Jetzt ist schon wieder was von Marvel im Kino gekommen. Black Panther, hat mir gefallen.
Ach, Marvel. Ich bin ja Fan der ersten Stunde (Foto von 1979 als Beleg), und es war eine schwierige Zeit für Fans. Marvel war in Deutschland der Underdog, DC kannte man. Und auch bei den Filmen gab es erfolgreiche Superman- und Batman-Produktionen (beide Gestalten natürlich DC), und nur sehr unglückliche Marvel-Versuche. Um die Jahrtausendwende änderte sich das plötzlich, es gab richtig gute Marvel-Filme, eine Weile, und dann nicht mehr so gute.
Und vor knapp zehn Jahren kam dann der erste Film des MCU (Marvel Cinematic Universe) heraus, 2008 habe ich Iron Man gesehen und darüber gebloggt. Ich hatte mir nicht viel davon erwartet, der Hulk-Film von 2003 war enttäuschend gewesen, und Iron Man als Figur hatte mich nie besonders interessiert. Und dann war das ein erfrischend originaltreuer Film mit einem vielversprechenden Anhang… und Marvel hat die Versprechungen eingelöst und inzwischen knapp zwanzig Superhelden-Filme gemacht, die alle im gleichen Kosmos und miteinander spielen.
Zugegeben: Citizen Kane war keiner dabei, und auch kein Casablanca. Aber das waren andere Mainstreamfilme auch nicht. Aber die Filme waren mehr oder weniger, und mit der Zeit eher mehr, und teilweise enorm, erfolgreich bei Publikum und Kritik und Fans. Der Immer wieder befürchtete man das Ende der Erfolgsreihe, und immer wieder überraschte Marvel mit etwas Neuem… Während DC, nun Mantel des Schweigens am besten.
Und jetzt schon wieder. Von Black Panther hat ja wohl schon jeder gehört? Kritik lobt, Publikum strömt rein. Ein Unterschied zu bisherigen erfolgreichen Superheldenfilmen, der vor allem in den USA einen großen Unterschied macht: Eigentlich alle wichtigen Rollen sind mit schwarzen Schauspielern besetzt. (Und Musik und Drehbuch und Regie auch.) Der Film spielt weitgehend in Afrika. Wie sehr wäre mir das aufgefallen, wenn das nicht vorher so sehr thematisiert worden wäre? Nur die erste Szene des Films, die in den USA spielt, fühlte sich auffällig an – eben weil sie in den USA spielt. Der Rest ist Afrika, und da sind die Leute halt schwarz. Ganz ohne weißen Retter.
Dabei ist die Perspektive auf die gezeigte Kultur eine mir sehr vertraute. Rider Haggards King Solomon’s Mines habe ich so in Erinnerung – farbenfroh, tanzfreudig, voller Speere und Rituale. Nur dass hier noch Science Fiction dazu kommt, futuristische Technik, futuristische Waffen, Wolkenkratzer, und das mitten in Afrika, vor den neugierigen Augen der Außenwelt verborgen.
Solche Enklaven des Fortschritts kenne ich, zum Beispiel aus meinem geschätzten Lost Horizon von James Hilton: Dort ist es die Stadt Shangri-La in Tibet, mit fortgeschrittener Kultur und moderner Technik, von der keiner ahnt. Hilton dürfte unmittelbar oder mittelbar beeinflusst gewesen sein von Agarttha (Wikipedia), einer geheimnisvollen Stadt in Tibet, die vom französischen Okkultisten Alexandre Saint-Yves d’Alveydre Ende des 19. Jahrhunderts beschrieben wurde, komplett mit Hohlwelt und geheimen Weltenlenkern. In der Verschwörungsliteratur gibt es noch mehr in der Art. Und bei Marvel auch: In Fantastic Four #47 (1966) tauchte zum ersten Mal die verborgene Stadt Attilan der Inhumans auf, in Fantastic Four #54 (1966) war Prester John der letzte Überlebende der verborgenen Stadt Avalon, in Fantastic Four #52 (1966) erschienen zum ersten Mal das verborgene Land Wakanda und sein Regent T’Challa, der Schwarze Panther. (Das soll jetzt nicht heißen, dass Stan Lee und Jack Kirby zu wenig Fantasie hatten. Zu Prester John kamen die Helden direkt von Wakanda aus, und zwar auf der Suche nach Attilan, hängt doch alles zusammen.)
Wakanda war in den Comics von Anfang an ein ultra-hochtechnisiertes, aber sehr zurückgezogenes Land. Es gaukelt im Film dem Rest der Welt erfolgreich vor, ein ganz normales Drittweltland zu sein. Das ist dann auch ein Thema: Wie sehr soll sich Wakanda weiterhin abschotten, wie sehr an der Lösung der Probleme in der Welt mitarbeiten? Das kommt mir ein wenig so vor wie ein ganzes Land als Superheld: Üblicherweise haben wir den Teenager, der wie ein ganz normaler Teenager wirkt, aber in Wirklichkeit geheime Superkräfte hat, und das weiß nur keiner, weil man sie nicht einsetzt; hier haben wir ein ganzes (schwarzes) Land, das wie ein normales (armes) Land wirkt, aber in Wirklichkeit geheime Superkräfte hat, nur dass das keiner weiß, weil man sie nicht zeigt. Ist das vergleichbares Wunschdenken?
Pluspunkte des Films: Schurken mit sinnvoller Motivation, Frauen mit sinnvollen Rollen. Das gab es bisher zu wenig. Dass die Schauspieler hervorragend sind, die Produktion sorgfältig, mit Liebe zum Detail und zur Vorlage, mit Humor – das ist bei Marvel eigentlich immer so.
Black Panther erschien zuerst als wiederkehrende Nebenfigur bei den Fantastic Four, später bei den Avengers; 1977 erschien das erste Heft mit seinem Namen auf den Titel, aber schon vorher, 1973, war er der Held der Serie Jungle Action, zumindest in den vielgelobten Heften 6-18. Was genau darin passiert, kann man zum Beispiel bei der Marvel University nachlesen, einem inzwischen abgeschlossenen Blog, das so ziemlich jedes Marvel-Heft des Silver Age ausführlich bespricht: Hier geht es zum September 1973, mit Jungle Action Nr. 6.
(Wir sprechen nicht gerne darüber, aber bei seinem Erscheinen war T’Challa einer der wenigen Marvel-Superhelden mit einem Cape, und zwar einem unkleidsam halblangen.)
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