Ich treibe mich nicht mehr in Schülerforen herum oder gar in den Lokalforen, die bei unseren Schülern so beliebt sind. (Viel, viel, viel beliebter als die fast unbekannten Blogs.) Manchmal stoße ich allerdings trotzdem auf Beiträge, so wie neulich. Denn ich habe bei Google Alerts unter anderem den Namen meiner Schule abonniert. Das heißt, immer wenn Google eine neue Seite erfasst, auf der der Name vorkommt, dann kriege ich eine Mail mit dem Hinweis darauf. Oder so ähnlich.
Und der Name meiner Schule fiel eben in einem solchen Forum, wo sich tatsächlich auch eine Schülerin einer meiner Klassen zu einer Runde Catch me if you can verabredete. Zusammen mit einem Link auf die Seite zum Spiel. Denn Catch me if you can ist ein Spiel: Die einander weitgehend unbekannten Mitspieler stellen je ein Foto von sich ein, einen Spitznamen, ihre Schule, das Verkehrsmittel, mit dem sie nach Hause kommen. Man muss herausfinden, wer die Person ist und sie erwischen – ob das mit Abklatschen oder einem gerufenen “Gotcha!” geschieht, weiß ich nicht mehr.
Die Schülerin war jedenfalls sehr überrascht, dass ich sie im Internet gefunden hatte und über das Spiel Bescheid wusste. (Das war im Unterricht aufgekommen, weil die Schüler nach bestimmten Foren fragten.)
Ein anderer Schüler der Klasse hat übrigens mein Blog entdeckt. Am nächsten Tag, Vertretungsstunde im Computerraum, habe ich der Klasse gezeigt, dass ich den Schüler über den von ihm verwendeten Suchbegriff recht gut identifizieren konnte, zusammen mit IP, Browser, Betriebssystem, Bildschirmauflösung, Dauer des Aufenthalts und so weiter. Das war den Schülern alles nicht bewusst.
Aber jetzt zurück zu Catch me if you can. Tatsächlich ist das so etwas wie die Schwundstufe von Killer. Viel schöner als mit einem Bildschirmfoto aus der Wikipedia-Seite kann ich Killer nicht erklären:
Killer hat eine lange Geschichte, die man bei Wikipedia und weiter unten nachlesen kann. Letztlich ist es eine Art LARP, Spieldauer etwa eine Woche oder einen Con lang; das Spiel läuft parallel zum normalen Alltag. In der häufigsten Variante muss jeder Spieler einen anderen… hm, “killen”, und ist gleichzeitig Opfer eines weiteren. Hat man sein Opfer erledigt, weist einem der Spielleiter das nächste aus der Reihe zu, bis ein Gewinner übrig bleibt.
Der Witz an der Sache sind die Mordmethoden. Die gedruckte Version von Steve Jackson Games zählt viele verschiedene Methoden auf, ermuntert aber auch zur Kreativität. Unter dem Kapitel “Bomben” finden sich der simple Wecker mit dem Zettel “Bombe” dran, den man dem anderen ins Zimmer schmuggelt (und der natürlich losgehen muss, wenn das Opfer im Zimmer ist). Das ausgehöhlte Buch, elektrische Timer, Kassettenrekorder. Das Säckchen Mehl über der Tür ist allerdings schon Klasse B, die explodierende Zigarre gar Klasse C – will heißen, zu gefährlich für den Einsatz. Klasse D wäre echtes Feuerwerk, also verboten und sehr gefährlich.
Gut funktioniert auch diese Briefbombe aus einer Haarnadel, einem Knopf und einem Gummi:
Man legt das ganze zwischen zwei Blätter Papier, und wenn der Brief unvorsichtig geöffnet wird, macht es brrrrrrrng. Funktioniert überraschend gut.
Im Frühling 1987 habe ich für das selige Voice of Fantasy (Nr. 39, glaube ich) folgenden Artikel geschrieben. Da war ich immerhin auch schon 19 Jahre alt. Der Anfang ist schamlos von einer Raymond-Chandler-Kurzgeschichte zitiert. Die Schrift ist nicht leicht zu lesen, es steht auch nichts sehr Wichtiges drin, nur etwas Nostalgie. Der Eindruck, wir seien echte Killer-Profis gewesen, trifft natürlich nicht zu; wir haben gerade mal zwei Partien gespielt. Aber mit Verkleidung als Weihnachtsmann und mit Luftballon und Reißnagel, wie sich das gehört.
(Uhm, kann jemand hier eine fast vollständige Packung Haarnadeln brauchen?)