In der SZ (hier auf SZ online) schreibt der Q12-Schüler Markus Freitag zum G8: lesenswert. In vielen Punkten gebe ich ihm recht.
Noten werden so montiert, dass sie nicht so desolat erscheinen, wie es zum G 8 passen würde.
Den Gedanken kann man durchaus bekommen. Erklärung des Zitats dort.
Weil im G8 mehr zu Hause gearbeitet werden muss als im G9
Das stimmt nun allerdings nicht. Im Gegenteil, da die Schüler im G8 mehr Nachmittagsunterricht haben, bleibt weniger Zeit für die Arbeit zu Hause. Das ist sogar schädlich, weil die Schüler dann noch weniger dazu gezwungen sind, selbstständig zu arbeiten. Ich habe zu Hause einen „Wochenablauf eines K12-Schülers“, im G9 geschrieben: Die mussten auch arbeiten.
Wenn ich frage, wie viel Zeit meine Schüler zu Hause mit Vorbereitung vebringen, kommt immer heraus: wenig. Es häufen sich deshalb auch die Strategien, dass man am Tag vor der Prüfung versucht, den ganzen Stoff einzupauken. Und dass dann Stress herauskommt, das ist klar.
Leistungskurse vermisst Markus Freitag; ich auch. Dass die Lehrpläne kaum Zeit lassen, auf Fragen der Schüler einzugehen, das stimmt auch einigermaßen. Im Fach Deutsch geht es dabei wenig um neuen Stoff – Stoff gibt es eh nicht viel – sondern die fehlende Übungszeit macht sich bemerkbar, und die fehlende 11. Jahrgangstufe, in der sich Schüler sammeln konnten. Im Fach Informatik allerdings passt der Lehrplan tatsächlich gut.
Gar nicht geht Freitag darauf ein, dass jetzt ein wesentlich höherer Prozentsatz an Schülern aufs Gymnasium geht als früher. Das ist für mich ein zentraler Punkt. Es gibt Schüler, die kommen mit der Dichte des G8 wunderbar zurecht. Aber das sind keineswegs alle. Also muss man entweder das G8 beschränken auf die Schüler, die für dieses dichte Lernen unter den aktuellen Lehrplänen geeignet sind. Oder man muss das Gymnasium umgestalten, so dass auch die davon profitieren, die mit der alten Art des Arbeitens am Gymnasium weniger klar kommen. Beides kann man gut oder schlecht machen. Was aber nicht funktioniert, ist: mehr Schüler aufnehmen und nichts an Stoffmenge und Anspruch des Abiturs ändern wollen.*
Die Unis haben das ja schon längst gemerkt und setzen immer mehr auf interne Einstellungsverfahren. Die Regierung hat das natürlich auch gemerkt und verbietet den Unis jetzt dieses Verfahren, sofern kein Bestandsschutz mehr vorliegt: schließlich befähige ein Abitur zu allen Studiengängen.
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*Waren zu G9-Zeiten nur Schüler mit gymnasialer Eignung auf dem Gymnasium? Sicher nicht. Manche haben sich durchgemogelt. Andere hatten von zu Hause so viel Unterstützung, dass das geklappt hat. Andere haben es nicht aufs Gymnasium geschafft, trotz Eignung, oder wegen fehlender Unterstützung. Das war beides schlecht, das muss man ändern. Im G8 sehe ich aber keinen Ansatz dazu.
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