Tom Jones, eines der witzigsten Bücher, das ich kenne, ist 260 Jahre alt und schon deshalb werden viele Leute nicht an diesem Vergnügen teilhaben können – selbst wenn sie witzige Bücher mögen und Englisch können (oder zur deutschen Übersetzung greifen könnten). In der Schule merke ich, wie schwer es Schülern fällt, die Sprache von Faust zu verstehen oder von Gottfried Keller. Lange Sätze, ungewohnte Syntax, unbekannte Wörter, unerwartete Gedanken. Das ist völlig verständlich, aber wenn man nicht lernt, diese alten Bücher zu lesen, entgeht einem eine ganze Menge.
Man lernt das nur durch Üben.
Meiner 9. Klasse habe ich neulich die berühmte Charles-Atlas-Reklame mit dem 97-pound weakling gezeigt. Die kenne ich aus meinen amerikanischen Comics der 1970er Jahre. Zitiert wird sie auch aus der Rocky Horror Picture Show, wo Frank N. Furter den Atlas-Slogan doppeldeutig übernimmt „(In just seven days) I can make you a man“. Die berühmteste Fassung: ein 97-Pfund-Schwächling kriegt am Strand Sand ins Gesicht, kann sich gegen den Bully aber nicht wehren, worauf sich sein Mädchen von ihm abwendet. Die Lösung: Krafttraining mit Charles Atlas, dann kann man sich das Mädchen zurückholen.
Dass Bodybuilding nur mit Training geht, ist jedem klar. Fürs Lesen gilt das ebenso. Deshalb habe ich die Atlas-Werbung erweitert auf einen 98-page weakling hin:
An der Typographie müsste man natürlich noch arbeiten, die Sprechblasen müssten handgelettert sein, die Farbtöne sollten zusammenpassen und der Text insgesamt mehr der ursprünglichen Reklame ähneln. Das ist jetzt mal ein erster Entwurf, vielleicht komme ich mal zu einem zweiten. Und 300-Wort-Sätze sind wirklich sehr selten, sollten es 300-Zeichen-Sätze sein?
Und dann als Poster in die Schulbibliothek, versteht sich.
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