Heute gleich zwei Meldungen dazu bei Bildungsklick gelesen:
Schülerinnen und Schüler, die gute Schulbibliotheken benutzen, schneiden in Leistungstests besser ab. Zumindest für die USA und Kanada gilt anscheinend, dass Schüler an Schulen mit guten Schulbibliotheken in landesweiten Leistungstests bis zu 20% besser abschneiden als Schüler an Schulen mit weniger guten Schulbibliotheken. (Gut, das sagt noch nichts über Kausalität aus.) Und was kennzeichnet eine gute Schulbibliothek?
- Gut ausgebildetes Personal
- Lange Öffnungszeiten
- Qualität des Medienbestandes
- Zusammenarbeit der Bibliotheksleitung (library media specialist) mit den Fachlehrern
- Training von Arbeitstechniken in der Bibliothek (information literacy skills)
- Integration neuer Medien
Hm. Ja. Wenn ich mir die wenigen Schulbibliotheken, die ich so kenne, anschaue, dann wirken diese Kriterien wie aus einer anderen Welt. Anders gesagt, da sehe ich noch Entwicklungsmöglichkeiten.
Außerdem bei Bildungsklick gefunden: Die Schulbibliothek des Jahres 2009.
Die Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Hessen e. V. schreibt einen Preis für eine hessische Schulbibliothek aus. “Für die Auszeichnung sind Aspekte der pädagogischen Arbeit und der Integration der Bibliothek in die Schule, kreative Ideen bei der Organisation der Leseförderung oder der Vermittlung von Medien- und Recherchekompetenz ausschlaggebend.” Dazu können gehören: Lesekonzepte, Bibliotheks-Aktionen, Attraktivität. 1.000 Preisgeld gibt’s dafür.
Unsere eigene Schulbibliothek ist erst mal mehr oder weniger unverändert in die neue Schule umgezogen und deshalb noch entwicklungsfähig. Wie so vieles bei uns ist sie durch eine breite Glasfront sehr durchsichtig. In einer eigenen, durch eine weitere Glaswand abgetrennten Ecke befindet sich die Schülerlesebibliothek, also die Abteilung mit den Jugendbüchern für die Unterstufe. Die ist mehrmals in der Woche geöffnet und sonst abgesperrt. Mit den allgemeinen Lehrerschlüsseln kann man zwar die restliche Bibliothek öffnen und schließen, aber nicht diesen Bereich. Nu, es wird wohl gute Gründe dafür geben, so wie bei den Chemieräumen, in die man mit dem normalen Lehrerschlüssel auch nicht kommt. Sonst wär das ja Blödsinn.
Als erster Schritt zu einer Erneuerung der Bibliothek haben wir am pädagogischen Tag letzte Woche damit begonnen, alte Bücher auszusortieren. Erst mal bei Deutsch, aber den anderen Fachschaften täte das auch gut. (Mein Favorit: Ein vereinzelter Amnesty-International-Report aus dem Jahre 1974. Daneben auch jede Menge dicker Handbücher zu Windows 95 oder alten Excel-Versionen. Neu, aber auch schon zum Wegwerfen.)
Das hat Spaß gemacht, das mit dem Ausmisten. Bücher machen sowieso Spaß, Bücher einräumen auch, außerdem sieht man so mal, welche interessanten Bücher sich tatsächlich in der Bibliothek verstecken. Man schaut dann doch mal rein in die Bände und findet das, was man in Büchern zu finden pflegt: spannende Sachen. Bei manchen Büchern weiß man genau, welcher Kollege sie einst angeschafft hat, bei anderen kann man nur einen Vor-Vorgänger mit merkwürdigen Spezialgebieten vermuten.
Was mit den Büchern geschieht, die wir in einer Schulbibliothek nicht mehr brauchen, weiß ich nicht – einen Bücherflohmarkt organisieren, verschenken, verteilen?
Erste Fundstücke:
Referate und Diskussionen einer Tagung der Evangelischen Akademie für Rundfunk und Fernsehen in Bad Boll, 1956/1958. Keine Schule sollte ohne sein:

Der currikulare Lehrplan, mit dem ich in den 1980ern beschult wurde. Ach ja. Da steht ziemlich viel drin. “Kompetenz” hieß damals noch “Fähigkeit”, und die erste Spalte des Lehrplans ist voll davon.
Daneben eines von zwei schmalen Bändchen aus dem Jahr 1974, die den Grundkurs Deutsch der Kollegstufe “nach dem in Bayern an fast vierzig Gymnasien in Erprobung befindlichen Modell” beschreiben. Und jetzt ist sie wieder abgeschafft, die Kollegstufe:


Das Lesen alter Lehrpläne relativiert etwas den Enthusiasmus, mit dem man sich auf neue stürzt.
Den Band Informationstechnische Bildung im Deutschunterricht sollten wir vielleicht aufheben. Von 1992, total veraltet, aber ein paar Ideen sind drin. Daneben viel BASIC und der Rat, sich bei der Neuanschaffung einen Rechner mit wenigstens 1 MB Hauptspeicher anzuschaffen, der auf 4 MB erweiterbar sein sollte, “um komfortable Standardsoftware voll nutzen zu können.” – Wie war das gleich wieder damals mit dem 386er? 1 MB normaler Speicher, 3 MB erweiterter Speicher und 4 MB Zusatzspeicher oder wie der gleich wieder hieß, mit viel Fummelei kam man so auf 8 MB Arbeitsspeicher, um Alone in the Dark spielen zu können.
Moral zum Schluss: Ich bin ja ein großer Fan vom Internet. Aber eine richtig schöne Schulbibliothek sollte selbstständiges Arbeiten doch genauso so fördern können wie Rechner im Klassenzimmer.