Bei meinem Podcast-Potpourri war neulich auch folgender NPR-Beitrag „Unapologetically Harriet, the Misfit Spy“ dabei, ein Beitrag aus der Reihe „In Character“ über wichtige, bekannte, folgenreiche oder vielleicht auch nur interessante fiktionale Figuren der amerikanischen Literatur und Popkultur.
Von Harriet hatte ich noch nie gehört. Das klang interessant, ich habe mir das Buch besorgt (ist von 1964), es gelesen, und fand es so mitteilenswert, dass ich das hiermit teilen möchte.
Harriet ist elf Jahre alt und führt schon seit einigen Jahren ein Notizbuch, in das sie alle Beobachtungen, die sie macht, einträgt. Beobachtungen heißt: Sie sieht sich als Spionin, hat einen Arbeitsgürtel mit Spion-Utensitilien und eine regelmäßige Route, auf der sie Freunde, andere Kinder, ihre Eltern, Lehrer, Nachbarn beobachtet. Schriftstellerin will Harriet mal werden. Harriet ist nicht unsympathisch, aber doch eher Richtung… „sociopath“ hat einer bei Amazon geschrieben, und da ist was dran. Ihre beste Freundin, ebenfalls zu ernst für ihr Alter, hat ihr Zimmer zum Chemielabor umgebaut und hat das Ziel, eines Tages die Schule in die Luft zu sprengen. Die Eltern spielen keine große Rolle in der Welt der Kinder, auch die von Harriet nicht ganz so blöde sind wie die von Courtney Crumrin. (Lobenswert immerhin, dass es am frühen Abend Martini-Cocktails für Vater und Mutter zu Hause gibt.)
Eines Tages gerät das Notizbuch in die Hände von Harriets Mitschülern. Die das überhaupt nicht lustig finden, was da über sie drinsteht; die Feinde nicht und die Freunde auch nicht. Harriet wird zur Ausgestoßenen, reagiert trotzig und gemein. Ihre Aufzeichnungen – sie hat sich natürlich gleich ein neues Buch gekauft – werden immer zwanghafter.
Ein bisschen lustig, aber nicht sehr; eher spannend, vor allem nach der Entdeckung des Notizbuches; vor allem wieder mal eine Hauptfigur mit ganz eigener Gedankenwelt, jünger und nicht ganz so introspektiv wie Adrian Mole – sie beobachtet sich selber nicht so genau wie ihre Umwelt.
Als Englischlektüre? Vielleicht in einer guten achten Klasse. Ich muss das mal einem Schüler zur Probe ausleihen.
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