(Eine Buchgeschichte.)


Ich habe mir einen Wunsch erfüllt. Vor zwölf Jahren stand ich in der Unibibliothek in Augsburg und betrachtete ehrfürchtig-liebevoll achtzehn grün eingebundene Bände im Regal: Die Storisende-Ausgabe der Biographie von Manuel von James Branch Cabell.
Cabell hat später noch viele weitere Bücher geschrieben, aber sein Hauptwerk ist die Biographie von Manuel, ein Roman in 18 Bänden. Sozusagen. Man könnte sie auch realistischer als 18 Bände mit Romanen, Kurzgeschichten, Essays und ein wenig Lyrik zu einem gemeinsamen Thema und mit einem verbindenden Element nennen: Es geht um den legendären Dom Manuel und seine Nachkommenschaft durch die folgenden Jahrhunderte.
Die Teile der Biographie erschienen einzeln zwischen 1904 und 1930, die meisten in verschiedenen, teilweise immer wieder überarbeiteten Ausgaben. Die endgültige Ausgabe und Sammlung aller Texte, die zur Biographie gehören, ist die Storisende-Ausgabe von 1927-30. Es handelt sich bei ihr um eine Teil-Gesamtausgabe der Werke Cabells, wenn man so will, und die Ausgabe letzter Hand, was die Biographie betrifft.
Sie erschien in einer Auflage von 1590 Stück, handschriftlich nummeriert, mit der handschriftlichen Unterschrift Cabells im Vorwort in jedem einzelnen Band. Und eine dieser 1590 Reihen von 18 Bänden hatten wir in der Unibibliothek. Bei den meisten Bänden waren die Seiten noch nicht mal aufgeschnitten.*
Und jetzt bin ich ebenfalls stolzer Besitzer einer Storisende-Ausgabe, Nummer 1113:

Cabell, James Branch. Works of James Branch Cabell. New York: 1927-1930. 18 octavo volumes. One of 1590 sets. The author’s note in each volume is signed by Cabell. The first collection of his works. Green cloth. Some volumes skewed, some rubbing and light wear, generally a bit tired, bookplates, very good.
Stolz nicht darauf, dass ich genug Geld habe, sie mir leisten zu können. (Sie war ohnehin weit billiger, als ich gedacht hätte. Der Dollarkurs hilft, ebenso die deutlichen Gebrauchsspuren.) Aber stolz darauf, dass ich mir eher das leiste als andere Sachen. Gelesen habe ich schon fast alle Bände, teilweise mehrfach, teilweise nicht; einige sind etwas weniger zugänglich als andere. Nur der letzte, der fehlte mir noch, und da bin ich gerade mittendrin. Was mache ich nur mit meinen alten Cabell-Ausgaben?
Und hier die Fotostrecke zum Auspacken:







Und hier das eingeprägte Logo (Kalki, ein mythologisches Pferd aus dem Cabell-Kosmos):

* Bücher werden auf große Bögen Papier gedruckt, die dann gefaltet und zusammen gebunden werden. Die durch die Faltung entstandenen Ränder müssen dann noch aufgeschnitten werden. Das geschieht maschinell, und außerdem wird zumindest in Deutschland der Rand ganz sauber abgeschnitten. Gerade in den USA wird bei vielen Hardback-Ausgaben auch heute noch der Rand nicht sauber abgeschnitten, wohl um das Buch handgemachter erscheinen zu lassen.
Das maschinelle Auftrennen der Ränder funktionierte früher oft nicht richtig. (Oder gab es auch Bücher ganz ohne aufgeschnittene Seiten? Vielleicht weiß die Buchhändlerin mehr.) Dafür hatten Leser ein Papiermesser, mit denen man die nicht geschnittenen Seiten bei neuen Büchern auftrennte. So sah dann ein Buch mit aufgeschnittenen Seiten von hinten aus:

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