Tafelbild: Weg eines Buches

(8 Kommentare.)

Teil 1: Das Tafelbild/Arbeitsblatt

Ich habe ein Diagramm gemacht, das ich einmal im Unterricht einsetzen kann, wenn es denn mal dazu kommt. Die Farben werden wohl nicht so bleiben, aber vorab schon mal:

Der Inhalt ausformuliert:

  • Eine Autorin schreibt ein Buch. Dass es noch kein fertiges Buch ist, sondern vielleicht nur der Anfang, ist in dem Modell oben nicht enthalten. Mit dem Buch kann sie sich direkt an einen Verlag wenden oder an eine Agentin oder einen Agenten, die Kontakt zu Verlagen herstellen. Beim Verlag gibt es ein Lektorat, die sich des Manuskripts in Rücksprache mit der Autorin annehmen.
  • Der Verlag gibt dann ein E-Book oder ein traditionelles Buch heraus, vielleicht sogar beides. Da muss sich der Verlag um Design und Druckerei kümmern und darum, Exemplare des Buchs zu lagern.
  • Außerdem macht der Verlag – vielleicht – Werbung, organisierte eine Lesetour, steckt das Buch in Kataloge, und schickt Vertreter und Vertreterinnen in die Buchhandlungen. Nur dann wird der Buchhandel wohl auf das Buch aufmerksam und stellt es in die Buchhandlung, wo der Kunde oder die Kundin es sieht.
  • Außerdem gibt noch den Zwischenhandel, das Barsortiment. Das ist das, wo die Buchhandlungen die Bücher bestellen, die gerade nicht in der Buchhandlung stehen. Schon am nächsten Tag ist das Buch da, das geht ratzfatz. Im Barsortiment in Deutschland, sagt Wikipedia, werden etwa die Hälfte aller lieferbaren Bücher vorrätig gehalten, alle weiteren müssen dann wohl beim verlag bestellt werden.
  • Der große Onlinebuchhandel, und da kenne ich mich nicht aus, bestellt entweder auch im Barsortiment oder hat selber Lager oder beides. Außerdem werden dort E-Books angeboten, aber es gibt auch reine E-Book-Plattformen; dazu später mehr.
  • Daneben gibt es noch die alternativen Wege. Ganz früher die Vanity Press, wo man dem Verlag Geld dafür gibt, dass er einem die Bücher druckt, beschrieben in Umberto Ecos Foucaultschem Pendel. Den Selbstverlag, wo man sich selber eine Druckerei sucht, den Print-on-Demand-Verlag, wo nichts gelagert werden muss, oder Plattformen, die einem helfen, das Buch in die verschiedenen E-Book-Läden zu kriegen, ohne dass je eine gedruckte Form existiert. Damit kann man heutzutage wohl durchaus Erfolg haben. (Kramt erfolglos in altern Süddeutschen Zeitungen.) SZ hier (2018) und SZ da (2018), aber eigentlich suchte ich dieses Interview mit der einen Autorin, die (gibt auf).

Teil 2: Online-Publizierung

Ich erwähne das deshalb, weil ich zufällig auf einen Verlag gestoßen bin, der einem hilft, E-Books zu erstellen und sie bei allen gängigen Plattformen platziert. (Und einen Teil des Verkauspreises kriegt, falls es einen gibt.)

Hier (2011) wird Bookrix kurz vorstellt, auch wenn das im Detail überholt ist: Vor kurzem ist Bookrix an eine italienische Firma verkauft worden, alles darüber gibt es hier: https://www.bookrix.de/ Ich habe mich nicht mit dem Geschäftsmodell beschäftigt, kenne auch den Markt nicht – vielleicht gibt es ähnlich Firmen, die ebenfalls für einen Teil des Nettoerlöses beim Erstellen und Verteilen von E-Books helfen.

Falls man mal mit einer Schulklasse ein Buch für Amazon, Tolino oder iTunes präsentieren möchte, das wäre also gar nicht so schwer. Hmmmmm….

Teil 3: Wie ich darauf gekommen bin

Darauf gekommen bin ich, weil ich ja doch ab und zu nach Namen aus meiner Vergangenheit suche, also so aus Fandom-Zeiten. Der eine hat etliche Dutzend Science-Fiction-Romane veröffentlicht, der andere wohl ein paar wenige, die er vor mir geheim hält, und bei einem dritten habe ich neulich auch ein paar phantastische Bände gefunden – wie sich nach der Lektüre herausstellte: just eben bei Bookrix.

Den ersten davon habe ich gelesen, und vieles daran hat mich irritiert, und richtig empfehlen will ich das auch nicht. Aber: kein einziger Rechtschreibfehler und nur wenige fragwürdige Kommas (das freut uns Fachkräfte immer), und ich bin dran geblieben bis zum Ende, und das nicht ungern, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht. So viel ist schon einmal richtig gemacht.

Und zwar geht es um Die Steine der Rix von Udo F. Rickert (2018). Wieso Rix? Hat das irgendetwas mit Bookrix zu tun? Nicht so, dass man das erkennen würde. Ich tippte ja beim Lesen auf einen Rickert-Rix-Zusammenhang, aber auch da entdeckte ich keinen. Hm.

