Gestern von früh bis spät in der Schule gewesen. Am Wochenende war ich noch etwas frustriert über schlechte Ergebnisse und zu viel Korrektur. Aber die Schüler am Montagvormittag haben mich dann wieder etwas aufgepäppelt, sind halt doch nette Menschen. Und die Sonne hat auch geschienen. Am Nachmittag mit einem Kollegen die Rechner hergerichtet für die Einschreibung am folgenden Tag, ab fünf Uhr war dann Elternabend. Dort schulweit nicht allzuviel los. Beim traditionellen Kuchenverkauf hatte ich das Vergnügen, einen Schüler anschreien zu dürfen. Also, nicht anschreien weil ich böse war oder so, und mein Ton war auch gar nicht böse. Aber der hatte einen Kopfhörerknopf im einen Ohr, daran ein Kabel baumelte, das dann wohl zu einem mp3-Player führte. Ja, und da muss ich doch davon ausgehen, dass das entweder eine Hörhilfe ist, oder der Schüler eventuell abgelenkt ist, so dass das man sehr langsam und deutlich und sehr laut mit dem Schüler reden muss, damit er einen versteht.
Ich ließ mir auch ein Gebäckteil aufdrängen, das die Verkäufer selbst nicht kannten und das ich identifizieren sollte. Flach, in herzförmiger, überbärentatzengroßer Form gebacken, stellte es sich dann als überraschend und lecker mohngefüllt heraus.
Heute dann Wandertag. Allein schon das Wort, so veraltet wie „Stegreifaufgabe aus dem Deutschen“. Obwohl ich das ja gern mag; Schule darf gern ein Hort alter Worte sein. Seit Menschengedenken verlangt das eherne Gesetz zwei Wandertage pro Schuljahr. Bei uns sieht das so aus, dass der zweite davon fachlich orientiert ist – den meisten Fächern ist eine Jahrgangsstufe zugeordnet, und die Lehrer dieses Faches organisieren dann etwas für die Klassen. Heute war ich bei den 9. Klassen, Religion/Ethik. Die einen fuhren ins jüdische Museum, andere in die Synagoge nach Augsburg, glaube ich, und ich war mit einer Klasse im Stadtmuseum im München. Dort gab es eine Einführung in hebräische Schrift.
(Das erste Bild ist ein Detail der S-Bahn-Fahrt. Hm. Gegen mp3-Player auf Schulausflügen habe ich etwas. Und Bücher?)
Die Schüler kopierten die hebräische Fassung von Harry Potter (Gänsekiel, selbstgemachte Tinte) beziehungsweise verzierten ihr Blatt mit dekorativen Elementen (mineralische Pigmente, frisch gemahlen). Wer sich um die eigene Kleidung sorgte, nahm eine Schürze oder ein großes Hemd aus einem Stapel und schütze sich damit vor Farbklecksen. Danach teilweise schicker als zuvor.
Ach, die Wandertage. Ich weiß nicht, wieso der so früh im Jahr war. Vielleicht weil heute Einschreibung war und das Schulhaus damit leer von Schülern. Macht einen aufgeräumteren Eindruck. Allerdings ist jetzt mitten in der Abiturzeit – die in diesem Jahr doppelt so lang ist – das beste für alle: Routine, und dazu gehört der Wandertag nicht. Weniger wichtig ist, auch wenn man das oft hört, dass man ja noch Noten machen muss und einem so Unterricht ausfällt. Üblicherweise ist der Wandertag nach dem Notenschluss.
Vom diesjährigen Abitur abgesehen bin ich aber für einen frühen Wandertag, also mitten im Jahr wie heute. Auch Projekttage gehören mitten ins Schuljahr und nicht ans Ende. Denn was in den letzten zwei Wochen an angeordnetem Programm geschieht, wird doch eh nie richtig ernst genommen.
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