bald darauf ertönte das majeſtätiſche, lang nachhallende Rollen des Donners.

„Das iſt doch herrlich!“ rief der Held, und die Prinzeſſin ſehr betroffen, daß er den Blitz bewunderte und nicht ihre Hand, ſagfe mit geſpitzten Lippen:

„Ja, ja, entzückend!“

Wenn ſie „entzückend“ ſagte, bekam er regelmäßig eine Gänſehaut, denn es klang leer und oberflächlich und kalt zum Erfrieren.

Er kreuzte die Arme über der Bruſt, rückte von ihr weg bis ans äußerſte Ende der Bank und ſprach leider rechht bärbeißig: „Sie haben heute ein gutes Werk getan. Ich war von der Wirkung, die es hervorbrachte, gerührt; mir ſind die Tränen in die Augen getreten, und ich ſah mit Erſtaunen, daß die Ihren trocken blieben.“

„Aggreſſiv, Sie ſind immer aggreſſiv,“ ſchmollte Leiladin. „Weinen verdirbt die Augen; man hat mich gelehrt, meine ſchönen Augen zu ſchonen.“

„Deshalb alſo?“ ſprach er laut, und zu ſich ſelbſt im ſtillen: „auch die Fähigkeit zu weinen haben ſie ihr wegerzogen.“

„Überdies,“ fuhr ſie eigenſinnig fort, „Sie ſelbſt ſagen, daß ich ein gutes Werk getan, und gleich darauf wundern Sie ſich, daß ich nicht geweint habe. Worüber denn? Viel eher ſollte ich mich freuen und lachen.“

„Lachen?“ Er wurde immer nachdenklicher; ihm fiel ein, daß er ſie noch nie ſo recht hingegeben und aus vollem Herzen hatte lachen gehört … Nein, ſtets nur mit Herablaſſung, karg und ſtoßweiſe, als ob ſie fürchte, ſich etwas zu vergeben, oder höchſtens, um ihre allerliebſten blanken Zähne zu zeigen.

„Ach,“ ſetzte er nach einer unerquicklichen Pauſe mit geſteigerker Bärbeißigkeit hinzu, „wenn Sie nur lachen könnten! Aber Sie lachen nicht, Sie weinen nicht, Sie fühlen nicht Mitleid noch Mitfreude, Sie haben wahrſcheinlich gar kein Herz.“

„Ich?“ beinahe hätte ſie unartig aufgeſchrien. Eine förmliche Revolution enkſtand in ihrem faſerigen Innern. Die beleidigte Eitelkeit wand ſich und ziſchte wie eine gereizte Schlange.

Zum erſten Male im Leben vom kräftigen Flügel der Wahrheit geſtreift, empfand ſie dieſe Berührung als widerſinnig rohe Ungerechtigkeit. „Kein Herz? Woher kämen denn die hehren Geſinnungen, die mich unermeßlich hocch über jeden mir Nahenden ſtellen, mag er dem niederen Volke oder dem hohen Adel angehören, wenn nicht aus meinem großen Herzen?“

Sie geriet in Zorn und förderte boshafte Sticheleien und ausſchweifende Selbſtverherrlichungen zutage.

„Sie hat auch keinen Verſtand,“ dachte der Held, „Natürlich, woher denn Verſtand nehmen, wenn man kein Herz hat? Und ihr ewiges Selbſtlob iſt eine große Schamloſigkeit. Ich bin ein unglücklicher Menſch; ich habe mich in ein Bild ohne Gnaden, in eine ſeelenloſe Hülle verliebt!“

In leidenſchaftlichem Schmerze warf er ſich auf die Erde nieder, tobte und ſchluchzte, und die Prinzeſſin trat mit tadelnder Gebärde von ihm hinweg:

„Ihr Benehmen mißfällt mir ſehr,“ ſagte ſie; „wie habe ich mich geirrt, da ich Sie für wohlerzogen und für eine vornehme Natur gehalten.“

Dieſe Worte brachten ihn völlig außer ſich: „Ich will nicht wohlerzogen, ich will nicht vornehm ſein! Was liegt mir an dieſen Läppereien. Raſen will ich!“ Er biß die Zähne zuſammen und trommelte mit der Fauſt auf dem Boden. „Raſen wie ein Bulle, wie ein angeſchoſſener Tiger über das vermaledeite Schickſal, das mich zwingt, ein Weſen, das nicht lachen, nicht weinen, nicht teilnehmen kann, mit brennendem Herzleid zu lieben!“

Die Prinzeſſin verſtand ihn weniger denn je, fühlte ſich aber beleidigt; empört und ratlos blickte ſie um ſich und war erfreut, als ſie ihren Hofſtaat in der Ferne auftauchen ſah. Sogleich machte der zürnende Ausdruck ihres Geſichts einem freundlichen Platz. Sie eilte ihren Herren und Damen entgegen, wandte im Vorwärtsſchreiten den Kopf zurück und ſprach mit dem holdeſten Lächeln:

„Ich ſpeiſe heute allein. Adieu, mein Held.“

Der ſprang auf und ſah ihr finſter nach. Eine Zeit lang verharrte er in düſterem Sinnen, dann ging er raſchen Schrittes dem Palaſte zu.

Er hatte einen Entſchluß gefaßt.

