Schulleitungs-Simulationsspiel?

(7 Kommentare.)

Ich mag Simulationen wie SimCity, weil man da sieht, dass erstens alles mit allem zusammenhängt, und zweitens Systeme kein Nullsummenspiel sein müssen. Das heißt, dass ein Gewinn für die eine Seite nicht unbedingt ein Verlust für die andere Seite ist, dass es also Fortschritt geben kann, von dem alle Parteien profitieren. (Das muss natürlich nicht für jedes System gelten, siehe Trickle-Down-Ökonomie.)

Hier eine Folie aus der Informatikvorlesung dazu, Thema war Gender:

(Hintergrund: Es gibt kein „das sollen einfach alle selber entscheiden“ – alle Entscheidungen hängen von Faktoren ab, die durch Staat und Gesellschaft ständig beeinflusst werden.)

PSI-5 Trading Station

Neben Städten wird in Spielen alles mögliche simuliert. Ein Spiel, über das ich schon mehrfach, aber lange genug nicht mehr, geschrieben habe, ist das alte PSI-5 Trading Company für den Commodore 64:

Screenshot C64 PSI5 Trading Station

Man spielt darin den Raumschiffcaptain auf der Brücke eines Frachters, der Waren von einem Planeten zum anderen transportiert. Unterstützt wird man von Personal im Maschinenraum, bei der Navigation, in der Reparaturabteilung, bei der Kommunikation – sie heißen nicht gerade Uhura und Scotty und Chekov und Sulu und Spock, aber das ist der Gedanke. Man für jeden Posten zwischen verschiedenen Kandidaten auswählen, sie unterscheiden sich hinsichtlich Geschwindigkeit, Spezialisierung auf bestimmte Komponenten und vor allem Selbstständigkeit.

Denn bei dem Spiel geht es hauptsächlich darum, in Zeitraffer-Echtzeit für die sichere Ankunft der Ware zu sorgen. Raumpiraten und Maschinenausfälle und wahrscheinlich auch noch andere Probleme kommen immer wieder dazwischen, man kann Energie auf Schilde oder Antrieb legen, nach einem Treffer zuerst die eine Komponente reparieren und dann die nächste, und all das muss man als Captain mehr oder weniger einzeln anweisen. Zwischendurch wird man immer wieder angepingt mit Problemen oder auch nur Problemchen der jeweiligen Crewmitglieder. Einmal habe ich es geschafft, damals, auf der kürzesten Strecke genug Ware ins Ziel zu bringen. Darauf war ich schon sehr stolz. Man hatte ja auch keine Anleitung für diese Spiele.

Eigentlich ist das auch nur Ressourcen-Management, ein Genre, das mich sonst nur theoretisch interessiert. Aber sobald man sozusagen eine Person an einem Schreibtisch oder auf einer Raumschiffbrücke spielt, die Aufträge verteilt, spricht mich das an. („The Fourth Protocol“ aus dem Jahr 1985 war auch so ein Spiel.)

Republia Times

Über ein Spiel, das viel weniger stressig ist, habe ich vor zehn Jahren geschrieben, damals Flash, heute auch ohne im Browser: Republia Times.

Man ist Redakteur einer Zeitung in einem repressiven Regime und muss zehn Tage überstehen. An jedem Tag kommen Nachrichten in einem Ticker herein (links), aus denen man auswählt, welche und in welcher Größe man sie in die Zeitung bringt (rechts): als kurze Nachricht, Artikel, oder großen Dreispalter. Man muss dabei mehrere Ziele verfolgen: macht man das Blatt nicht voll oder bringt zu wenig Unterhaltung oder zu viel Staatsjubel, dann verliert man Leserschaft und den Job. Bringt man zu viel oder zu groß platzierte Artikel, die als Staatskritik gedeutet werden können, verliert man den Job und kommt ins Straflager. Gleichzeitig versucht man aber schon, subversiv zu sein.

Schulsimulation

Auf Mastodon habe ich nach Schulsimulationen gefragt, und die netten Leute da wurden fündig: es gibt auch diese!

Bei Steam gibt es einmal Academia : School Simulator und außerdem Let’s School, beides Schulaufbauspiele. Schon die Videos dort sind putzig, bei Yewtube gibt es viele schöne Let’s-Play-Videos dazu.

Da geht es darum, eine große Schule aufzubauen und vielleicht sogar die Nachbarschulen zu verdrängen, mit Gebäudebau und allem.

Mir schwebt ja eher wieder so eine Schreibtischsimulation vor, aus gegebenem Anlass. Erst einmal nur die Vertretungsplanung. Es gibt einen regulären Stundenplan, und in Zeitraffer-Echtzeit kommen Probleme, Sonderwünsche und Sonderfälle herein: Erkrankungen, Exkursionen, Prüfungen, Raumwechsel, ausfallende Räume, spontane Lehrplanergänzungen. Dann muss vertreten werden! Dabei muss man das Ministerium, die Lehrkräfte, die Eltern und die Schüler und Schülerinnen bei Laune halten, die alle vielleicht unterschiedliche Ziele haben. – Alle meine Pläne und Gedanken dazu sind schon mal im passenden To-do-Ordner angelegt, irgendwann komme ich nochmal dazu, das zu programmieren. Es wird aber noch eine Weile dauern. Später kann man das erweitern zur ganzen Schulleitungssimulation.

(Diesen Blogeintrag schreibe ich natürlich auch deshalb, um mir zu zeigen, dass ich das überhaupt noch kann, trotz einer gewissen Erschöpfung. Die erste Woche an der neuen Schule ist vorbei. Alle sehr nett, aber nicht einmal das darf ich streng genommen sagen. Ich warte ein Weilchen ab, bis ich mich mehr traue.)


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Kommentare

7 Antworten zu „Schulleitungs-Simulationsspiel?“

  1. Thomas

    Vielleicht könnte ich mich manchmal leichter tun, wenn ich mir einbilde, in einer Simulation am Schreibtisch zu sitzen. spiele ich demnächst gedanklich mal durch.

  2. Eine moderne Variante von PSI-5 Trading Station dürfte das Spiel ,,Cosmonautica“ sein. Da liegt der Schwerpunkt allerdings eher auf dem Ausbau des Raumschiffes. Das Spiel ist aber sehr humorvoll und hat mir ein paar Stunden richtig Spaß gemacht.

  3. Danke für den Tipp, Flusskiesel! Zu mehr als in Let’s Plays hineinschauen reicht mir die Zeit nicht. Aber ich sammle ein bisschen Eindrücke für das, was ich dann mal vielleicht programmieren werde.

  4. „Manipulate a child’s feelings with lasers“
    Wollte ich schon immer mal tun?

    Nein, kannte ich noch nicht, vielen Dank!

  5. Susann

    Vielen Dank für „Republia Times“. Ich werde das in Sozialkunde zum Thema politische Systeme/Menschenrechte spielen lassen. Man gerät selbst in diesem sehr einfach gebauten Spiel sehr schnell in den Zwiespalt persönliche Sicherheit/widerständiger Journalismus.

  6. Freut mich, Susann, wenn du das Spiel brauchen kannst!

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