„Es ist sehr interessant,“ sagte ich zu Frau Rau, „die Live-Aufnahme eines Rollenspielszenarios als Podcast zu hören, bei dem man selber mal Spielleiter war, weil man dann die Geschichte und die Hintergründe schon kennt und das Verhalten der Spielergruppe mit der eigenen damals vergleichen kann.“
„Das ist eine sehr spezielle Definition von ‚interessant‘,“ sagte Frau Rau.
Trotzdem höre ich gerade Episode 24 von „Horror on the Orient Express: Audio Game Recording“ (Links zu Episoden). Horrors on the Orient Express ist eine umfangreiche Kampagne für das Rollenspiel Call of Cthulhu, und eine erfahrene Gruppe von Spielern hat sie durchgespielt und aufgenommen. 18 Monate, 34 Episoden, jeweils so um die zwei Stunden lang. Hier das Intro:
https://www.youtube.com/watch?v=EigL0cfnoKE
Prof. Alphonse Moretti (Prof. Emeritus, European History, Univ. Florence), Betty Sunderland (Egyptologist), Col. Neville „Never“ Goodenough (Military Engineer, Rtd.), Violet Davenport (Magician’s Assistant) und Grace Murphy (Secretary to Mrs Sunderland) erleben dabei spannende Abenteuer. Die – britischen – Spieler haben solche Audioaufnahmen schon mit mehreren Kampagnen produziert, das Spiel geht manchmal eher Richtung Impro-Theater. Mehr Rollenspiel als bei uns damals, aber weniger Horror. Und etwas zu lang. Orient Express haben wir zwar nie gespielt, aber die ersten vier Episoden des Spiels bestehen aus „The Auction“, einem Szenario aus The Asylum & Other Tales, und da wiederum war ich damals Spielleiter. (Meine Spieler kamen sofort darauf, wer der Schurke und verkappte Kultist war. Im Podcasts läuft das eleganter ab.)
Sicher nicht für jeden. Aber ich freue mich schon auf die letzte Woche begonnene Serie „Shadows by Gaslight“. Dabei wird eine der ersten und besten Kampagnen nachgespielt, „Shadows of Yog-Sothoth“, die bei uns damals ein großer Erfolg war. Auch weil sie noch kürzer und übersichtlicher ist als die späteren, weit umfangreicheren Masks of Nyarlathotep, Beyond the Mountains of Madness oder eben Orient Express. Allerdings spielt diese Version im späten 19. Jahrhundert, Gaslight eben. Bin gespannt, was das für einen Unterschied macht. Traditionell spielt man nämlich in den 20er Jahren, auch wenn es Versionen gibt für die 1950er Jahre, die Gegenwart, das antike Rom, und bestimmt noch weitere.
Nachtrag: Die erste Podcast-Episode von Shadows war noch nicht so besonders. Auch hier ist allerdings ein anderes Szenario zum Einstieg vorgeschaltet.
Natürlich möchte ich das irgendwann mal mit Schülern machen. Nicht die Audioaufnahme, aber ein kleines Call-of-Cthulhu-Spielchen, auf Englisch. Vielleicht geht mal was als Konversationsübung im Rahmen eines W-Seminars. Das müsste doch ein Redeanlass sein, wenn es heißt: „There’s a knock at your door“ oder: „The crazy cultist is running towards you, shouting words in a language that you don’t understand.“ Pädagogisches Material dazu: flash cards mit den wichtigsten Vokabeln und Bildern dazu, also shotgun, rope, ancient tome, heathen idol und so weiter.
Schreibe einen Kommentar