Im Gefolge eines der Freier, eines indiſchen Prinzen[,] befand ſich deſſen Leibſpiritiſt, Herr von Gelſenſprung, der die ziemlich eintönigen Abendunterhalttungen im Schloſſe ſchon öfters durch Proben ſeiner Zaubermacht belebt hatte.

Zu dieſem begab ſich unſer Held.

Er fand ihn an ſeinem chemiſchen Herde ſtehend, über eine Retorte gebeugt, die er beim Erſcheinen des Beſuchers eilends mit einem ſeidenen Taſchentuche bedeckte. Ohne lange Einleitung brachte der Prinz ſein Anliegen folgendermaßen vor:

„Herr von Gelſenſprung, Sie ergötzten uns neulich ſehr. Sie ließen im verdunkelten Zimmer Kaſſerollen herumfliegen; eine davon traf mich an der Stirn und hat mir, ſehen Sie, einen blauen Fleck geſchlagen. Dieſe Kunſt, und noch manche andere, welche Sie uns zum beſten gaben, ſchien mir ziemlich zwecklos. Könnten Sie nicht einmal eine Kunſt machen, die einen Zweck hätte, einen vortrefflichen?“

„Es gibt keine Zwecke, es gibt nur Geſetzte,“ erwiderte Herr von Gelſenſprung, „Aber womit kann ich dienen?“

„– Mit einem Herzen. Ja! … Meine Braut hat nämlich kein Herz. Ich befürchtete das ſchon lange; nach und nach iſt es mir zur Gewißheit geworden. O Herr von Gelſenſprung, Sie ſind ein Wundermann, tun Sie ein Wunder, verſchaffen Sie meiner Brautf ein Herz!“

Der Zauberer ſchlug die Hände zuſammen und rief: „Ugh! … dear me, o dear! dear! Ein Herz wünſchen Sie? … Wie ſich das fügt! Welch ein Geſetz, einen Zweck im Geſetze! … Ei, ei! Ih, ih!“

Er hüpfte ganz geſpenſtiſch im Zimmer umher, ſchleuderte ſeine ſpinnenarfigen Arme und Beine von ſich und fing ſie wieder auf – wuchs auf einmal bis zur Decke empor, kroch durch den Türſpalt zum Zimmer hinaus und durch ein Mausloch wieder herein und rieb ſich dabei ſehr geſchwind und ohne einen Augenblick auszuſetzen, die gewaltige Adlernaſe mit beiden Zeigefingern.

„Machen Sie keine Dummheiten; zur Sache!“ fuhr der Held, dem dieſe Callotſchen Manieren zuwider waren, ihn an.

„Zur Sache, ja,“ ſprach der Herr von Gelſenſprung, ſetzte ſich ruhig und ſittſam hin und legte die Hände auf die Knie.

J'ai votre affaire. Dort, ſehen Sie, ein Herz, mit dem ich, mein Seel, nicht weiß, was anfangen. Es iſt mir neulich bei einer großartigen Zitierung – ich vergaß meine Ärmel aufzuſtreifen – am Ellbogen hängen geblieben.

„Wenn es nur gut iſt,“ ſagte der Held beunruhigt, „Ich habe keine große Meinung von den Herzen, die einem am Ellbogen hängen bleiben.“

„Exquiſit iſt es! Prima Sorte. Ich füttere und tränke es ſeit acht Tagen mit den edelſten Empfindungen, und es ſchluckt ſie, wie nur adäquateſte Nahrung geſchluckt wird.“

„Wohlan denn. Ich lege alſo die Hand darauf, es iſt mein.“

„Zuerſt,“ verſetzte Herr von Gelſenſprung, „muß es das Eigentum der Prinzeſſin werden, in deren hohles Innere ich’s hineinzaubern will.“

„Schmerzlos,“ hoffe ich. [sic]

„Ja wohl, im Schlafe. Ob es jedoch gedeiht, das hängt von zwei Bedingungen ab: Geheimnis und Sympathie.“

„Was heißt das?“

„Daß Sie, obwohl Sie ein Held ſind, wie Ehren-Simſon, Siegfried und ſo weiter, nicht ſchwatzen dürfen. Ein einziges Wort zu irgendwem über unſer Experiment, und es fällt ins Waſſer.“

„Ich werde ſchweigen. Und was iſt’s mit der Sympathie?“

„Das könnten Sie ſich an den Fingern abzählen,“ erwiderte Herr von Gelſenſprung, unwirſch über das viele Fragen. „Ich ſetze einen guten Herzenskeim ein. Findet er abſolut keine Nahrung, geht er zugrunde innerhalb weniger Tage; findet er nur die geringſte, ihm entſprehend ſympathiſche, wird er leben und proſperieren.“

„Er wird ſie finden!“ rief der Held voll Begeiſterung und Zuverſicht. „Laſſen Sie uns nicht länger ſäumen. Meine angebetete Prinzeſſin dürfte ſich jetzt in ihr Boudoir zurückgezogen haben, zum Nachmittagsſchläfchen, und – im Schlafe, ſagten Sie … O Olympos! … das wäre der richtige Augenblick – Menſch, Apotheker, Hampel, Magier,

Die große Stunde naht,
Greifen Sie nach Ihrem Apparat.“

Dieſer hübſche Vers iſt der einzige geblieben, den der Held im Laufe eines ruhmreichen Lebens gemacht hat, und er ſetzte in Proſa hinzu: „Es wird zwar jetzt niemand vorgelaſſen, aber für mich als Bräutigam und für meine Begleitung muß eine Ausnahme gemacht werden.“

