Untertitel: „Ein aventurischer Kriminalroman“
Ein mitfahrender Referendar in der S-Bahn fragte mich, was ich denn da läse. Die Antwort war ausführlich, hier die Kurzfassung. (1) Das Buch ist ein Fantasy-Roman. (2) Es spielt in der Welt des Fantasy-Rollenspiels Das Schwarze Auge. (3) Die Handlung ist die gleiche wie die von Friedrich Dürrenmatts Schullektürenkrimi Der Richter und sein Henker, nur eben transportiert in eine Fantasywelt: Ein Mitglied der Stadtwache wird ermordet gefunden, er war im Auftrag seiner Vorgesetzten (erfahren, todkrank) einem hochangesehenen Kaufmann auf der Spur, mit dem die Vorgesetzte eine gemeinsame Geschichte verbindet. Ein junges Mitglied der Stadtwache wird als neuer Assistent herangezogen. Auch sonst entwickelt sich die Geschichte bis in Details wie die von Dürrenmatt. Dazu kommen ein politisches Komplott in der Stadt, zusammen mit dem Ausbruch einer Seuche, und zwei eher uninteressante Nebenhandlungsstränge (Feldwebel der Stadtwache mit rauer Schale und Herz aus Gold; anderes Stadtwachenmitglied soll Pestkranke bewachen und verliebt sich in ein Opfer).
Die Nebenhandlungen braucht es vermutlich, da die Charakterisierung der Personen weniger spannend ist als die bei Dürrenmatt. Sprache und Erzählperspektive sind vorhersehbar und nicht sehr interessant. Trotzdem freue ich mich über das Buch. Es sollte viel öfter Remakes von Büchern geben. Bei Filmen gibt es das häufiger, bei Fernsehserien gibt es immer wieder mal Rashomon-Folgen. Bei Büchern sind es meistens nur die Stoffe, die aufgegriffen werden, aber stets so, dass sich die neue Behandlung von ursprünglicheren Fassungen unterscheidet. Dass man ein gegebenes Buch nimmt und sich sagt: das erzähle ich jetzt noch einmal, das gibt es bei moderner Literatur selten.
(Darauf gekommen bin ich über ein anderes Buch von Bernhard Hennen, Nebenan, das ich vor Jahren mal gelesen habe. So eine Art Matt Ruff, Fool on the Hill, nur in Köln, aber bei weitem nicht so gut.)

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