Für Weihnachten ist es fast schon zu spät; Amazon verspricht nicht, dass das Buch noch davor geliefert werden kann. Aber vielleicht ist ja jemand kurzentschlossen und kennt einen Anglisten, der sonst schon alles hat. Ich habe mir das Buch schon vor einigen Monaten gekauft, gebraucht, aber wie neu. 110 Euro, das ist viel, aber dann auch wieder weniger, als ich gedacht hätte.
Hier ist es jedenfalls:
Eine Faksimile-Ausgabe des First Folio (Wikipedia).
Brauchen tut man eine Folio-Ausgabe zu Hause nicht. Es gibt auch Folio-Faksimiles im Web einzusehen. Für die Schulbibliothek ist so eine Ausgabe eher sinnvoll. Große Angst gäbe es vielleicht davor, dass Schüler ine in teures Buch hineinschmieren, aber nach dem ersten Erschrecken darüber wäre es vielleicht sogar reizvoll, eine Ausgabe zu haben, an der Generation von Englischschülern sich vergangen haben. (Ist nur ein Wunschtraum; die Grenze zwischen Randbemerkung und Sachbeschädigung ist für Schüler zu leicht zu übertreten.)
Trotzdem ist es schön, das Folio selber zu besitzen. Ich mag Shakespeare. Allein das Format ist imposant, der Text leicht zu lesen, wenn man ihn denn eh schon kennt.
Vermutlich wurden etwa 1000 Exemplare des Folios gedruckt, 228 davon existieren nach aktueller Zählung heute noch. Jede einzelne Ausgabe besteht aus unterschiedlichen Druckbögen, da gleichzeitig gesetzt, gedruckt, verbessert und gebunden wurde. Das heißt, jede Ausgabe unterscheidet sich in manchen Seiten von den anderen. Die Faksimileausgabe ist eine Zusammensetzung verschiedener Folioausgaben: Die Herausgeber entschieden bei jeder Seite, welche die besterhaltene Ausgabe dafür war. Über das Folio ist viel geforscht worden: Wieviel Schreiber daran beschäftigt waren, welcher davon wie gut ausgebildet war und welche Eigenheiten hatte. Details dazu und zur Rolle des First Folio für Shakespeare-Ausgaben (Macbeth ist zum Beispiel nur hier überliefert) gibt es bei Wikipedia.
Folio heißt übrigens, dass man einen großen Bogen Papier nimmt und einmal faltet. Das gibt dann vier bedruckte Seiten im Buch. Im Quartformat faltet man den ursprünglichen Bogen zweimal (und schneidet die Ränder auf). Das gibt acht Seiten.
Folio (2°) – einmal falten, vier Seiten
Quart (4°) – zweimal falten, acht Seiten
Oktav (8°) – dreimal falten, sechzehn Seiten
Duodez (12°) – vierundzwanzig Seiten, ein bisschen komplizierter zu falten
Ein Folio war und ist natürlich prestigeträchtiger als ein kleiner Oktav- oder gar Duodezband. Die berühmteste Beschreibung der Formate ist vielleicht die von Herman Melville in Moby Dick. Als es dann endlich um Wale geht, klassifiziert der Erzähler sie nach der Größe: Foliowale, Quartwale, Oktavwale und schließlich die Duodezwale (Tümmler, Delphine).
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