„O Lieber, wie naiv Sie ſind! Wenn man mit mir eintritt, geſchieht das nicht in ſo umſtändlicher Weiſe,“ ſprach Herr von Gelſenſprung. „Ich mache uns unſichtbar, da erſparen wir das Antichambrieren.“

Er zog drei Nachtmützen aus ſeinem Wäſcheſchrank, ſetzte eine dem Helden, die andere der Retorte und die dritte ſich ſelbſt auf, und ſie eilten, durch dieſe einfache Vorrichtung vor allen indiskreten Blicken geſchützt, über Treppen und Gänge. Sie eilten an traumſeligen Wachtpoſten, koſenden Liebespärchen, in wichtige Beſprechungen vertieften Räten vorbei, unbemerkt bis an die Pforten der prinzeßlichen Gemächer. Vor der Tür des Zimmers, in dem ſechs beſonders ausdauernde Hofdamen immerwährenden Dienſt hatten, fuhr der Held plötzlih zuſammen, wie wenn eine Hornis ihn geſtochen hätte.

„Herr von Gelſenſprung,“ rief er; „mir kommt ein Skrupel, Herr von Gelſenſprung!“

„Vor allem,“ bemerkte dieſer, „reden Sie nicht ſo laut, denn ich habe nur unſere Schritte und nicht unſere Stimmen unhörbar gemacht; dann nehmen Sie zur Kenntnis, daß Ihr Skrupel jedenfalls zu ſpät kommt. Es iſt höchſte Zeit, das Herz einzuſetzen; es ſchwillt und glüht bedrohlich, könnte ſeine vorläufige Behauſung ſprengen, entweichen und, herren- und konduitelos herumvagierend, viel Unglück anrichten.“

„Die Sache derer, die es trifft,“ ſprach der Held mit der ihm zuſtehenden Rückſichtsloſigkeit. „Was mich quält, iſt mein Skrupel. O, Herr von Gelſenſprung, wenn die Prinzeſſin doch ſchon ein Herz hätte! … ein noch unentwickeltes, noch nicht zur Sprache gekommenes, aber vorhandenes – und Sie zauberten ihr noch eines ein … Was dann?“

„Was? – können Sie nicht zählen? Eins und eins ſind eben zwei.

„Entſetzlich!“

„Warum? das kommt oft vor.“ Der Hexenmeiſter grinſte abſcheulich: „Eines für Sie, eines für den Herrn von Leimſiedeland.“

„Ungeheuer!“ ſchrie der Held und wollte ihn erwürgen, erwiſchte ihn aber nicht gleich, weil er ja unſichtbar war. Im nächſten Augenblick beſann er ſich, ſchluckte ſeinen Zorn hinunter und ſagte nach einiger Überlegung: „Geſchehe denn, was mag; vorwärts, vorwärts im Namen aller guten Geiſter!“

Sie gingen durch das Gemach, in dem die ſechs Hofdamen kerzenſteif und lautlos ſaßen, den Schlaf der Gebieterin bewachend, geraden Wegs ins Boundoir.

Die Prinzeſſin hatte es in die täuſchend nachgeahmte blaue Grotte verwandeln laſſen, und beim Betreten dieſes magiſchen Raumes verlegte die Bewunderung ſowohl dem Helden wie Herrn von Gelſenſprung den Atem. Ganz natürlich. Den Anblick der blauen Grotte hat ſchon mancher Italienreiſende – wer aber hat den der Prinzeſſin Leiladin in der blauen Grofte gehabt?

Sie lag auf einer weich ausgepolſterten, mit braunem Sammet überzogenen Chaiſelongue, welche die Form eines Nachens hatte, und leiſe und ſanft auf künſtlichen Wollen ſchaukelte. – Zwei Seiten voll Punkte und Gedankenſtriche würden nicht ſchildern, was der Held empfand, als er die ſchönheitsberauſchten Augen auf dem in der Zauberbläue der Beleuchtung erſilbernden, rhythmiſch abgetönten Angeſicht der Geliebten ruhen ließ. Näher tretend, kniete er neben ihrem Lager nieder und wurde von der heißen Verſuchung ergriffen, einen Kuß auf ihren Mund zu drücken; doch bemeiſterte er ſie mit heldenhafter Selbſtüberwindung und – ſie kam nicht wieder.

Je tiefer er ſich in den Anblick ſeiner ſchlafenden Braut verſenkte, je mehr nahm ſeine Hingeriſſenheit ab. Ihrem ſchönen Angeſicht fehlte alles, was ſeine Liebe hineinzugeheimniſſen und zu phantaſieren pflegte, wenn es ſich in wachem Zuſtande befand. Den lieblichen Lippen entſtrömte ein milder, friſcher Hauch, aber vergeblich wartete der Held, daß ein Ausdruck von Freude, Leid, Sehnſucht oder Trotz ſie umſpielen und Zeugnis geben würde von irgend welchem ſeeliſchen Vorgange. Es kam nichts und wieder nichts. Die rätſelhafte Jungfrau atmete, lebte, und war doch leblos.

