Zum Ende des Schuljahrs hat die bayerische Regierung eine Reform des G8 beschlossen. Das heißt, für die einen ist es eine einschneidende Reform, für die anderen sind es kleinere Änderungen als Folge eines kontinuierlichen Monitoring. Soll sein, soll sein.
Die wichtigste Änderung ist das Flexibilisierungsjahr. Am Ende der 8., 9. oder 10. Klasse kann ein Schüler sich entscheiden, das Jahr zu wiederholen. Laut Ministerium sollen und werden das wenige Schüler sein, weil wir ja sonst doch wieder beim G9 wären. Man wiederholt allerdings nicht die ganze Klasse, sondern nur bestimmte Fächer. Hier fehlen allerdings noch Details. Kann sich der Schüler aussuchen, was er in dem Jahr wiederholt? Also Mathe und Latein, und sonst nichts? Muss er eine Mindeststundenzahl haben; muss auf jeden Fall Religion und Sport dabei sein? Steckt man den Schüler in diesen Fächern dann in eine reguläre Klasse oder gibt es Einzelunterricht? Was macht der, sagen wir: Achtklässler während der restlichen Zeit – muss man da für Aufsicht sorgen?
Eigentlich gefällt mir die Idee aber. Ein Ausjahr mittendrin, in dem man sich auf einzelne Fächer beschränkt, könnte Schülern nutzen. In der Mittelstufe täte es vielen gut, ein Jahr wegzubleiben und zurückzukommen, wenn sie wieder lernen wollen.
Außerdem wird in den Jahrgangsstufen 10-12 in der Hälfte der Fächer der Lehrplan gekürzt. In Informatik (allerdings kein zentrales Fach) ist das nur kosmetisch: Das Anwendungsbeispiel heißt in der Überschrift jetzt nur noch Anwendungsbeispiel und nicht mehr „komplexes Anwendungsbeispiel“. Es stellt jetzt nur noch ein Projekt und kein „größeres Projekt“ mehr dar, es geht nicht mehr um „schwierige“, sondern – jetzt dann doch – „komplexere“ Aufgabenstellungen. Kurz gesagt: null Änderung.
Und schließlich sollen Schüler, deren Versetzung zum Halbjahr gefährdet ist, eine Art schulische Nachhilfe kriegen. Wie das genau gehen soll, bleibt den Schulen überlassen.
Kann man alles gut machen oder schlecht; ich bin gespannt, für welche Variante sich das Ministerium entscheidet. Vermutlich gibt das den Schulen alle Freiheiten und keine Ressourcen, so dass nichts Sinnvolles herauskommt. Es ist entweder als Signal an die Lehrer zu verstehen, zum Zwischenzeugnis keine 5er mehr zu geben, damit niemand gefährdet ist. Oder die Schule kürzt Wahlunterricht und Intensivierungsstunden, um Lehrer freizustellen für Nachhilfe. Dann kann man wieder risikofrei 5er geben, weil Nachhilfe immer noch weniger Arbeit macht als Unterricht. Der Bayerische Eltern-Verband fordert eh, dass Schulen die Kosten für Nachhilfe und Sommerkurse tragen.
Einseits finde ich das sogar verständlich und Teil der Individualisierung der Schule. Andererseits entbindet es Schüler immer weiter von eigener Verantwortung. Man liest nie etwas über die Gründe, warum Schüler das Versetzungsziel nicht erreichen – das sind ganz verschiedene, und nicht immer ist Nachhilfe eine Lösung.
Selbst mit diesen Änderungen ist die Zeit im G8 knapp. Zeit dazu, dass meine Schüler die Abtei aus dem Namen der Rose nachbauen, wird es da wohl nie geben.
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