Schiffe versenken in der Tabellenkalkulation

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Das wollte ich schon lange mal machen, jetzt habe ich endlich zwei Klassen, in denen ich das ausprobieren kann: Schiffe versenken mit einem Tabellenkalkulationsprogramm. Ich hatte kurz recherchiert und bin natürlich beileibe nicht der erste, der auf diese Idee kommt: Auf dieser Seite mit vielen Informatikideen gibt es auch genau so etwas, umgesetzt mit Calc.

Weil auch in der Klasse nicht alle das Spiel kannten: Bei Schiffe versenken platzieren zwei Spielerinnen jeweils eine Anzahl von Schiffen in einem mit Koordinaten versehenen Spielfeld. Jede Spielerin sieht nur das eigene Spielfeld und wirft Bomben ab in das Spielfeld der Gegnerin, indem sie die Koordinaten nennt – und erhält Rückmeldung darüber, ob an dieser Koordinate ein Schiffsteil ist oder nicht. (Ursprünglich ein Spiel mit Bleistift und Papier für die Schulbank, so wie diese hier, in meiner Kindheit schon aus Plastik mit Stiften zum Stecken, später irgendwann mal elektronisch, und 2012 von Hollywood episch verfilmt.)

Mit einem Tabellenkalkulationsdokument funktioniert das so: In einem einzigen Dokument gibt es zwei nahezu identische Tabellenblätter, eines für die eine Spielerin, eines für die andere. Beide Spielerinnen machen ihre Spielzüge nur in ihrem eigenen Blatt, und sehen, wenn sie nicht schummeln, auch nur dieses – das ist aber so mit dem anderen Blatt verbunden, dass die Information über getroffene Schiffe der Gegnerin im eigenen Blatt angezeigt werden.

Meine Schüler und Schülerinnen und ich arbeiten auch mit Calc, aber zum Abschluss dieses Großkapitels im Informatiklehrplan der 9. Jahrgangsstufen (Schwerpunkt: Datenflüsse modellieren) stiegen wir auf unser Online-Office um: Denn erst dann kann man das ja auch wirklich spielen, wenn Spielerin 1 am einen Computer sitzt und Spielerin 2 am anderen – egal ob zu Hause oder nebenan im Computerraum. Beide arbeiten also gleichzeitig am selben Dokument, betrachten aber auch nur das jeweils eigene Tabellenblatt.

Neue Inhalte dabei:

  • Anmelden am System, ein Dokument anlege und für die Partnerin (und mich als Lehrkraft) freigeben.
  • Bedingte Formatierung, um die Konstellationen farblich hervorzuheben.
  • Überhaupt, farbige Markierung.
  • Zellbezüge über Tabellenblattgrenzen hinweg, also zu anderen Blättern.
  • Die Funktionsbezeichnungen alle auf Englisch, also IF statt WENN, COUNTIF statt ZÄHLENWENN, AND statt UND, denn unser Online-Office hat nur englischsprachige Funktionsbezeichner. Vielleicht kann man das ändern. Excel-Import-/Export geht, ist aber nicht nötig, der Umstieg war völlig problemlos, weil man in Informatik Grundlagen lernt und nicht nur Benutzerschulung macht.

Ich habe eine detaillierte Anleitung geschrieben, deren Text ich unten anfüge. Die Vorderseite enthält das Prinzip, die Rückseite die Einzelheiten, als pdf und in ein paar Ausgaben auch auf Papier. – Ist das zu kleinschrittig? Macht es nicht mehr Spaß, alles selber zu entdecken? Einerseits ja. Andererseits überfordert das manche, die eh nicht so gern mit dem Rechner arbeiten. Und überhaupt ja akademisch: Wer liest schon Anleitungen?