„Die Ruhe einer Wachspuppe,“ ſagte ſich der Held. „Der Narr haf Recht gehabt, als er ſie eine Wachspuppe nannte. Nicht einmal dem Schlafe vermag ſie ſich hinzugeben.“

„Nein, nicht einmal dem Schlafe,“ wiederholte der alles, und folglich auch dieſe Gedanken erratende Herr von Gelſenſprung. „Dafür rächt er ſich aber auch und plaudert aus, und zwar hier – daß nichts auszuplaudern iſt. Ja, mein Lieber, der Schlaf, der Rauſch, der Zorn ſind gewaltige Verräter. Nun bitte ich aber, Platz zu nehmen, Ihre melodramatiſche Stellung dürfte Ihnen auf die Dauer unbequem werden.“

Er rückte ein Verſetzſtück hin, ein Taburett, das eine abgeſtumpfte Tropfſteinſäule vorſtellte, der Held ſetzte ſich darauf und ergriff auf Befehl des Magiſters die Hand der Prinzeſſin[.]

Ein kühler Strom quoll aus ihr in die ſeine über, ſtieg langſam durch ſeinen Arm ins Herz, in die Bruſt und in die glühende Stirn.

Herr von Gelſenſprung hatte die Retorte auf ein Tiſchchen geſtellt vor das Fenſter, das durch allerlei Feinheiten der Glasſchleiferkunſt und der Glasmalerei ſo behandelt worden, daß es den Eingang der Grotte höchſt glaubwürdig nachbildete. Das Licht, das von dort her drang, ſchien in immer weitere Entfernung zu rücken. Ein feiner heller Klang ſchlug an des Helden Ohr – die Retorte war geſprungen und ihr entqualmten mächtig wallende aromatiſche Dünſte, die im Nu den ganzen Raum erfüllten. Alles drehte ſich und wirbelte durcheinander, form- und ſchattenlos, bis plötzlich in dem Chaos eine Flamme aufleuchtete, feuriger als der Sonnenball im Mittagsglanze.

„Augen zu! wollen Sie blind werden?“ rief der Magier den Helden an.

Der hatte ſchon die freie Hand über ſeine geblendeten Augen gelegt, blickte nur durch einen ſchmalen Spalt zwiſchen ſeinen Fingern und ſah noch unermeßlich viel. Die weißen drehenden Dünſte hatten ſich geballt, loderten in Purpurpracht und ſtrömten eine rauchende, funjenſprühende Atmoſphäre aus. Kleine Sonnen kreiſten um größere und Sternchen mit ihren Monden um die kleinen Sonnen, und eine kleine Milchſtraße wurde ſichtbar. Dieſes winzige All ſchwebte nicht im Leeren, es befand ſich in einem ſeltſamen, herzförmigen Etwas. Und nun geſchah das Wunder der Wunder – der Weltfrühling brach an. – „Ich träume, ich weiß es,“ dachte der Held … „O des lieblichen Traumes! … Von einem werdenden Mikrokosmos, von Erwachen, Keimen, von Erblühen und Verwelken, von Kampf und von Frieden. – Gegrüßt, du kleine, alles Glück und Leid der großen einſchließende Welt! – Gegrüßt wonniges, ſchmerzensreiches geliebtes Leben!“

Nun meinte er zu fühlen, daß die Hand, die er immer noch feſthielt, ſich erwärmte, daß ein kräftiger Puls ſich in ihr regte, und zugleich – Olympos! was war das? … wurde ſie aus der ſeinen geriſſen? entriß ſie ſich ihm ſelbſt? …

Die Frage blieb vorläufig unbeantwortet, und er wiederholte ſie nicht. Ein greuliches Unbehaben ergriff ihn, der Boden unter ihm wankte, und das bißchen Bewußtſein, das ihm noch geblieben war, ſchwand.

Als er nach kurzer Zeit zu ſich kam, ſah er Herrn von Gelſenſprung am Fenſter, das er weit geöffnet hatte, ſtehen. In der Linken hielt er die mitten entzwei geborſtene Retorte, ſeine Schlafmütze und ſeine Schuhe, in der Rechten eine zum Fächer gefaltete Nummer der „Sphinx,“ mit der er ein letztes Rauchwölkchen zum Fenſter hinaustrieb.

Der Held trat zu ihm und fragte: „Iſt’s gelungen?“

„Sitzt ſchon,“ ſagte Herr von Gelſenſprung. „Das Kunſtſtück iſt fertig, Bleiben Sie unſichtbar und erwarten Sie die Wirkung. Was mich betrifft, ich habe die Ehre.“ Er ſprang mit beiden Füßen zugleich auf das Fenſterbrett und ſchwang ſich hinaus. Auf einem an der Mauer klebenden Schwalbenneſt ſtehend, ſchloß er von außen das Fenſter, warf ſich in einen Baumwipfel und war verſchwunden.

Beklommen blieb der Held in der Fenſterecke ſtehen. Die Prinzeſſin hatte ſchwer aufgeſeufzt, ſich emporgerichtet, und begann heftig zu läuten.

Die Hofdamen ſtürzten herein. „Meine Damen,“ klagte die Prinzeſſin, und ihre Stimme klang ganz verändert, „warum verlaſſen Sie mich? Kommen Sie, mir iſt etwas –“

Die Damen ſtellten ſechs Bilder der Betroffenheit dar.

„Was iſt unſerer unvergleichlichen Königlichen Prinzeſſin?“ riefen ſie.

„Ich weiß nicht,“ begann ſie in weinerlichem Tone; „als ich einſchlief, war mir nichts, und jetzt beim Erwachen iſt mir etwas –“

„Da müſſen wir gleich den Leibmedizinalrat rufen laſſen,“ ſprachen die Damen und wollten alle auf einmal enteilen.

