Wer meint, Urlaubsdias seien privat und uninteressant und gehörten nicht ins öffentliche Netz, dem muss ich demonstrieren, dass es noch Privateres und Uninteressanteres gibt: mindestens das öffentliche Üben von Musikstücken. Also mache ich das jetzt mal.
Der Hintergrund: ich spiele seit einem halben Jahr Ukulelespielen. Ein paar Griffe und musikalisches Grundwissen habe ich noch von der Gitarre. Aber da war ich nie auch nur akzeptabel. Der Grund ist vermutlich der, dass ich nicht gut singen kann. Dabei mag ich Lieder sehr gerne, jedenfalls dann, wenn sie Geschichten erzählen. Irgendwann untersuche ich mal meine Liedersammlung nach Erzählhaltungen, also ob sie in der 1., 2. oder 3. Person erzählen, was die Gesprächssituation darin ist, welches Tempus sie benutzen. Ich vermute schon mal, dass da mehr simple past dabei ist als üblich. — Aber wie gesagt, selber singen ist nicht so gut, aber ich höre leider auch, dass es nicht klappt.
Mit der Ukulele geht das etwas besser. Das ist ein niedliches, friedliches, ganz wenig furchteinflößendes Instrument. Kennengelernt habe ich es mit elf oder zwölf Jahren, als ich – kinderkrank im Bett? – den Doppelband Im Dutzend billiger gelesen habe. Das spielt in den zwanziger Jahren, und als die ältesten Töchter der Familie dann langsam für Jungs interessant werden, tauchen die ersten Studenten auf – im klapprigen Auto, mit Waschbärfellmantel und eben auch einer Ukulele. Lange Geschichte, das ganze. Die Stefan-Raab-Ukulele vor zehn Jahren oder so hat mich kalt gelassen, aber als vor einiger Zeit das Ukulele Orchestra of Great Britain in meinem Umkreis auftauchte, wurde mir das Instrumten wieder in Erinnerung gerufen. Und jetzt klimpere ich darauf herum.
Vor drei Wochen etwa habe ich das entdeckt, was ich jetzt häufig und vergnügt treibe: Clawhammer Ukulele. Das ist eigentlich eine Banjo-Spielweise (5 Saiten, davon die erste höher gestimmt als erwartet), die sich aber gut auf die Ukulele übertragen lässt (4 Saiten, davon die erste eine Oktave höher gestimmt als erwartet – quasi so, als wäre bei der Gitarre das eigentlich tiefe E ein hohes). Das besondere daran: diese hohe Saite wird immer wieder als eine Art hoher Bordun gezupft (mit dem Daumen, relativ regulär), die anderen Saiten werden, wenn sie einzeln gespielt werden, von Mittel- oder Zeigefinger nach unten geschlagen.
Und das will ich jetzt öffentlich üben. Heute gibt es meinen ersten Versuch, aufgenommen mit dem eingebauten Laptop-Mikrofon. Ausgesucht habe ich mir Big Rock Candy Mountain:
Das sind Versinger und Verspieler, Text- und Aussprachefehler drin, aber ich lass das mal so. Die Theorie dahinter: Ich poste alle vier, oder vielleicht auch zwei, Wochen eine Aufnahme. Dann sehe ich wenigstens, ob ich mich verbessert habe, und durch die Öffentlichmachung zwinge ich mich dazu, das auch wirklich zu tun und dabei zu bleiben. Andere Leute machen jeden Tag ein Foto von sich.
Zum Lied: Kennengelernt über O Brother, Where Art Thou? – ein Filmtitel, der selbst wiederum aus dem genialen Sullivan’s Travels stammt. Arrangiert habe ich das Lied selber, denn sonst dürfte ich es hier ja nicht veröffentlichen. Notiert habe ich es mit dem kostenlosen Powertab Editor, der für meine Bedürfnisse fast ausreicht. Leider nur fast, bei den Fingerpositionen in der jeweils unteren Zeile sollten die Achtelschläge grafisch miteinander verbunden sein. Das geht wohl nicht mit dem Programm.
An der Formatierung muss ich noch ein bisschen feilen, und Feinheiten wie Hammer-ons baue ich ein, wenn ich bei dieser einfachen Grundversion sicher genug bin. Ich ändere auch immer wieder etwas daran, so dass die Version oben auch nicht ganz aktuell ist. Es fehlen auch noch weitere Strophen.
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