Der Roman ist in einer Parallelwelt angesiedelt, die der unseren ziemlich ähnlich ist. So knapp daneben, ohne dass das thematisiert wird; das mag ich eigentlich ganz gern. (Vorbildlich: Michael Chabon, The Yiddish Policemen’s Union.) Das Geschehen spielt in den 1950er Jahren auf einer großen Karibikinsel; Elizabeth ist noch Empress of India. Auf der Insel gibt es die Rix, und rixes Verhalten, und rixe Sitten, und anderes Verhalten, das dann halt ziemlich unrix ist. Die Rix sind die Elite von, uh, Rix Island, mit Polizei, und Bürgermeister und Kirche und so. Daneben gibt es noch andere, gering geschätzte Gruppen, ganz klar ein rassistisches System, wird auch thematisiert. In diesem Milieu kommt es zu einem ungeklärten Todesfall, dessen Wurzeln in der Vergangenheit des ermittelnden, nur mäßig rixen Polizisten liegen und in der Vergangenheit der ganzen Insel, weil… es wird kompliziert.

Und das ist es, was mich an dem Buch irritiert hat, auch wenn ich zugegeben muss, dass ich wohl nicht immer voll konzentriert bei der Sache gewesen bin. Wir haben mehrere Personen mit gleichem Namen, die dann wohl doch die gleiche Person sind. Es gibt Rückblenden auf 400 Jahre zuvor, und dann immer wieder mal auf fünf Minuten zuvor. Eine unsterbliche Gestalt, eine Hohe Schule, ein Geheimes Archiv, einen Dämon, einen Diakon, einen Erzengel, und immer und immer wieder neue Personen mit Namen, die wie erfunden klingen. Und noch einer, und noch einer. Und anders erfunden, als ich sie erfunden hätte. Das halte ich für eine achtenswerte Leistung. Ich fragte mich ja eine Weile, ob das Absicht war, so ein versteckter Borges oder Calvino, bei dem es ein halbes Buch braucht, bis man akzeptiert, dass die offenen Fragen nie geklärt werden werden. – Dazwischen magische Steine, ein Jahrhundertprogramm, ein Reisender aus einer Parallelwelt, der diese Welt als seltsam verschoben empfindet. (Dessen Welt ist auch wieder eine Parallelwelt zu unserer.) Schon verwirrend also.

Wer mag: Bei dieser Bookrix-Seite sind Links zu den Plattformen, auf denen das Buch angeboten wird (kostenlos, DRM-frei, wenn es nicht gerade die Kindleversion ist). Zu den Folgebänden kann ich nichts sagen.


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Kommentare

8 Antworten zu „Tafelbild: Weg eines Buches“

  1. Norman

    Alle anderen Portale bieten doch auch an, das E-Book auf den Plattformen einzustellen!?

  2. >Alle anderen Portale
    Gut möglich, ich kenne mich da überhaupt nicht aus. Ich hatte bisher naiv gedacht, dass man das Buch halt etwa bei Amazon für den Kindle einstellt, und das für die den anderen Plattformen separat oder gar nicht.

  3. Norman

    Gerade mal bei Books on Demand beispielhaft nachgeschaut: „Mit BoD veröffentlichst und verkaufst du dein Buch und E-Book über alle bekannten Buchhandlungen und digitalen Plattformen, z. B. Amazon, Thalia, Hugendubel, bücher.de, Heymann, tolino, Google Play, Apple – auf Wunsch auch international.“

  4. Vielen Dank!

  5. Udo Rickert

    Was? Das liest jemand? Und dann noch ein Jemand, den ich kenne?
    Erfreulich und interessant.
    Das Verwirrende an meinen Geschichten ist vermutlich, dass ich zum einen so schreibe, wie ich auch wahrnehme. Zum anderen steckt dahinter eine komplexe Welt in meiner Vorstellung. Benötigt jemand das Telefonbuch von Rixtown? Nein, schade, es liegt hier irgendwo…
    Apropos Rix. Nein, da gibt es keine (bewußte) Verbindung zum Namen Rickert, schon gar nicht zum Namen Bookrix. Tatsächlich leitet sich dieses Rix von… Tusch, Vorhang auf… Richard Eagan und einem Briefspiel aus den 1980er Jahren ab…
    Wobei, wenn ich es genau bedenkte, gibt es zwischen den Rix, den Namen Rickert und Richard und Bookrix doch einen Zusammenhang… Verwirrt?
    Okay.
    VG
    Udo

  6. Telefonbuch von Rixtown: So etwas muss doch in den Anhang! Selbst Tolkien hat doch Telefonbücher hinten angehängt

  7. Udo Rickert

    Dann hänge ich das Telefonbuch von 1650 an. Spart Platz!

  8. Bei so langlebigen Zeitdurcheinandersachen weiß man nie. Ich habe ja ohnehin eine Geschichte mit Telefonbüchern: https://www.herr-rau.de/wordpress/2021/04/ueber-die-verschiedenen-fehlgeschlagenen-versuche-der-illuminaten-mich-zu-kontaktieren.htm

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