Aber die Prinzeſſin winſelte kläglich: „Verlaſſen Sie mich nicht, meine einzigen Freundinnen … Ach, ich habe nur Sie!“

Die Hofdamen brachen in Tränen der Rührung aus, und die Prinzeſſin legte die Hand aufs Herz und ſprach:

„Mein Herz macht ſich bemerkbar. Wenn ein Organ ſich bemerkbar macht, iſt es krank. Ich bin herzkrank und werde ſterben. O wie ſchade um mich! Begrabt mich unter Blumen.“

Sie weinte, und die Hofdamen küßten ſchluchzend den Saum ihres Kleides, und ſie fiel einer nach der andern um den Hals.

Die jüngſte der Damen, die einzige, die noch einige Individualität bewahrt hatte, riß ſich los und eilte davon, um den Leibmedizinalrat zu holen.

Zufälligerweiſe kam er ihr ſchon im Korridor entgegen, ſehr behäbig, Arm in Arm mit ſeinem Freunde, dem Narren. Als er hörte, daß die Prinzeſſin über Herzweh klagte, lachte er, nahm ein Hörrohr aus ſeinem Talar, wiſchte es ſorgfältig ab und ſagte:

„Dieſem Übel werden wir gleich abhelfen; aber der Narr muß mit, denn ich werde der Patientin wahrſcheinlich Zerſtreuung verſchreiben.“

Groß war ſeine Verwunderung, als er zu auskultieren begann. Er horchte, ſtaunte, horchte wieder: „Nein,“ rief er aus, „was heutzutage die Bazillen treiben!“

Die Prinzeſſin mußte genau berichten, mit wem ſie geredet, was ſie gegeſſen, und beſonders, ob ſie nicht während ihres Mittagſchläfchens geträumt habe?

Sie antwortete, nein, geträumt habe ſie nicht, aber beim Erwachen eine ihr bisher fremde abſcheuliche Empfindung gehabt, und ſich ſogar eingebildet, daß etwas Widerwärtiges ſie an der Hand halte.

„Bravo,“ dachte der Held, „das war ich.“

„Gewiß hat der Tod mich berührt, und ich muß ſterben,“ jammerte Leiladin, „So jung, ſo ſchön – und ſterben!“

Der Narr zog ein ungeheures Taſchentuch hervor, und ſeine holde Gebieterin liſpelte:

„O, mein Narr, du haſt mich auch geliebt! Weine, lieber Narr, weinet alle, und begrabt mich unter Blumen.“

„Na, na,“ ſagte der Leibmedizinalrat, „mit dem Begraben hat’s noch Zeit.“

Der Narr aber rief: „Doch, mein Herzchen, wir wollen dich unter Blumen begraben, aber lebendig ſollſt du dabei bleiben. Ein Roſenfeſt wollen wir veranſtalten, und du wirſt die Roſenkönigin ſein und uns mit deinen Dörnchen angenehm verwunden und wonnig betäuben mit deinem Duft.“

„Roſenkönigin!“ dachten die Hofdamen. „Welch ein reizend ſinniger Gedanke! Heil, ſechsmal Heil unſerer Roſenkönigin!“

Sie bildeten eine Gruppe, führten den Freudenſchaltanz aus, und die Prinzeſſin lächelte unter Tränen.

Der Doktor griff noch einmal nach ihrem Puls und ſagte: „Vorübergehende Erſcheinung. Sie ſind nicht krank, mein Töchterchen.“

„Rein, kerngeſund; eigentlich fehlt meinem Zuckerherzchen weniger als ihm bisher gefehlt hat,“ fiel der Narr ein, und wieder nahm der Leibmedizinalrat ſeinen Arm, und die Freunde gingen, Anſtalten zum Roſenfeſte zu treffen.

Von neuem warf ſich die Prinzeſſin in die Arme der Hofdamen: „Denkt mir eine berückende Toilette aus,“ ſprach ſie, „ich möchte heute ganz beſonders unwiderſtehlich ſein.“

„Und den hehren Helden noch mehr bezaubern, als er ohnehin bezaubert iſt?“

„Ah den!“ Leiladin machte eine verächhtlihe Gebärde. „O, meine Vertrauten, wenn ihr wüßtet, was der iſt – ein Grobian iſt er – und wie er mich behandelt!“

Die Damen hatten einen Anfall der Entrüſtung: „Er behandelt – er wagt es, unſere Göttliche zu behandeln!“

„Alle Augenblicke hat er etwas an mir auszuſetzen, ich kann tun, was ich will, nichts iſt ihm recht, immer wird genörgelt und getadelt.

„Genörgelt, getadelt?“ – Der Unwillen der Hofdamen überſtieg alle Grenzen: „Der Mörder – man ſtelle ihn vor Gericht, man verurteile ihn![“]

„Den Laufpaß bekommt er auf alle Fälle,“ verſetzte Leiladin. „Ein anderer hingegen,“ ihr weinerliches Grollen verwandelte ſich in ein affektiertes Geſäuſel, „o meine Vertrauten … Ich weiß einen anderen – der übt auf mich eine anziehende Kraft. Seit einer Stunde denke ich nur an ihn, ſehe nur ihn. – O, mein Prinz von Leimſiedeland!“

Sie wurde rot und blaß und ſeufzte zum Erbarmen.

