Dieses Buch war im Juli bei mir im Briefkasten, ein Ansichtsexempar des Schmetterling Verlags. Auch wenn es an „Tobias Rau“ ging, ich lese gerne Krimis, und Bücher im Lehrermilieu obendrein, also: vielen Dank. Außerdem war keine Bitte um Kommentierung in meinem Blog dabei, also schreibe ich gerne etwas dazu.
Das Buch ist ein Kriminalroman. Am Anfang, wie sich das für einen Krimi gehört, gibt es eine Liste der wichtigsten Personen. Wie ich das immer mache, habe ich gleich anhand dieser Liste auf den Täter getippt. Wie meistens lag ich daneben. Das ist allerdings verzeihlich: in diesem Buch geht es gar nicht so sehr darum, den Täter herauszufinden, denn der ist dann doch der, den man meint. Oder bin ich nur zu versiert als Krimileser?
Auf den ersten Seiten findet die Beerdigung des Opfers – eines Lehrers – statt. Ratlosigkeit unter Lehrern und Schülern. Dann ein Sprung zurück, vier Monate, und die eigentliche Geschichte wird erzählt. Cyberbullying, Mobbing. Etwa in der Mitte des Buches geschieht das Verbrechen; der Rest ist Aufklärung durch die Polizei.
Als Krimi ist das Buch etwas enttäuschend. Aber zum Genre Krimi gehört ja auch ein Mehrwert – in jedem Krimi erfährt man etwas über tropische Gifte oder das Leben auf dem Landsitz, oder über einen kleinen Ausschnitt der Gesellschaft oder eine Region. Hier ist es das Schwäbische um Tübingen herum, und das Lehrerkollegium. Kleinstadt und Kultur. Grantler und Nörgler und Besserwisser. Schlangen vor dem Kopiergerät. Eine Schulleitung, die ungewöhnlich ruhig bleibt, als am Morgen des Abiturs eine Leiche gefunden wird – erst der zweite Gedanke gilt dem Abitur (Alptraum jedes Schulleiters), der erste dann doch dem Todesfall. Bewundernswert. Möglicherweise unrealistisch.
Gefesselt haben mich die fiktiven Kollegen allerdings trotzdem nur mäßig. Die sehe ich doch eh jeden Tag. Vielleicht mag ich Lehrer in der Literatur dann doch nur in der grotesken Übertreibung. Am meisten habe ich mich auf die Tagebucheinträge der Neuntklässlerin gefreut, die den meisten der kurzen Kapitel folgen.
Dietrich Weichold war bis 2008 Lehrer für Spanisch, Englisch und Deutsch am Gymnasium. Amazon hat von ihm noch eine Theaterversion vom Hobbit im Angebot und ein kleines book on demand mit Anekdoten aus den 1950ern, das ich mir bestellt habe, weil es sehr interessant klang. Ich bewundere normale Leute enorm (Lehrer etwa), die die Ausdauer haben sich hinzusetzen und einen Roman zu schreiben. Ich komme mir nach den ersten Zeilen gleich so albern vor, dass ich in den letzten fünfzehn Jahren nie mehr geschafft habe.
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