Im Halbtagsblog macht sich Jan-Martin Gedanken um alte und neue Schulbücher, vor allem bei Mathematik.
In Gleich 8 bei Herrn Schwarzmüller gibt es eine Diskussion um digitale Schulbücher – am besten von Lehrern unter CC-Lizenz geschrieben. Unbedingt! Wenn es da das richtige Format gibt, mache ich gerne mit. Ich suche ja selber noch nach einem Format, um meine Ideen zu sammeln.
Vorerst allerdings mein liebstes Schulbuch:
Lesebuch A (Gymnasium) Oberstufe. Lyrik. Ernst Klett Verlag 1969.
Das hatte ich in der 11. Klasse. Es ist ein Lesebuch und enthält Gedichte. Es gibt nur ganz wenig Zusatzmaterial: eine Seite Vorwort (die ich nie gelesen habe), Inhaltsverzeichnis, Quellenangaben, Hölderlin-Handschriften auf dem Vorsatzblatt und textkritische Anmerkungen dazu, und zwei Seiten mit einem Index von a) motivgleichen Gedichten; b) Strophen- und Gedichtformen (Sonette, Terzinen, Distichen) sowie c) Gedichtarten (Lied, Elegie, Ode, Hymne, Ballade).
Die Gedichte sind zusammengefasst in einen kürzeren paradigmatischen Teil (nach Form/Haltung, Bildersprache), den umfangreichsten, chronologischen Teil und einen dritten Teil, in dem Gedichte und deren verschiedene Übersetzungen gegenübergestellt sind.
Die Gedichte reichen von den zwei Merseburger Zaubersprüchen, dem Minnesang (acht Dichtern aus der Blütezeit, und einigen späteren) bis zu viel Trakl, Benn, Brecht; Celan, Bachmann, Enzensberger; Günter Kunert, Peter Rühmkorf, Wolf Biermann, Günter Grass. Dazu Übersetzungen aus dem Lateinischen (Hrabanus Maurus), Französischen (Baudelaire), Englischen (Shakespeare, E.E. Cummings, William Carlos Williams), und Übersetzungen ins Englische (Hölderlin, Brecht). Für 1969 ist das gar nicht schlecht.
Es gibt keine einzige Illustration und keinen einzigen Arbeitsauftrag. Kein bisschen Farbe ist darin. Ich glaube auch nicht, dass es ein Lehrerbegleitbuch dazu gibt.
Ich habe als Schüler enorm aus diesem Buch gelernt, indem ich die Texte gelesen habe. Als Lehrer würde ich weniger kopieren müssen, wenn Schüler so ein Lesebuch hätten. Deutschlehrer sind berüchtigt dafür, dass sie wenig mit den angeschafften Büchern arbeiten. Das liegt zum Teil auch an den Büchern. Mich interessieren Texte, die klugen Fragen dazu fallen mir oder den Schülern selber ein. Lehrerbegleitbände zu Lehrwerken interessieren mich nicht besonders.
Und, will jemand mit einem anderen Lieblingsbuch dagegen halten?
Nachtrag: Es gibt also doch ein Lehrerheft dazu und ich habe es mir besorgt. 130 Seiten, pro Gedicht 6–20 engbedruckte Zeilen. Sehr knappe Hinweise: “Die Sprache diesr Gedichte als gestaltgewordene Heiterkeit und Gelöstheit” oder: “Von besonderer Bedeutung (vgl. Trakl, Heym, Lasker-Schüler): die Bildlichkeit.” Nu.