Erkenntnis: Alle gehen davon aus, dass in Zukunft (ich sag mal: in zehn Jahren) jeder Schüler seinen eigenen Laptop in der Schule dabei haben wird. Ob das ein Laptop, Notebook, Subnotebook, Netbook, Tablet, Tablet-PC oder reiner E-Book-Reader sein wird, das ist noch offen. Ich teile diese Ansicht. Rechnet… Ich bin noch knapp fünfundzwanzig Jahre im Beruf, also beeilt euch mal, dass ich davon noch etwas mitkriege.
Modell 1: Diese Rechner werden teilweise oder ganz von Eltern finanziert, von der Schule gekauft und an die Schüler weitergegeben, leasing sozusagen.
Modell 2: Jeder Schüler nimmt sein privates Gerät mit.
In beiden Fällen übernehmen Schüler/Eltern weitgehend die Wartung. Zur Zeit gibt es nur Modell 1, ich denke, dass sich Modell 2 durchsetzen wird. Ist mir beides recht.
Eher Zitat als Erkenntnis, aber auch schön: Whiteboards sind das Sprachlabor von heute. (Wohl von Martin Lindner als Moderator der Podiumsdisukssion.)
Erkenntnis: Manche Visionen sind schon sehr visionär. Ein Großteil aller Visionen ist nicht umsetzbar. Aber aus einen kleinen Teil kann mal etwas werden. Dummerweise lässt sich vorher schlecht beurteilen, wozu eine gegebene Idee gehört. Ich selber habe eher wenige gspinnerte Ideen, und schüttle auch gerne mal den Kopf, wenn ich welche höre. Aber es braucht viele Spinner, damit man einen ausreichend großen Teil an Ideen hat, die sich im Nachhinein als brauchbar herausstellen. Also ziehe ich meinen Hut vor den Spinnern, auch wenn ich das Kopfschütteln nicht immer vermeiden kann.
Erkenntnis: Manche Lehrer scheinen es bereits für einen Lernerfolg zu halten, wenn Schüler Filme oder Flash-Animationen erstellen. Also, per se, unabhängig von deren Inhalt. Weil sie dann produktiv und kreativ sind. Ist ein Anfang, aber Produktivität und Kreativität sind nur ein Anfang.
Erkenntnis: Es ist völlig egal, was die meisten Teilnehmer, mich eingeschlossen, wollen oder denken. Entscheidungen fallen anderswo.
Erkenntnis: Vor kurzem erst wurde der Verein Bündnis für Bildung gegründet und auf der Didacta vorgestellt. Da sind die Politik drin, die Schulbuchverlage, Microsoft und andere Interessierte. Eberhard Sinner, MdL (CSU), Zweiter Vorsitzender Bündnis für Bildung, beteiligte sich an der Diskussion, wie Schule in 10 Jahren aussehen wird, und stand auch für einen Workshop zum Gedankenaustausch zur Verfügung.
Das Bündnis für Bildung (BfB) – nicht verwechseln mit anderen Bündnissen gleichen Namens – will länderübergreifende Standards für Schulbau, Hardware, Software und andere Aspekte zukünftiger Bildung. Die Bücher stecken dann in einer oft, sehr oft, zitierten Bildungs-Cloud. (Früher hieß „in der Cloud“ einfach „online“ oder „im Internet“. Wird die Cloud die neue Datenautobahn?)
Meine Bedenken, welche Inhalte in dieser Bildungs-Cloud landen würden, konnte Stinner nicht zerstreuen. „Nur Verlage können für Inhalte sorgen,“ sagte er bei der Diskussion. OER war kein großes Thema. Ich habe ein paarmal versucht, herauszufinden, ob ich mein eigenes Material auch in diese Cloud tun könnte, wie es bei Apple ja möglich ist, aber irgendwie schien es immer darauf hinauszulaufen, dass ich das ja gar nicht wollen würde.
Nicht dass ich bereits Material hätte, das jetzt schon in einem Zustand ist, dass ich es vorzeigen möchte. Aber einen kommentierten Reader, eine Projektbeschreibung, ein Tutorial für ein Spielprojekt in Informatik, das steht bald an.
Dass es offenes Material gibt, ist seit der Schultrojanerdebatte und der Diskussion um OER klar. Netzpolitik verglich neulich Entwicklungen in den USA mit der erträumten geschlossenen Schulbuchwelt hier:
Radikal offen mutet im Gegensatz dazu das Konzept von “Flat World Knowledge” an. Der US-amerikanische Lehrbuchverlag bietet Creative-Commons-lizenzierte Lehrbücher online kostenlos an und verdient am Verkauf von Printversionen.
Vor zwei Tagen hat nun das Massachusettes Institute for Technology (MIT) eine Kooperation zwischen Flat World Knowledge und dem Hauseigenen “OpenCourseware”-Programm präsentiert. MIT OpenCourseWare bietet bereits seit 10 Jahren vollständige Unterlagen von mittlerweile über 2.000 Kursen ebenfalls unter einer Creative-Commons-Lizenz zum Download an; seit einem Jahr gibt es auch zum Selbststudium aufbereitete Unterlagen (“OCW Scholar“). Im Rahmen der Kooperation mit Flat World Knowledge sollen auf Basis dieser Inhalte Lehrbücher entstehen, wobei Teile der Verkaufserlöse der Printversionen zurück ins OpenCourseWare-Programm fließen werden.
Meine Befürchtung geht jedenfalls dahin, dass digitale Schulbücher in der Hand der Verlage bleiben, wofür es weder einen technischen noch pädagogischen Grund gibt. Arbeitsmaterial muss nicht erst genehmigt werden (jedenfalls wenn es nichts kostet), ich möchte mich jedenfalls nicht auf (Zitat) „zertifizierte Inhalte“ beschränken müssen.
Bayern arbeitet währenddessen an einem Digitalen Bildungsnetz Bayern. Immerhin – anders als die Seite des BfB – mit RSS-Feed. „Das Digitale Bildungsnetz ermöglicht digitales und multimediales Lernen. Über diese IT-Infrastruktur können Schulen u.a. gemeinsame Lernplattformen und Mediatheken nutzen.“ Im Prinzip gut. Es entsteht dadurch natürlich eine weitere gated community wie Facebook oder AOL – ein Ort für Schüler und Lehrer, damit sie nicht mehr ins böse Internet hinaus müssen. Aber das wird ja ohnehin nicht passieren. Und wie sehr das angenommen wird, hängt von der Technik ab. Wenn das so umständlich zu bedienen ist wie Moodle, dann treffen wir uns gleich anderswo im Internet.
Nachgetragene Fotos:
Anmeldung:
Veranstalterin Maria Eirich und Schüler des veranstaltenden P-Seminars vom Regiomontanus-Gymnasium Haßfurt:
Han’s Klaffl als tolles Abendprogramm (schon mal gesehen):
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