Das ISB stellt einige nützliche Instrumente zur Verfügung. Den Jahrgangsstufentest für das Fach Deutsch zum Beispiel, an den sich inzwischen alle gewöhnt haben dürften. Er wird zentral gestellt und durch die Lehrer nach einem festen Schlüssel korrigiert und benotet. Getestet werden Lesefähigkeit, Ausdrucksvermögen, Grammatikkenntnisse und Rechtschreibung.
Am Test müssen alle 6. Klassen teilnehmen; bei den 8. Klassen war die Teilnahme dieses Jahr den Schulen freigestellt, da die 8. Klassen im März zusätzlich durch VERA getestet werden.
(Es haben in der Jahrgangsstufe 8 wohl deutlich weniger als die Hälfte der Gymnasien mitgemacht, aber das dürfte eher mit der Doppelbelastung von Schülern und Lehrern zu tun haben als mit einer Ablehnung des Jahrgangsstufentests.)
Vor allem die Auswertung des Tests ist vielleicht ganz praktisch. Wenn man die richtige Eingabedatei verwendet hat (nämlich die für Fortgeschrittene) und die korrekten Ergebnisse der Schule und des Landes Bayern eintippt, dann kann man sich per Makro und Mausklick für jeden Schüler so ein Diagramm auf den Bildschirm holen:
Und das kann man dann interpretieren: Manuela Musterfrau ist überdurchschnittlich in ihrem Wortschatz und bei der Rechtschreibung. Verbessern kann sie sich aber auch da noch. Die Lesefähigkeit ist leicht unterdurchschnittlich, vor allem im Vergleich zum Rest der Klasse. Noch mehr gilt das für die formalen Sprachkenntnisse (also Kenntnisse über Grammatik), hier gibt es am meisten zu verbessern.
Der Vergleich mit dem Rest der Klasse ist möglich und der Vergleich mit dem bayerischen Durchschnitt. (Und mit dem Schuldurchschnitt. Den habe ich mal überall bei 50% eingetragen. Nicht die echten Daten meiner Schule.)
Letzte Woche war Elternabend an meiner Schule, und ich sitze da in der Regel in einem der Computerräume. Ich hatte die Datei mit den Ergebnissen meiner 6. Klasse geöffnet, und wenn Eltern nach den Leistungen der Schüler fragten, konnte ich ihnen diese Tabelle zeigen. Das beeindruckt wohl schon ein bisschen, heißt aber nicht, dass ich die Zeit habe, mich auch wirklich um die Schwachstellen der Schüler zu kümmern. Aber es ist zumindest interessant, wie unterschiedlich die Ergebnisse für einzelne Schüler sind.
Wirklich aussagekräftig sind diese Diagramme natürlich nur, wenn die Tests auch tatsächlich das abprüfen, was sie zu überprüfen vorgeben. Ich bin mir sicher, dass sich die Arbeitsgruppe, die diese Tests entwirft, die größte Mühe gibt. Aber mir fehlt die Kompetenz, zu entscheiden, wie gut der Test gemacht ist – da muss ich Vertrauen haben.
Noch interessanter sind die Auswertungen von VERA 8 aus dem letzten Schuljahr. Da wurde in der 8. Jahrgangsstufe in Deutsch, Englisch und Mathematik getestet. Und zwar nicht unmittelbar der Lehrplanstoff, sondern Kompetenzen, die von der KMK vereinbart wurden und die bis zum Ende der 10. Klasse erreicht sein sollten. Wie weit sind Schüler in der 8. Klasse schon auf dem Weg dorthin?
In Englisch wurde im letzten Jahr nur Leseverstehen getestet, in Deutsch nur Lesen und Sprachgebrauch, in Mathematik alles mögliche. Seit Juli, glaube ich, gibt es die Ergebnisse; wir haben sie in der Fachsitzung Deutsch letzte Woche besprochen. Leider sind sie nicht öffentlich, ich habe auch nur eine Schule im Web gefunden, die ihre Durchschnitte auf die Homepage gestellt hat.
Man erfährt dabei für jede Klasse, welche Kompetenzstufen von wie vielen Schülern erreicht wurden. Sagen wir, es gibt 5 Kompetenzstufen, dann haben vielleicht 25% der Schüler Stufe V, 30% Stufe IV, 35% Stufe III, 8% Stufe II und 3% Stufe I. Außerdem erfährt man diese Verteilung für alle vergleichbaren Schularten in Bayern.
Ich finde es enorm interessant, die eigene Schule mit den anderen zu vergleichen. Fragen, die sich stellen:
- Weicht die Verteilung der Kompetenzstufen der eigenen Schule vom Bayerndurchschnitt ab? Woran liegt das?
- Sind manche Klassen in Deutsch, Englisch und Mathematik besser oder schlechter als andere Klassen? Woran liegt das? Was sagt das über die Rolle der Lehrkraft in diesen Klassen aus? (Gibt es also etwa doch bessere und schlechtere Klassen und nicht nur bessere oder schlechtere Lehrer?)
- Unterscheiden sich die Leistungen der Schüler einer Schule in den drei Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik? Wenn ja: ist das Teil des Schulprofils oder unbeabsichtigt?
- Welche Unterschiede gibt es zu den Ergebnissen des Jahrgangsstufentests? Der misst ja gelernten Stoff, nicht stoffunabhängige Kompetenzen.
Warum ich das so interessant finde, kann ich natürlich nicht sagen, ohne etwas über die Auswertung für meine Schule zu verraten. Das darf ich natürlich nicht.
Bislang gibt es nur die Testergebnisse eines Jahres. Um wirklich etwas über die Schule auszusagen, braucht man sicher noch mehr Daten. Aber ich halte das tatsächlich für ein Mittel zur Schulentwicklung, das sich geschickt anwenden lässt. Und auch wenn das Korrigieren der Tests Mühe macht, ich freue mich auf weitere Erkentnisse.