Informatik Q12
Ich halte es für schlecht, den gesamten Unterricht auf Video abbilden zu wollen: Ich halte es für unzumutbar, so viele Stunden vor dem Bildschirm sitzen zu müssen; und pädagogisch möchte ich, dass meine Schüler und Schülerinnen selbstständiger werden und ohne unmittelbare Kontrolle und Führung zu arbeiten lernen. (Die gleichzeitige Übertragung von Unterricht aus der Schule, vor der einen Klassenhälfte, für eine andere Klassenhälfte zuhause, geht regelmäßig schon gleich gar nicht, auch wenn das oft gewünscht wird – aus oft wiederholten Gründen, auf Nachfrage gerne noch einmal.)
Aber zwischendurch selbstverständlich, und als Werkzeug unbedingt, und so habe ich die Gelegenheit genutzt, mit einem Informatik-Oberstufenkurs in Quarantäne am Mittwoch eine knappe Doppelstunde Videounterricht zu halten. Ich fand das produktiv. Das war weitgehend Frontalunterricht, fast schon Vorlesungscharakter, aber das bot sich inhaltlich auch an – Einstieg in ein neues Thema mit wenig Anbindung an das vorhergehende, nämliche parallele Prozesse. Hier die Präsentation:
Dazwischen gab es geteilten Bildschirm von mir, in dem ich Programme laufen ließ; Gelegenheit für Rückfragen; und am Ende einen Programmierauftrag, dessen Ergebnis dann ein Schüler über geteilten Bildschirm zeigt. Die Rückfragen kamen auch per Mikro, meist parallel im Chat; es waren nicht sehr viele. Die Präsentation hätte ich ebenso gut als Video machen können, und hätte das auch getan, wenn ich Zeit gehabt hätte.
Im herkömmlichen Unterricht ist es mir nicht egal, wenn Schüler oder Schülerinnen nicht zuhören. Dann warte ich auf Aufmerksamkeit, oder ermahne einzelne dazu. Im Videounterricht geht das nicht – wer da nicht aufpasst, hat Pech gehabt. Ist das am Ende ein Vorteil? Vermutlich sollte ich auch im herkömmlichen Unterricht niemanden zur Aufmerksamkeit anhalten – ich glaube, Schüler und Schülerinnen verlassen sich darauf, dass irgendetwas Wichtiges schon oft und laut genug wiederholt werden wird.
Ich war der einzige mit Bild. Das störte mich gar nicht, ist aber gerade häufig Diskussionsthema im Kollegium.
Vorlesung
Mittwochnachmittag dann Vorlesung, es sind aber nur 14 Studierende. Auch hier fast der einzige mit Bild, auch hier habe ich mich ganz daran gewöhnt. Ich muss dann halt mit weniger Feedback arbeiten, auch gut.
Elternsprechabend
Am Donnerstag Elternsprechtag. Heftige Diskussionen im Kollegium dazu; das andere Gymnasium am Ort lässt ihn einfach ausfallen. Bei uns gab es die Möglichkeit, dass Lehrkräfte entweder per Telefon erreichbar sind (und dann die angemeldeten Erziehungsberechtigten unter einer angegebenen Telefonnummer zum vereinbarten Zeitpunkt anrufen), oder dass Lehrkräfte per Videokonferenz erreichbar sind (dann müssen die angemeldeten Erziehungsberechtigten zum vereinbarten Zeitpunkt selbstständig der Konferenz beitreten).
Ich fand diese Doppelung ungeschickt, und tatsächlich sorgte sie auch für unnötige Verwirrung. Die Eltern sind fit genug für Videokonferenzen, und die Lehrkräfte werden schon nachziehen. :-) Manche Kollegen schwören auf Telefon, soll mir auch recht sein. Ich fand es aber schön, die Eltern zu sehen, und die sagten auch, sie freuten sich über diese Gespräche – aber gut, ich hatte ja nur die, die sich dafür entschieden hatten, per Video zu kommunizieren.
Diskussionspunkte im Kollegium: Virtueller Sprechabend zuhause (Privatgeräte nutzen, Bekanntgabe von Privattelefonnummern riskieren, Kosten für Telefonate in fremde Netze, eigene Familie lässt einem keine Ruhe im Arbeitszimmer, fremde Eltern sehen Arbeitsplatzhintergrund) gegenüber in der Schule (viele technische Probleme bei Hard- und Software). Ich war eher auf der Seite derjenigen, die nach Lösungen suchen, weniger auf der Seite derjenigen mit den Prinzipien. Aber ich finde es zuhause auch viel bequemer als im Schulgebäude.
Heftiges Thema auch hier das mit dem Bild oder Nichtbild. In der Realität dann völlig harmlos. Lauter Menschen überall, und ich meine das nicht als Kompliment.
Deutsch
Am Freitag dann noch eine kurze Doppelstunde mit einer Klasse, auch in Quarantäne. Da ging es schon auch um Deutsch, aber mir vor allem um das Erkunden der Konferenzsoftware, BigBlueButton. Die Schüler und Schülerinnen hatten schon etliche Videokonferenzen hinter sich diese Woche, aber niemand war je zum Präsentator befördert worden, um den anderen eigene Dateien zu zeigen. Also probierten wir das anlässlich der Hausaufgabe beziehungsweise der selbstständig erledigten Arbeit. Außerdem gab es Umfragen zwischendurch, und wir testeten die Gruppenarbeitsfunktion. (Ich kann als Moderator Gruppen manuell einteilen, oder zufällig verteilen, oder den Konferenzteilnehmenden erlauben, sich selbst in Gruppen einzutragen – in diesem Fall gibt es aber keine Obergrenzen für die Anzahl der Personen in einer Gruppe.) Nächste Woche dann wieder in Präsenz.