Der erste Film hatte mir richtig gut gefallen. Und das war alles so unerwartet. Ich lese Marvel-Comics, allen voran Spider-Man, seit ich zwölf bin, wenn auch mit langen Unterbrechungen. Vor allem in Deutschland war das immer ein Underdog-Zustand: Superman-Leser wurden vielleicht belächelt, aber man kannte ihn wenigstens. Spider-Man war Groschenheft und erfolglos. An einen großen Marvel-Film war damals nicht zu denken.
Aber nach den X-Men kam Spider-Man und war erfolgreich bei Kritikern und Publikum – für mich war das wie aus einer anderen Welt. Als der zweite Spider-Man-Film kam, gefiel er mir ebenfalls sehr gut.
Die Ausschnitte, die ich vom dritten Film gesehen hatte, gefielen mir nicht sehr; Venom mochte ich nie, und außerdem sind Fortsetzungen doch immer schwächer, und Superheldenfilme mit mehr als einem Schurken sind überladen. Also ging ich Dienstagabend mit geringen Erwartungen, aber doch noch einem Rest Vertrauen in Sam Raimi ins Kino.
Kurz: Ich fand’s klasse, und in der Erinnerung wird er immer besser. Toll. Der Film ist nicht fehlerfrei: Am Schluss gibt es eine Szene, die zu unbeabsichtigem Gelächter im Publikum führte. Außerdem ist ein Element in Handlungsverlauf zum Schluss hin absehbar und unklug und typischer für Filme als für Comics; mehr will ich nicht verraten. Und Mary-Jane hängt wieder zu oft von irgendwo herunter und kreischt. Die Entstehungsgeschichte des Sandman hätte man weglassen oder kürzen können, denn „die Genesis“, wie es in ganz anderem Zusammenhang heißt, „ist nicht interessant“. Allerdings ist das erste Auftreten des Sandman in seiner sandigen Form sehr liebevoll und kreativ gemacht.
Insgesamt hält der Film, was die beiden Vorgänger versprochen haben, und das hätte ich nicht für möglich gehalten. Da musste soviel hinein: Zwei Superschurken, der klassische Sandman und Venom, diese Ausgeburt der 90er Jahre, die ich noch nie mochte. Beide bringen viel Gepäck an Hintergrundgeschichte mit. Harry taucht wieder auf. Die Beziehung zwischen Mary-Jane und Peter Parker musste sich ändern, alte Nebenfiguren sollten wieder erscheinen und neue dazu: Tante May, die Redaktionssekretärin Betty Brant, Gwen Stacy als blonde und brave Konkurrentin, ihr Vater Captain Stacy, der einarmige Lehrer Dr Connors.
Diese Figuren gibt es auch in den Comics, und um jede von ihnen sind im Lauf der letzten 40 Jahre viele Geschichten geschrieben worden. Diese Geschichten werden im Film angedeutet; das freut den Aficionado und baut schon mal für einen nächsten Teil vor, und vielleicht merkt auch der normale Kinobesucher, dass da noch viel Geschichten darauf warten, erzählt zu werden.
Der Film hält sich eng an die Comics (natürlich immer noch nicht eng genug für manche Fans), und das ist gut. Die Comics sind zwar formelhaft und schmalzig und trivial (wenn auch liebevoll gemacht), aber auch nicht mehr als der übliche amerikanische Unterhaltungsfilm, dem das ja auch nicht übel genommen wird.
Überhaupt nicht verstehen kann ich die Süddeutsche-Kritik, in der der Rezensent moniert, dass das Drehbuch nicht alle Fragen beantwortet sondern sich mit offensichtlichen und einfachen Lösungen zufrieden gibt: Der Symbiont kommt als Meteor von irgendwoher und landet zufällig bei Peter Parker. Erstens möchte ich gar nicht, dass mir alles erklärt wird. (Warum Dr Connors nur einen Arm hat, wird auch nicht thematisiert.) Und zweitens ist es für Comics typisch, dass Erklärungen für bestimmte Geschehnisse erst später geliefert werden, manchmal erst Jahre später.
Sehr schön sind die Szenen mit den Nachbarn. Und Bruce Campbell schaut sich in einer Szene, bei der ich mich im Kinosessel voller Pein gewunden habe, einen französischen Oberkellner bei John Cleese ab. Schmerzhaft lustig. Aber gut. Ähnlich peinsam die Szenen mit Peter Parker unter dem Einfluss des Symbionten: Die Tanzeinlage gibt es in dieser Form im Comic nicht, sie passt aber gut in den Film.
Andere Leute haben’s besser gesagt, in einer Filmkritik bei Newsarama zum Beispiel. Wenn ich einen interessanten Verriss finde, verlinke ich ihn hier auch, zum Ausgleich. Meiner Begleitung zum Beispiel hat der Film nicht so gut gefallen.
Ach ja, und Peter Parkers Vermieter und dessen Tochter spielen wieder mit, und Stan Lee (diesmal ziemlich abrupt), und die Titelmelodie der alten Zeichentrickserie und und und.
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