Fazit: Hat sehr gut funktioniert. Am Anfang verwirrte das Konzept, zu zweit wirklich nur an einem Dokument zu arbeiten. Das gedankliche Hauptroblem war, wie sich die drei Spielfelder in ihrer Funktion unterscheiden. In der Vorstunde hatte ich den Zugang zum System erklärt, Paare bilden und schon mal Dokumente anlegen lassen, so dass bis auf fünf ausbedungene Erklärminuten am Anfang die restliche Doppelstunde fürs Arbeiten Zeit war. (Plus Rechner finden, die funktionieren, immer ein kleines Problem.) Veranschlagt hatte ich die zwei Doppelstunden dafür, aber schon nach dieser einen waren fast alle fertig, einige arbeiteten an Zusatzfunktionen und verbesserten mein rudimentäres Design. Nächstes Mal dann: Vergößern des Spielfelds, weitere Funktionen – oder gleich ein anderes Spiel? Mastermind geht, ganz ohne Spiellogik, die natürlich auch möglich wäre; Tic-Tac-Toe ohne Überprüfung von Siegbedingungen, aber das ist jetzt fast schon zu langweilig. Vielleicht fällt der Klasse noch etwas ein.

Morgen probiere ich das mit einer anderen Klasse, bei der es noch keinen Vorlauf mit den Anlegen und Teilen von Dokumenten gibt; die werden deshalb sicher etwas länger brauchen.

Schiffe versenken

Ziel:

Ein Online-Tabellenkalkulationsdokument, mit dem 2 Spieler*innen Schiffe versenken können. Dabei befinden sie sich auf verschiedenen Blättern desselben Dokuments, auf jedem Blatt werden nur die Informationen angezeigt, die für einen selber wichtig sind. Das könnte zwar auch in einem regulären Offline-Dokument gehen, aber gleichzeitig spielen (über das Internet!) geht halt nur mit einem Dokument, an dem zwei Leute gleichzeitig arbeiten.

Aussehen etwa so:

Erklärung und Bedienung:

Spielerin 1 versteckt im Spielbereich links unten (dunkelblau) ihre Schiffe, indem sie dort eine bestimmte Menge von x einträgt. Im Beispiel sind es nur 3 Schiffe, eigentlich sind es ja mehr. (Spielerin 2 macht das gleiche in ihrem eigenen Blatt im selben Dokument.) Wenn beide fertig sind, platziert Spielerin 1 eine Bombe im Spielbereich links oben (hellblau). Dann bekommt sie im Spielbereich rechts (grün) das Ergebnis mitgeteilt: wenn im entsprechenden Feld bei der anderen Spielerin ein x eingetragen ist, wird eine 1 angezeigt, sonst nichts. Bei Spielerin 2 ist das jeweils andersherum.

Vorgehen:

  1. Beginne mit einem leeren Dokument. Benenne das erste Tabellenblatt „Spieler1“. (Kümmere dich noch nicht um das zweite Tabellenblatt für Spieler2.)
  2. Lege dort 3 Bereiche gleicher Größe an, indem du mit A, B, C… und 1, 2, 3… über und neben ihnen Spalten- und Zeilenbezeichner einträgst. Das kann auch nur eimn 6×6-Spielfeld sein, dann ist das halt ein kleines Schiffeversenken. (Später darfst du diese Bezeichner aber nicht mit den tatsächlichen der Zellen verwechseln.)
  3. Wähle für die Zellen in diesen drei Bereichen unterschiedliche Farben als Zellen-Hintergrund, einfach so, um es schöner zu machen.
  4. Optional: Wähle für diese Bereiche außerdem eine „Bedingte Formatierung“ mittels des entsprechenden Menüpunkts: Wenn sie ein „x“ als Inhalt haben, sollen sie besonders markiert werden, wenn eine „1“, dann auch, aber auf eine andere Weise. Du kannst das leicht überprüfen, indem du probeweise diese Zeichen eingibst und dann wieder löscht.
  5. Kopiere jetzt das ganze Tabellenblatt und nenne die Kopie „Spieler2“. Das geht am einfachsten mit Rechtsklick auf den kleinen Reiter, wo eben „Spieler1“ steht.
  6. Jetzt du musst du nur in den oben grün markierten Zellenbereich der beiden Blätter die richtigen Formeln eintragen. Und zwar so: Wenn in der eigenen Zelle B3 irgendetwas steht (das ist die A1 des Spielbereichs links oben), und gleichzeitig in der Zelle B12 des anderen Blatts irgendetwas steht (das ist die A1 des Spielbereichs links unten, aber auf dem anderen Blatt), dann soll in der Zelle M3 eine 1 erscheinen, sonst nichts (das ist die A1 des Spielbereichs rechts oben). Benötigte Funktionen dazu: WENN/IF, UND/AND. Diese Formel kopierst du in den ganzen grünen Bereich.
    Mit Spieler1!A1 verweist man auf Zelle A1 im Tabellenblatt, das „Spieler1“ heißt. Leerzeichen sollten im Namen nicht auftauchen, die machen alles kompliziert.

