Am Freitag war ich mit Schülern einer 9. Klasse im Theater – etwa mit der Hälfte der Klasse, in Der Gott des Gemetzels von Yasmina Reza. Das Stück lief letztes Jahr in Augsburg, da habe ich bei einer Freundin, die ebenfalls Deutschlehrerin ist, das Stück im Stehen gelesen. Dieses Jahr schlug die 9. Klasse das als Lektüre vor – 14,90 Euro für gut 90 Seiten sprachen allerdings dagegen.
Aber wir gingen ins Theater, das Stück anschauen. Residenz-Theater, Schülerkarten zu 8 Euro, praktische Einrichtung.
Es war schön. Die Schüler und Schülerinnen haben einen sehr guten Eindruck gemacht, richtig stolz kann man auf die Jugend von heute sein. Schick, selbstbewusst, im Theater unaufdringlich. (Zugegeben, auf der Fahrt nach Fürstenfeldbruck saß eine andere, eigentlich ganz ähnlich kichernde Mädchenhorde in der S-Bahn, die mir eher auf die Nerven ging. Aber sobald man die Leute kennt, ist das etwas anderes und eher herzerfrischend.)
Das Stück selber: Unterhaltsam. Für mich zehn Minuten zu lang, aber trotzdem viel Gelächter. Die Brech-Szenen erinnerten dezent an Monthy Python – Slapstick funktioniert immer. Beim Lesen hat mich das Stück damals nicht sehr interessiert, da wurde viel in der Inszenierun herausgeholt.
— Die schönen Schülerkarten gibt es allerdings erst ab Gruppen von 12 Schülern. Und die sind nicht immer leicht zusammenzukriegen, in einem Leistungs- oder Grundkurs schon gleich gar nicht. Ich habe deshalb gestern einen Moodle-Kurs „Theatergehen“ eingerichtet. Mit der Abstimm-Aktivität können die Kursleiter ein Theaterstück und einen Termin vorschlagen, und wer sich bis zu einem gegebenen Zeitpunkt eingetragen hat (egal aus welcher Klasse oder welchem Kurs), kriegt eine Karte bestellt und bezahlt sie und geht mit – oder sucht selbstständig einen Ersatz.
Jetzt muss ich das nur noch bekannt machen und bräuchte dann vor allem einen Kollegen, der das in die Hand nimmt. Selber bin ich nicht besonders dazu geeignet, erstens mache ich eh schon genug und zweitens: Ich schaue nicht gerne Theaterstücke an. Epik und Lyrik ist mir viel lieber, und wenn schon Drama, dann am liebsten eines, das ich in Ruhe lesen kann. Das darf ich als Deutschlehrer gar nicht zugeben; wie seit dreihundert Jahren ist Drama immer noch die Textsorte mit dem größten kulturellen Status. Aber ich mag’s nicht besonders. Ich mag Sprache, finde Iphigenie von Goethe ganz toll. Aber in einer Inszenierung geht es oft nicht um die Sprache, sondern um Personen, die in verschiedenen Konstellationen auf einer Bühne stehen und bedeutungsschwangere Pausen machen (ähnlich dem „smell-the-fart-acting“ von Joey aus Friends). Nee danke, das brauche ich nicht. Je mehr Pausen, desto weniger ist das was für mich. Aber wenn Schüler ins Theater wollen, gehe ich natürlich mit.
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