
2003 erschienen, auch als Schullektüre zu empfehlen:
Der Erzähler der Geschichte heißt Christopher Boone, ist 15 Jahre alt und hat das Asperger-Syndrom, eine relativ milde Form von Autismus. Er kann nur sehr schwer Gefühle wahrnehmen, also auch nur begrenzt Mimik erkennen, er versteht nicht, weshalb sich andere Leute emotional verhalten; er kann nicht zwischen den Zeilen lesen und versteht keine metaphorische Sprache.
Christopher denkt sehr logisch, oder glaubt das zumindest, ist mathematisch begabt, mag Sherlock Holmes. Er geht zwar auf eine Sonderschule, plant aber das (englische Äquivalent zum) Mathematik-Abitur abzulegen.
Seine Lehrerin hat ihm Bilder mit Smilies gezeigt, damit er daran üben kann, Mimik Gefühlen zuzuordnen. Drei Smilies kennt er inzwischen, die restliche Liste hat er aufgegeben: Kaum hat er das entsprechende Bildchen gefunden, haben die Leute schon wieder einen ganz anderen Gesichtsausdruck.
Ein anderer Vorschlag der Lehrerin ist vielversprechender: Er soll Tagebuch schreiben, oder jedenfalls aufschreiben, was in ihm so vorgeht. Christopher nimmt den Vorschlag an, denn er hat auch etwas, von dem er schreiben kann: Der Hund der Nachbarin ist getötet worden, aufgespießt von einer Mistgabel. Christopher beschließt, den Fall zu lösen. Damit beginnt das Buch.
In den Kapiteln erzählt Christopher abwechselnd von den Spuren, denen er nachgeht. Dabei entdeckt er auch seine Nachbarschaft und gerät in Kontakt zu Menschen, die er sonst nicht getroffen hätte. Aber jedes zweite Kapitel schreibt er auch über sich und seine Mitschüler, über seine Interessen und Eigenheiten: Andere Leute haben einfach so gute oder schlechte Tage, er macht das abhängig von der Anzahl und Farbe der Autos, die ihm auf dem Schulweg begegnen. Er erzählt vom Aufbau unserer Galaxie, von Sherlock Holmes, der Chaostheorie (mit der Formel zur Fischpopulation und dem Graph dazu), vom Monty-Hall-Problem (Klassiker der Stochastik, bei dem die Intuition versagt; in Deutschland auch als Ziegenproblem bekannt).
Und der Mörder wird schließlich auch entdeckt.
— Was kann man in der Schule damit machen? Sicher sehr viel.
Titelbild und Titel, Vergleich zu Titeln von Sherlock-Holmes-Geschichten
The Adventure of the Six Napoleons
„Inspector Lestrade of Scotland Yard brings Holmes a seemingly trivial problem about a man who breaks plaster busts of Napoleon. One was shattered in Morse Hudson’s shop, and two others, sold by Hudson to a Dr. Barnicot, were smashed after the doctor’s house and branch office had been broken into. Nothing else was taken.“ (Wikipedia)
The Adventure of the Empty House
The Adventure of the Three Students
The Adventure of the Dancing Men
The Adventure of the Solitary Cyclist
Zu jedem Holmes-Titel sollten die Schüler eine ähnlich aufgebaute Inhaltsangabe überlegen. Das hat am besten geklappt, wenn eine Schülerin einen Satz sagte, und eine zweite dann weitermachen musste.
How do you feel today?
Dann hatte ich noch ein kopiertes Blatt mit etwa 70 smiley-artigen Gesichtern darauf, der Überschrift „How do you feel today?“, und 70 Adjektiven unter den Gesichtern. Für den Wortschatz. Das Blatt gibt’s auch online an verschiedenen Stellen und als Poster zu kaufen.
Nachtrag: Google-Bildersuche.
Write in Christopher’s voice
Wie sehr soll ich mich darüber freuen, dass meine Schüler überzeugend im Stil eines fünfzehnjährigen Autisten schreiben können?
Links zum Buch
Interview mit dem Autor
Material zum Buch, aber auch zu anderen (Gaiman, Coraline)
Sehr schönes Material vom British Council
Persönlichkeitstest
Richtig schön fand ich aber die Idee mit dem Persönlichkeitstest. Es gibt davon viele, manche basieren auf dem Big-Five-Modell, nachdem sich eine Persönlichkeit durch die Merkmale Extroversion, Agreeableness, Conscientiousness, Neuroticism, Openness to Experience beschreiben lässt. Die Schülerinnen sollten Christopher Werte in diesen Kategorien zuweisen und ihre Ansicht begründen; die Meinungen gingen dabei teilweise deutlich auseinander. Ich hatte mir das als schönen Redeanlass voregstellt; das hat nicht ganz so funktioniert, aber das liegt auch an anderen Faktoren.
Danach sollten die Schülerinnen im Namen der Romanfigur Christopher den Persönlichkeitstest machen, das heißt, 60 Fragen mit ja oder nein beantworten. Da waren sich die Schülerinnen schon deutlich ähnlicher in ihren Antworten.
Diesen speziellen Persönlichkeitstest habe ich deswegen genommen, weil er der einzige war, den ich online in einer verwendbaren Form gefunden habe, und zwar bei einem Geoff Knagge. Der Autor der Seite hat sich zwar nicht auf meine Mail hin gemeldet, aber auf der Seite steht, dass man seine Javaprogramme weiterverwenden darf. Also habe ich das mal gemacht und für meine Schüler diese Seite mit dem personality test erstellt. Mal ausprobieren, das kann man sicher mit anderen Figuren auch machen.
(Im Schnitt kamen wir bei Christopher übrigens auf:
Extroversion: very low,
Agreeableness: very low,
Conscientiousness: low/average – da hätte ich mehr erwartet,
Neuroticism: average/high – auch da hätte ich mehr erwartet,
Openness to Experience: low.
Ist eine gute Diskussionsbasis.)
Schreibe einen Kommentar