Wenn du das für beide Blätter gemacht hast, kannst du testen, ob das gleichzeitige Spielen funktioniert.

Der Rest ist dann nur noch Feinarbeit.

  1. Gib an, wie viele Bomben du bereits gelegt hast – hier ist das in Zelle P12, wobei du einfach zählst, wie viele „x“ es in dem Bombenbereich gibt. Funktion: ZÄHLEWENN/COUNTIF.
  2. Gib an, wie viele Treffer du hast – hier ist das in Zelle P13, wobei du einfach zählst, wie viele „1“ es in dem Trefferbereich gibt. Funktion: ZÄHLENWENN/COUNTIF
  3. Gib an, wer am Zug ist – hier ist das in Zelle P17: Dazu vergleichst du die Anzahl der eigenen Bomben mit der Anzahl der eigenen Bomben auf dem anderen Tabellenblatt.Du kannst dich in einer Formel nämlich nicht nur auf Zellen im aktuellen Blatt, sondern auch auf anderen Blättern im selben Dokument beziehen. Schreibe dazu statt =B12 (zum Beispiel) einfach =AnderesBlatt.B12, wobei „AnderesBlatt“ der Name des andern Blatts ist. – Je nach Ergebnis des Vergleichs wird hier entweder „Du“ oder „Ich“ ausgegeben. Funktion: WENN/IF
  4. Optional: Schütze Zellen, in die man nichts eintragen soll, vor unbeabsichtigter Änderung.


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6 Antworten zu „Schiffe versenken in der Tabellenkalkulation“

  1. Wieder eine sehr schöne Unterrichtsidee von Dir!
    Ich habe es mit meinen Klassen in den 70ern und 80ern vor Weihnachten und Ostern analog gespielt und es hieß „Wer findet die Nuss?“. Und der/die Finderin bekam auch eine. Oder zwei oder drei, je nachdem wie groß das Versteck war.

  2. Seepferdchen

    Als Sohn eines Seefahrers (Bundesmarine) finde ich die Bezeichnung des traditionellen Hinterbänklerspiels heute natürlich problematisch. Wie wäre es mit Schiffbrüchige retten? Und könnte man der Tabelle nicht auch noch ungefähr die Gestalt des Mittelmeers geben? Die Eichhörnchenidee finde ich allerdings auch sehr schön.

  3. Ich konnte zwar heute mit einem Bild aus dem Kinofilm zum Spiel einsteigen, aber ja, die Bezeichnung ist problematisch. Nächstes Mal nehme ich etwas anderes, gerne das mit den Schiffbrüchigen. Überhaupt suche ich gerade nach weiteren Spielen, die sich dafür eignen, weil die Gruppe heute noch schneller war als die gestern. Es eignen sich besonders alle Spiele, bei denen für alle Parteien ein Teil der Informationen verdeckt und nicht allen zugänglich ist. Also weniger Schach und Tic-Tac-Toe, obwohl das natürlich geht, eher Kartenspiele (aber Zufall ist schwer) oder, uh, „Kriegsspiel“ – so eine Art Schach, wo man nur die eigenen Figuren sieht. „Stratego“ gut, aber zu schwer, wohl.

  4. […] wir uns mit der Tabellenkalkulation und einem Miniprojekt etwas lange aufgehalten haben, wollte ich das Thema Datenbanken zügig angehen. Wie erwartet hat […]

  5. Lauf auf shox und chill meine Fetten keiner wird dich retten

    was das Bruder wegen dir wurde ich im Unterricht gefoltert

  6. Yes! Noch vier weitere und ich kriege Sternchen und Beförderung!

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