Den Helden ergriff eine raſende Luſt, ſich dem Zorn, der in ihm brodelte, zu überlaſſen. Schon ſtreckte er ſeine gewaltigen Arme aus, ſeine Fäuſte griffen ins dekorierte Gebälke, und er war drauf und dran, die Grotte zu demolieren und die Prinzeſſin, ſtatt unter Blumen, unter Schutt und Trümmern zu begraben, und die Hofdamen und ſich dazu.

Aber Rache nehmen an Weibern, ging ihm wider die Natur, und an der guten ſcheiterte ſein böſer Wille. Die gräßliche Tat blieb ungetan; der Held ſuchte ein anderes Opfer für ſeine Wut und rannte zu Herrn von Gelſenſprung.

Der ſtand ſchon wieder an ſeinem Herde und experimentierte und verzog keine Miene, als der Eintretende ihm zurief:

„Da haben Sie eine ſchöne Geſchichte angerichtet! … Ausgezeichnet haben Sie ſich mit Ihrem Herzen. Ein ſo miſerabler Muskel iſt mir noch nie vorgekommen.“

„Der Musfkel iſt gut,“ ſprach Herr von Gelſenſprung mit hoch überlegener Ruhe, „oder war gut; daß er ſo bleiben wird, habe ich Ihnen nicht verſprohen. Sie wußten, daß er Nahrung braucht, und zwar nicht zeitweilig wie der Magen, ſondern unausgeſetzt, und daß er einſchrumpft bei kärglicher Koſt.“

„Das nennt man doch Welken vor dem Erblühen. Welch ein klägliches Schauſpiel!“ grollte der Held. „Nicht ein geſundes, natürliches Gefühl in dieſem friſch eingeſetzten Herzen, lauter vertrackte Sentimentalität. Und der Anziehende, das iſt Leimſieder, und ich bin der Widerwärtige!“ Er begann von neuem zu knirſchen, und Herr von Gelſenſprung verwies es ihm:

„Auf eine ſolche Eventualität hatten Sie ſich gefaßt zu machen. Wo Herz, da Anziehung und Abſtoßung, Liebe und Haß.“

„Ein ſauberer Haß,“ fiel der Held ein. „Ich ſage Ihnen, vor einem ehrlichen, tüchtigen hätte ich Reſpekt, aber der ihre iſt kleinlich, hinterliſtig und aus beleidigter Eitelkeit geboren.“

„Hören Sie, die Sorte hält feſt. Übrigens Freundchen, von Eitelkeit ſchweigen Sie lieber. Warum waren denn Sie gar ſo überzeugt, der ſchönen Leiladin brauche man nur ein Herz einzuimpfen, damit es ſogleich für Sie erglühe?“

Der Held ſchwieg und wanderte nach ſeinen Gemächern, wo er ſich ſeinen Gedanken und ſeinem Schmerze überließ. Er ſah mit leuchtender Klarheit ein, daß diejenige, die er liebte, einer tiefen Neigung völlig unwürdig war; aber dieſe Einſicht brachte ihn zur Verzweiflung, ohne ihn zu heilen. Das alte Lied aller unglücklich Verliebten: „Wenn nicht mein, ſoll ſie doch keines andern werden,“ ſang natürlich auch er ſich vor, und dabei beobachtete er von ſeinen Fenſtern aus, wie die Feſtſäle im gegenüberliegenden Flügel in bengaliſchem Lichte erſtrahlten, und die Wände von oben bis unten mit Roſen verkleidet wurden. Roſen bedeckten den Boden, Roſengirlanden umwanden die Ketten der Kronleuchter, die Lehnen und Füße des Geſtühls und überzogen ſogar deſſen Sitze.

„Olympos!“ murmelte er, „wenn ſie nicht ordentlich ventilieren, nehmen wir alle das Ende des armen Mädchens in: ‚Der Blumen Rache‘. Aber um ſo beſſer!“

Mehrere Hofſchneider erſchienen, brachten eine Theatergarderobe mit und baten ihn, ſich ein Koſtüm attszuſuchen. Er wählte eines, in dem er einem feurigen Dornbuſch glich. Es war aus rindenartig gepreßtem Sammet und beſtand aus einem Stamm, der hinten zugeknöpft wurde und aus vier Rieſenäſten, in die er Arme und Beine ſteckte. An jenen waren unzählige Zweige mit noch viel unzähligeren Stacheln befeſtigt, und an der Spitze jedes Stachels brannte ein Glühlicht. Auf den Kopf ſetzte der Held eine umfangreiche Blätterkrone, unter deren Dunkel ſeine Augen zornfunkelnd hervorſprühten.

So betrat er den Ballſaal. Die Roſenkönigin tanzte ſchon mit dem als Klebroſe verkleideten von Leimſiedeland; ihre fein ſatinierte Hand lag in ſeiner klebrigen Rechten, und ſie machte wieder ihre koketten, um allgemeine Bewunderung buhlenden Augen. Ihr Kavalier umwob und umſpann ſie mit ſeinen langen Ranken und ließ ſie gar nicht mehr los; ſie hüpfte und er hüpfte, und der Held dachte: „Hüpft nur zu! Ihr werdet bald ausgehüpft haben.“

Um ihn hatte eine große Leere ſich gebildet. Durch die Hofdamen war die Kunde von ſeinem Sturz in die prinzeßliche Ungnade zur allgemeinen Kenntnis gekommen. Alle Welt floh ihn, er ragte gleich einem Dornbuſch in der Wüſte, zürnte und funkelte weiter und hielt den Griff ſeines Schwertes feſt, das er unter dem Koſtüm umgeſchnallt hatte.

