
“Sun Koh, der Erbe von Atlantis” war eine Groschenheftserie von Freder van Holk, die in den Jahren 1933–1935 insgesamt 150 Hefte lang erschien. In den Jahrzehnten danach wurde sie immer wieder mal in Heft‑, Taschenbuch- und Buchform neu aufgelegt, teilweise deutlich bearbeitet, unter anderem ab 1978 in Form von 37 Taschenbüchern beim Pabel-Verlag, der Version meiner Jugend. Ich habe die Bände gelesen – 1985, oder ein Jahr früher. Seitdem nie wieder. Und immer noch kann ich mich an eine Szene aus dem ersten Band erinnern: Der geniale, aber brotlose Ingenieur und Erfinder Peters steht vor dem Selbstmord, als ihn der geheimnisvolle Sun Koh rettet und ihm ein Chance gibt. Seine Erfindung: Ein Flugzeug, das nicht abstürzen kann. Der Trick sind offene Röhren, die am Rumpf befestigt sind. Peters demonstriert das Prinzip an Strohhalmen, die, nach unten fallen gelassen, ja auch immer waagrecht landen, ab einer gewissen Höhe jedenfalls.
Wie hanebüchen auch immer das sein mag, ich hab’s mir jedenfalls gemerkt.
Und gestern nachmittag beim Tee, meine Eltern und die Freundin eines Bruders waren zu Besuch, unterhalten wir uns über Telenovelas und Groschenromane, und mein Vater, Techniker bis ins Mark, der nie viel gelesen hat, meint, Groschenhefte seien das einzige gewesen, das er in seiner Jugend überhaupt gelesen habe. (Das müsste in den späten 40er und frühen 50er Jahren gewesen sein.) Und er zählte ein paar Serientitel auf, vor allem Westernserien, und auch: Sun Koh, der Erbe von Atlantis. Und dann erzählt mir mein Vater die Geschichte von dem Ingenieur und den Strohhalmen. Bei mir ist das 20 Jahre her, bei ihm 50 Jahre; für beide war das Einmallektüre.
Wir sind uns in manchem wohl doch ähnlich, und irgendwas muss an Sun Koh schon auch dran sein. Jedenfalls werde ich mich jetzt nicht so schnell von meinen 37 Taschenbüchern trennen können.
(Und wäh! gerade habe ich nach meiner Sun-Koh-Leihbuchausgabe aus den 50er Jahren gesucht, bis mir eingefallen ist, dass ich sie ja mal an einen Freund verschenkt habe. Sie kam in gute Hände, gewiss, aber trotzdem, ich hätte jetzt gerne darin geblättert und das Titelbild eingescannt. Liebe Buben und Mädchen, ihr wisst vielleicht gar nicht, was ein Leihbuch ist – bunter Supronyl-Einband, dickes Papier, reißerische Aufmachung, extra hergestellt für die Leihbüchereien jener Tage. Man sieht sie gar nicht selten auf Flohmärkten. Ich komme mir gerade so alt vor. Hier gibt’s eine Datenbank von SF-Leihbüchern, ich habe sie eben entdeckt, darin geschnuppert und ein Scherflein beigetragen. Bunt, die Titelbilder, nicht wahr?)
Nachtrag:

Sun Koh in der Variante von 1949.
Die Zeichnung sieht aus wie für ein Computerspiel, finde ich.
Vergleiche außerdem die zeitgleiche amerikanische Abenteuerserie Doc Savage, der Mann aus Bronze.