Das übliche Programm: Reden von Schulleitung, Landkreis, Elternbeirat, Kollegstufenbetreuung, Kollegiaten. Sehr gut die Rede von Eva: Das Motto „GlABIatoren“ hat sie weitergesponnen und dabei auch deutlich Kritik an den Schülern geübt. Sonst war von Kritik wenig zu spüren – keine Selbstkritik, keine an den Lehrern, keine an der Institution Schule, auch kein nennenswerter Rück- oder Ausblick. Einzelne Lehrer bekamen allerdings ihren Unterricht um die Ohren geschlagen, gerechtfertigt oder nicht.
Ich träume ja mal von einer Abiturfeier ohne Motto. Was wir nicht schon alles hatten: Boxkampf, Oscar-Verleihung, Wettrennen. Wie wär’s mal mit einer Abi-Feier, die nur Abi-Feier ist? Verabschiedungen an englischen und amerikanischen Schulen kommen auch ohne Motto aus; der Grimme-Preis wird auch nicht unter wechselnden Wortspielereien verliehen; der Opernball ist auch keine Faschingsparty. Die Verabschiedung von Abiturienten braucht sich nicht andere Veranstaltungen zum Vorbild zu nehmen; sie ist feierlicher Anlass genug um ganz sie selber sein zu können. Sicher sorgt ein Motto für Kohäsion; ein Hauptteil der Feier, die Verabschiedung der Leistungskurslehrer, kommt ohnehin ohne dieses verbindende Element aus.
Viel Mühe haben sich die Schüler bei diesen Verabschiedungen gegeben. Es gab die Didi-Dingsbums-Show, mit Videoaufnahmen der als Kinder verkleideten Schüler, die Begriffe aus Wirtschaft und Recht erklären: Abstraktionsprinzip, Cashflow, Zivilprozess. Der Physiklehrer musste die inneren Organe des Menschen in das Modell einsetzen; die Biolehrerin Lämpchen zum Glühen bringen. Mein Höhepunkt: Der kochfreudige Chemielehrer trat, assistiert von einer Schülerin, im Kochduell gegen zwei Schüler an. Team O2 und Team H2 waren jeweils noch durch eine Fußfessel an den Partner gebunden, wie das bei Molekülen nun mal so ist.
Dazwischen gab es Auftritte der Band Blue Maze, die aus Kollegiaten besteht; Kubi und Herr Diederichs gaben noch einmal die Blues Brothers; Teile von Chor und Big Band traten auf. Das war sehr schön.
Wenn es jetzt noch einmal einen richtigen Abi-Ball geben würde, so wie damals in meiner Referendariatsschule: Mit Tanzfläche und Kabarett. Das war noch schöner. Da war die Verabschiedung allerdings zweigeteilt: Vormittags die Reden und die Zeugnisübergabe, abends das Feiern.
Jeder Schüler erhielt danach wie immer sein Zeugnis unter den Klängen eines selbst gewählten Musikstücks. Das gefällt mir – bis auf die Schüler, die auf Kosten des schon seit fünf Stunden ausharrenden Publikums betont langsam gehen, um ja mehr Zeit für den Auftritt zu haben als die Mitschüler. (Technischer Fachausdruck: Rampensau.)
Natürlich gab es unter den Musikstücken wie immer den Star-Wars-Marsch, einmal „What a wonderful world“ (wegen „Don’t know much about history“), einmal das bekannte Pink-Floyd-Stück. Ja, ja, wissen wir schon. Ansonsten gerade zweimal Beethoven, zweimal lateinamerikanische Rhythmen, sonst fast nur schlagzeuggeprägter Rock. Mich hat diese Einförmigkeit etwas enttäuscht – aber das Stück, das ich damals gewählt hätte, wäre sicher noch viel grauslicher gewesen.
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