Ungeduldig erwartete er das Ende des Tanzes, um vorzuſpringen, und Herrn von Leimſiedeland ritterlich zu grüßen und zum Zweikampf herauszufordern, an Ort und Stelle und auf Leben und Tod.

Schon war die Muſik im Begriff zu verſtummen, ſchon ſetzten die Geiger ihre Bogen zum letzten Striche an – ſchon hob der Held ſeinen Fuß zum verhängnisvollen Schritte – da fühlte er ſich an der Schulter gefaßt, und eine wohlbekannte Stimme, die des Narren, flüſterte ihm ins Ohr:

„Was braut in dir, mein Sohn? – Mache keine Dummheit. So viel Narrheiten du willſt, aber keine Dummheit!“

„Alter Frechling,“ erwiderte der Held, „mit wem redeſt du? … Ich laſſe mir meine Braut nicht wegſchnappen.“

„Schnappen? Von Leimſiedeland braucht nicht erſt zu ſchnappen. Sieh nur hin! Hat unſer Prinzeßchen dich je ſo angeſchmachtet wie den?“

„Höll und Teufel!“ fluchte der Held.

„Und dabei ſieht ſie recht ſtumpfſinnig aus, unſere goldene Hoheit. Nichts drin in dem hübſchen Futteral!“

„Futteral?“ wiederholte der Held und ſtutzte gewaltig über dieſen Ausdruck. „Eine ſolche Huldgeſtalt, ein Futteral?“

„Gib deinen Segen, Kamerad, glaube mir, jubiliere, daß zuſammenkommt, was zuſammengehört.“ Er machte eine Pauſe, ſteckte den Kopf vor und blickte den Helden von unten herauf pfiffig an.

„Was meinſt du damit,“ fragte der, „du ſpannſt mich auf die Folter, ſprich!“

Der Narr zögerte: „Es verraten, heißt Hals und Kragen riskieren.“

„Ich bin da, fürchte nichts.“

„Es iſt ein Geheimnis.“

„Sag es dennoch.“

„Sag es! Sag es! … ob denn ſo einem Helden gar nichts von ſelbſt einfallen kann!“

„Du: Spiele nicht mit mir. Heraus mit der Sprache! Was gehört zuſammen?“

Es blitzte ſo bedrohlich über ſein Geſicht, daß der zu Tod erſchrockene Alte berausplatzte:

„Nun doch – Pappendeckel und Leim – Leim und Pappendeckel.“

„Pappendeckel!“ – – hätte der Held bald aufgeſchrien. Aber zum Glück raubte ſeine Beſtürzung ihm die Stimme. Sie brachte überhaupt eine heilſame Wirkung hervor. – So gewaltig ſchüttelte er ſich, wie Skanderbeg, als er die Pfeile, mit denen die Feinde ihn geſpickt hatten, gegen ſie zurückgeſchleudert, und – der Zauber, der ihn in ſeinem Banne gehalten, war gelöſt. Dem kürzlich nocch Verliebten gingen die Augen, ging eine Welt des Verſtändniſſes auf. Dahin waren, verſunken wie in einem Abgrund, Liebe und Zorn. An ihrer Stelle machte ſich eine entſetzliche Beſchämung breit. „Und ich,“ ſtieß er heraus, „und ich habe ihr übel genommen, daß ſie nicht Funken ſprüht!“

Er wandte ſich auf dem Abſatz herum und ging in den Speiſeſaal, wo ſchon das Souper ſerviert war. Unterwegs hatte er eine Viſitenkarte aus ſeiner Brieftaſche gezogen und darauf geſchrieben: „p. p. c.“ Dieſe legte er neben den Teller der Prinzeſſin und dachte: Ein pappendeckelner Abſchied genügt. Dann eilte er nach ſeinen Zimmern, legte ſein Maskenkleid ab, putzte und packte ſeine Waſſen. Doch unterbrach er ſeine Beſchäftigung oft, um mit der Fauſt gegen ſeine Stirn zu ſchlagen und auszurufen: „Eſel – ſolange nichts zu merken!“

Es war zwei Uhr Morgens, als er nach dem Stalle wanderte, wo er Menſchen und Pferde in tiefen Schlaf verſenkt fand.

Nur ſeine die Fuchsſtute Liſa war wach, hatte wieder die Hälfte ihrer Streu aufgefreſſen und ſchaute überſatt und ſehnſüchtig nach der Tür, als die ſich öffnete. Schauer der Freude liefen ihr über das glänzende Fell beim Anblick ihres Herrn; aber ſie wieherte nicht, denn ſie merkte gleich, daß es ſich keineswegs um einen lärmenden Aufbruch, ſondern um einen ſtillen Abzug handle. Gegen ihre Gewohnheit ließ ſie ſich ruhig ſatteln und am Zaume aus dem Stalle führen. Sie ſchlichen durch den Hof, am Schloſſe vorbei, durch den Park und gelangten endlich zur Umfaſſungsmauer, die anderthalbmal ſo hoch war wie die Liſa. Aber als ſich der Held ſeinem guten Roß auf den Rücken ſchwang und ihm zurief: „Hinüber!“ machte es einen gewaltigen Saß und – draußen waren ſie. Ein Geneſener atmete unſagbar wonnig auf.

