Erste Schulwoche. Ich probiere gerade mein zweites Notenverwaltungsprogramm auf dem PDA aus, das ideale habe ich noch nicht gefunden. Mit dem aktuellen kann ich zusammen mit den Noten auch Portraitfotos meiner Schüler anzeigen lassen. Das ist lustig, macht aber wohl zuviel Arbeit, wenn man sieben oder mehr neue Klassen kriegt wie ich letztes Jahr. Dafür gibt es keinen Zufallsgenerator mehr – der hat die Schüler am alten Programm enorm beindruckt. Aber da konnte man Noten nicht mit einem anderen Datum versehen als dem Eintragsdatum in den Palm. Nicht gut. Abr dafür konnte ich am PDA neue Schüler eingeben, jetzt geht das nur am synchronisierenden Rechner
Apropos Fotos. Bei uns hängen Fotos aller Lehrer mit Name und Fach an einer Wand, zum Kennenlernen der neuen, und für die neuen Kollegen. Ich verbringe also die erste Schulwoche damit, Leuten hinterherzujagen und sie zu knipsen. Seit ein paar Jahren mache ich keine Lehrerfotos auf Magnetfolie mehr (zuviel Arbeit, zuviel Verblassen, sondern drucke jeweils neu auf drei oder vier A4-Blätter alle Lehrerportaits. Name und Fach schreibe ich mit Picasa in das Caption-Tag, und mit Irfanview drucke ich dann die Bilder aus, den Caption-Tag jeweils darunter. Drei Blätter nebeneinander sehen dann so aus:

Ich hätte das Bild gerne größer gepostet, aber selbst bei dieser Auflösung erkennt man noch zuviele Gesichter, zumindest wenn man weiß, wer an der Schule ist. Dabei sind das gerade mal 11×16 Bildpunkte pro Portrait. (Wenn man das vergrößert, erkennt man übrigens gar nichts mehr.)
Ich bin bei den Lokalisten, seit mich ein Freund dorthin eingeladen hat. Nicht aktiv, aber ich habe ein Benutzerkonto und benutze es, um in Kontakt zu bleiben. Gleich zwei meiner Schüler haben mich in den letzten Tagen darauf angesprochen. Einer bemängelte die LARP-Kostümierung eines meiner Kontakte, ein anderer (aus der Kollegstufe) gab gleich zu, nach allen seinen neuen Lehrern im Netz gesucht zu haben, um sich ein bisschen zu informieren. Sollte ich mich doch auch noch bei Xing anmelden, um mich richtig professionell zu fühlen?
Die Kontaktbriefe für die einzelnen Fächer sind raus. Zur Erklärung: So um die Sommerferienzeit herum gibt es von den Fachreferenten aus dem ISB Informationen für die Fachlehrer. (Das ISB ist quasi der pädagogische Arm des Kultusministeriums, eine ihm nachgeordnete Behörde. Dort werden Jahrgangsstufentests und Lehrpläne und Handreichungen erstellt.) Diesmal ging es vor allem um das Abitur im G8, die Musteraufgaben für Deutsch und Englisch habe ich mir angeschaut. Die werden wohl in den nächsten Fachsitzungen an den Schulen diskutiert werden.
Englisch kann man weiterhin als mündliches Fach wählen, aber das schriftliche sieht jetzt deutlich anders aus: Vor dem zentralen Termin wird an der Schule in Partner- oder Gruppenprüfung die Sprechfähigkeit bewertet. Viel Aufwand. Am gemeinsamen Termin gibt es dann zuerst einen Hörverstehensteil, danach wählen die Schüler wie gehabt einen – jetzt allerdings kürzeren – fiktionalen oder nichtfiktionalen Text und beantworten die Fragen dazu, und zuletzt gibt es eine Mediation/Sprachmittlung. (Für eine Übergangszeit soll alternativ eine traditionelle Übersetzung angeboten werden. Wir korrigieren gerne).
Hörverstehen: Gute Idee, aber die Beispielaufgabe müsste verbessert werden. Ich habe den Text noch gar nicht angehört, aber schon mal alle Ankreuzaufgaben mit meinem Weltwissen zu 90% richtig gelöst. Das kann nicht gut sein. (Es gibt allerdings auch short answers, also nicht nur Ankreuzaufgaben, gegen die ich ansonsten überhaupt nichts habe.)
Mediation: Ich mag sie. Die Musteraufgabe hat es aber in sich. Auf einen längeren zu verstehenden Artikel folgt die Anweisung:
The article above was written by the Westphalian Secretary of Immigration, Armin Laschet.
As a personal aide to the minister, it is your task to prepare a statement in English which summarises his key arguments for a panel discussion at the German Embassy in London. The participants in this discussion have been provided with four questions in advance. These questions are designed as guidelines for their statement and they are given here in German.
[…]
Prepare the Ministers statement in English that reflects what he wrote in his article. The statement should focus on the four questions which have to be answered by him during the panel discussion in London.
Ich sehe im Moment noch keine Schüler, die diese Aufgabe wählen würden. Ist aber trotzdem sinnvoller als Übersetzung. Muss man halt vorher mal gemacht haben.
In Deutsch scheint der Referent einerseits erfreut zu sein, dass so viele Schulen einen Aufsatz durch eine Grammatikprüfung ersetzen, klingt aber andererseits doch besorgt, dass das Aufsatzschreiben zu kurz kommt. Die Schüler sollen am besten, und das ist schon richtig so, auch außerhalb der Schulaufgaben möglichst viel schreiben, schreiben, schreiben. Nur: wer soll das alles lesen, lesen, lesen?
Bei den Abituraufgaben wird es weiterhin jeweils Interpretationen zu Epik, Lyrik, Drama geben, und dazu noch zwei neuere Formen: Zum Beispiel eine Sachtextanalyse gefolgt von einer Rede oder einem Kommentar (zu schreiben, nicht zu analysieren). Im Vordergrund stehen nicht mehr Aufsatzarten, sondern Kompetenzen, die in verschiedener Form schriftlich geprüft werden sollen. Das finde ich erst mal gut. Auch in der Mittelstufe darf und soll man sich von den traditionellen Formen lösen.
Wie die Deutschlehrer das alles korrigieren sollen, bleibt offen.
Dem Fach Deutsch kommt daher eine noch viel bedeutendere Schlüsselstellung als bisher am Gymnasium zu. Diese besondere Rolle des Fachs muss an den Schulen verdeutlicht werden, auch im Hinblick auf die Zuweisung von Ressourcen.
Das Geld für das Rednerpult wurde uns jedenfalls gestrichen. Soviel zum Stellenwert. Hauptsache, die naturwissenschaftlichen Fächer haben genug Videokameras.
(Alle Abitur-Musteraufgaben unter http://www.isb.bayern.de/, und dann durchklicken. Nachtrag: direkter Link. Leider gibt es keinen Feed für neues Material dort, manchmal sind da nämlich durchaus gute Sachen dabei.)
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