Neulich herausgekramt: Meine Facharbeit, Leistungskurs Englisch. Getippt auf einem IBM-Computer, grün auf schwarz, ausgedruckt auf einem Typenraddrucker.
Das Original der Facharbeit habe ich natürlich nicht, und auch keine unmittelbare Kopie. Aber eine kleine Weile nach der Facharbeit habe ich für einen Brieffreund die Datei noch einmal ausgedruckt; inzwischen war das „k“ am Typenrad schon etwas beschädigt, und einen Ausdruck dieser Version habe ich, nebst der Punkteverteilung durch den Lehrer damals.
Es gab 14 Punkte. Das war okay. Von einem Schüler heute würde ich deutlich mehr verlangen, aber auch dafür sorgen, dass der das auch leisten kann. Ich habe mir damals das Thema alleine gewählt, die Sekundärliteratur alleine herausgesucht (hatte ich eh alle zu Hause) und kann mich an keinerlei Betreuung oder große Ansprüche seitens der Lehrkraft erinnern. Die 14 Punkte gab es dann auch vor allem, denke ich, für das sehr gute Englisch, weniger für den Inhalt.
Der genügt meinen heutigen Ansprüchen an Schülern nicht. Schlampige Bibliographie, Anmerkungen in Klammern im Text statt ordentlicher Fußnoten und eine Neigung zu beiläufig getroffenen, pauschalen Aussagen ohne jeglichen Beleg.
Also: Nicht alles an der Schule wird schlechter. Die Vorbereitung darauf, wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt, ist im G8 deutlich besser, und war es auch im G9. Ob das Englisch der Schüler besser ist, kann ich nicht beurteilen.
Hier die erste Seite:
Pretentious, moi? Was für feinziselierte purple prose, oder anders gesagt, welche Liebe zum gewählten Ausdruck:
- „Both wrote […] tales of mystical realms, both wrought delicate poems“
- „which leaves its hero bereft of his love“
- „versed in the way of cosmic monstrosities and all too much aware of the danger“
- „once they start meddling with the strange affairs delt [sic] with in Lovecraft’s prose“
- „Who could forget the eerie atmosphere of the House of Usher or the Red Death crashing Prospero’s party?“
(Dammit, warum habe ich die Alliteration nicht noch mit „Prince Prospero’s party“ auf die Spitze getrieben? Die Vokabel „to crash a party“ hatte ich übrigens aus dem Lied „You May Be Right“ von Billy Joel.) - „for who is able to see at first glance that ‚The Golden Bough‘ by Frazer is a real book, whereas the ‚Book of Eibon‘ is purely fictive?“
Fehlerfrei ist die Arbeit natürlich nicht. Um nur zwei Stellen zu nennen, die mir eben aufgefallen sind:
- „Whom, among others, he took himself as an example“
- „Lovecraft profitated from this idea“
Eventuell kommt nächstes Schuljahr ein W-Seminar zu Horror- und Gruselliteratur zustande, Leitfach Deutsch, aber Lovecraft wird sicher auch dabei sein. So wie Novellen der Romantik, Computer- und Rollenspiele auch.
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