Eine Stunde mochte er geritten ſein, da hörte er hinter ſich rufen:

„Holla ho! Wart ein wenig, Kamerad, ich begleite dich.“ Es war der Narr, der einhergetrabt kam auf einem munteren Rößchen. Er hatte ſein Ränzlein umgeſchnallt, ſah alt und trübſelig aus, klapperte vor Kälte und hüllte ſich in ſeinen dünnen Mantelkragen.

Schweigend ritten ſie neben einander dahin im Nebelgrau, in der unerquicklichen Kühle. Endlich begann der Horizont ſich im Oſten zu lichten, der Tag brach an, und der Held warf einen letzten Blick nach der weißen, reinlichen Stadt, der er für immer den Rücken gekehrt hatte.

„Ob ſie dort wohl ſchon Verlobung feiern?“ ſagte er.

„Ohne Zweifel,“ antwortete der Narr, „ſie werden ſich verloben, werden heiraten und viele Kinder bekommen, die wieder eine große Nachkommenſchaft in die Welt ſetzen werden, und des geleimten Pappendeckels wird kein Ende ſein. Nun, er kommt ja nicht in eine fremde Welt.“

„Ach, geh!“ erwiderte der Held, und der verbitterte Alte brummte:

„Du haſt dich nicht recht umgeſehen geſtern im Saale. In der ganzen bunten Menge gab es nur zwei durch und durch Lebendige – dich und mich. Alle übrigen waren von Pappendeckelhaftigkeit zum mindeſten geſtreift. Unſer großer Gelehrter, der Kunſt gegenüber – Pappendeckel. Die zärtliche Familienmutter, die in Affenliebe für ihr Fleiſch und Blut hinſchmilzt, dem Nebenmenſchen gegenüber – Pappendeckel. Der ſentimentale Armenvater …“

„Klatſche nicht!“ unterbrach ihn der Held; der Narr aber nahm gleich wieder das Wort:

„Ich ſag dir, jetzt kommt der Pappendeckel dran, der mit Händen zu greifende, mit Haut und Haar vor uns ausgebreitete lumpige Pappendeckel. Kein Anklang an etwas Unendliches mehr. Ich wette, ſie putzen noch das unendlich Große und Kleine aus der poſitiven Wiſſenſchaft heraus … Alles muß geſagt und beſchrieben werden können, alles Geſchilderte in der Schilderung aufgehen, Null für Null …“

Während er ſo deklamierte, kamen Landleute des Weges, die mit ihren Weibern und Kindern zur Arbeit auf das Feld gingen. Ein Knäblein jauchzte beim Anblick der Schellenkappe des Narren.

„Schildere mir einmal dieſes Jauchzen,“ ſprach der Held; „aber genau, mit ſeinem vollen kindlichen Jubel.“

„Ich kann das nicht,“ verſetzte der Narr. „Mich haben ſie aber auch hinausgeworfen. Ließen mich aber ſchon lange merken, daß ſie einen modernen Narren brauchen. Ich bin der überwundene Standpunkt.“

„Nicht für alle Leute,“ ſuchte ſein Gefährte ihn zu beſchwichtigen. Umſonſt; der Tiefgekränkte ſeufzte ſchwer und entgegnete:

„Aber für die Jugend, alſo für die Zukunft.“

„Getroſt! – hinter der Zukunft gibt’s noch die Unſterblichkeit.“

„Was wir Sterblichen ſo nennen. Sei es wie es ſei; ich als alter Spaßmacher muß mir ein neues Publikum ſuchen gehen.“

„Und ich mir ein neues Glück,“ ſagte der Held.

Einer ſah den andern an, und jeder dachte: „Armer Narr!“

Sie ritten weiter, der in ferner Ferne, hinter dunkeln Wolkenmaſſen aufſteigenden Sonne zu.

Plötzlich ſtreckte der Held feinem Reiſegefährten die Hand entgegen und ſprach: „Bleibe bei mir und ſeien wir Freunde.“

Der Alte ſchlug wacker ein. „Wir ſind’s,“ ſagte er, „und nicht erſt von heute, wir ſind’s ſeitdem es ehrliche Helden und weiſe Narren gibt.“


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Kommentare

4 Antworten zu „Marie von Ebner-Eschenbach, Prinzessin Leiladin. Ein Märchen“

  1. Ich danke Dir sehr für Deine äußerst interessanten Einlassungen zur Literatur. Ich kenne aus dieser Zeit sehr wenig, im Gegensatz zu Frau H. . Ich lerne sehr viel.

  2. Die Zeit ist nicht die meine, poetischen Realismus fand ich immer uninteressant und finde das immer noch. Aber ich entdecke doch immer wieder Ausreißer, die mir Vergnügen bereiten.

  3. Panalott

    Ich danke auch für Einlassungen und Mühe – und frage mich, welcher neurologische Vorgang bei mir dafür sorgt, dass ich das „ſ“ durchgehend als gelispeltes „s“ lese (bin noch unschlüssig, ob das zu gesteigertem oder gemindertem Lesevergüngen führt).

  4. Ich kann mir vorstellen, dass das mit dem gelispelten „s“ vielen so geht, mir jedenfalls auch, oder gleich ganz als „f“. Gesteigertes Lesevergnügen übrigens auch beim Korrekturlesen, wenn da manches t noch als f erscheint, oder u als n, wodurch manchmal neue Bedeutungen entstehen.

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