Von den allerersten Worten am Anfang des Buches an:
Literaturbeilage Herr Haas, ich habe lange hin und her überlegt, wo ich anfangen soll.
Wolf Haas Ja, ich auch.
war mir vieles klar, auch wenn ich es nicht glauben konnte, dass das Buch genau so weitergeht. Tut es aber. Literaturbeilage interviewt Wolf Haas über sein jüngstes Buch. Die Handlung eben dieses jüngsten Buchs beruht auf einer wahren Begebenheit, und Wolf Haas berichtet, wie er dieser wahren Begebenheit auf die Spur gekommen ist.
Meistens geht es um diese reale Handlung, die Haas wiedergibt. Eine dramatische Liebesgeschichte, eine schöne. Zwischendurch kommen die beiden im Interview zu sprechen auf Unterschiede zwischen der Begebenheit und Haas’ literarischer Fassung; Haas hat sich anscheinend bemüht gefühlt, sich möglichst eng an die Vorlage zu halten. Das hat mir nicht gefallen, das würde ich bei Haas (kursiv: der echte) nicht verstehen und bei Haas demzufolge auch nicht. Aber vielleicht vereinfacht das Haas’ Geschichte: So wie es im konventionellen Roman um eine für wahr genommene Geschichte geht, geht es hier ebenfalls um eine für wahr genommene Geschichte. Nur mit dem Unterschied, dass sie hier wirklich wahr ist, weil ja der Roman, also Haas’ Roman, den wir nicht zu sehen kriegen, die fiktionale Fassung ist. (Ich glaube, ich muss mich etwas hinlegen.)
Hingewiesen auf einen symbolhaften Zusammenhang zweier Szenen im Roman meint Wolf Haas: “Im Moment kann ich’s selber nicht recht glauben, dass mir das nicht aufgefallen ist” und wird darauf kritisiert mit: “Herr Haas, Sie sind doch kein naiver Autor.”
Das Buch von Wolf Haas und das von Haas ähneln sich, nach allem, was man so liest, nicht nur am Anfang. “Man kann eigentlich in einem Roman eine Hauptfigur nicht erst nach der Hälfte auftauchen lassen”, heißt es im Interview, und das betrifft beide Bücher.
Das Buch ist gar nicht kompliziert zu lesen. Es hat mich an ein Vonnegut-Vorwort erinnert, in dem Vonnegut sich an die Blütezeit der Kurzgeschichten erinnert und zugibt, dass er heute (wo es diesen Markt nicht mehr gibt) mit einer guten Idee für eine Kurzgeschichte so vorgeht, dass er eine Romanfigur von der Geschichte erzählen lässt.
Versäumt zu sagen habe ich noch: Das Buch ist neben all dem noch spannend (wenn man auf Liebesgeschichten steht, so wie ich) und witzig. Kurz vorm Schluss, zum Höhepunkt, musste ich mehrfach sehr, sehr laut lachen.
(Genervt haben mich an einer Stelle die fehlerhaften Worttrennungen: Richtig aus der Kurve getragen hat mich das von den “rot-zigen Mädchen” (133), daneben ein “lauts-tark” (123).)
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