Jane Austen and Seth Grahame-Smith, Pride and Prejudice and Zombies

“Such joys are scarce since the good Lord saw fit to close the gates of Hell and doom the dead to walk amongst us.”

pride_and_zombies

Eben gelesen: “Pride and Prejudice and Zombies” von Jane Austen und Seth Grahame-Smith. Schon lustig. Die Prämisse: Seit 35 Jahren ist England von Zombies geplagt, man hat sich daran gewöhnt, das Leben geht weiter. Zu den accomplishments, die junge Damen vorweisen können, gehört jetzt allerdings auch der Umgang mit Schusswaffen, waffenloser Kampf und Schwertkampf – statt grand tour in Europa verbringt man ein paar Jahre in China oder Japan und lernt asiatische Kampfkünste. (Daher auch die Ninjas, die feine Leute sich als Leibwächter halten.)

Weiter zu empfehlen: Bedingt. Die Zombies spielen tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle und sind für den Plot mit einer kleinen Ausnahme nicht relevant. Ansonsten hält sich das Buch an Jane Austen, nur dass Jane Austen tatsächlich vergnüglicher ist. Lieber wären mir einige radikalere Änderungen der Handlung gewesen. Allerdings begrüße ich es, dass man neue Fassungen von existierenden Büchern schreibt. Das hat Wolfram von Eschenbach getan, das geschieht bei jeder Inszenierung und jeder Verfilmung; Büchern kann es auch nicht schaden. Gute Geschichten kann man immer wieder erzählen.

(Deshalb finde ich es völlig in Ordnung, wenn in den X-Men, bei Batman und Spider-Man eigentlich auch nur immer wieder und wieder deren gleichbleibende Geschichte erzählt wird: Die Variationen machen es.)

Ein großer Gewinn für mich war ein weiteres Exemplar für meine Sammlung von herausgeberhaften Dingen, die sich ein Autor unter den Nagel reißen kann: Auf den letzten Seiten gibt es Diskussionsvorschläge für Leserunden, wie es das bei englischsprachigen Ausgaben immer wieder mal gibt. (Habe ich bei deutschen noch nie gesehen, sehe aber auch weniger deutsche Bücher. Aber Leserunden sind doch bei uns auch populär? Bin selber in einer.)

Some critics have suggested that the zombies represent the authors’ views toward marriage – an endless curse that sucks the life out of you and just won’t die. Do you agree, or…

oder

Vomit plays an important role in Pride and Prejudice and Zombies … Do the authors mean mean [this] to symbolize something greater, or is it a cheap device to get laughs?

Die letzte Frage eröffnet die Möglichkeit, bei den Zombies handle sich um reine Effekthascherei aus kommerziellen Gründen, und fordert den Leser auf, sich das Buch vorzustellen, wie es ohne “violent zombie mayhem” geworden wäre. Da sind wir dann schon fast bei “Pierre Menard, Autor des Don Quixote” von Jorge Luis Borges, auch wenn das kürzer und tiefer ist.

Interessantere neue Aspekte für die nächste Austen-Lektüre bot mir das Buch Lost in Austen.

Querverweis: Einen ähnlichen Genremix, kürzer und heiterer und weniger absurd, stellen die Mischungen von H.P. Lovecraft und P.G. Wodehouse von P.H. Cannon dar.


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Kommentare

5 Antworten zu „Jane Austen and Seth Grahame-Smith, Pride and Prejudice and Zombies“

  1. […] für Leserunden: Gibt es oft bei englischen Taschenbüchern. In Pride and Prejudice and Zombies steht auf den letzten Seiten solch ein “Reader’s Discussion Guide”, der aber […]

  2. Seit Kurzem schaue ich immer wieder gern in guten Lehrerblogs vorbei, vielleicht aus Nostalgiegründen (hach ja, als ich noch in der Schule war…) oder auch, um froh zu sein den Beruf nicht ergriffen zu haben ;), aber unterhaltsam ist’s immer. :)

    Als jemand, der Austen sehr gerne liest, hab ich mir auch die Zombie-Version durchgelesen. Habe es recht ähnlich empfunden wie du: Es ist ganz unterhaltsam, manche Szenen mit Zombie-Zusatz sind wirklich gut gelungen (wobei ich es eher lustig finde, wenn die Zombies nur in einem Nebensatz erwähnt werden), aber an der eigentlichen Handlung tut sich so gut wie nichts. Und gerade die Ninjas fand ich dann doch etwas zu viel des Guten (könnte da allerdings auch etwas vorbelastet sein, da ich unpassend eingesetzte Ninjas auch schon aus anderem Zusammenhang kenne) .

    Allerdings begrüße ich es, dass man neue Fassungen von existierenden Büchern schreibt. […] Gute Geschichten kann man immer wieder erzählen.
    *unterschreib*

    Fand die Idee mit den Bearbeitungsfragen am Ende aber auch sehr schön. Ließ mich auch das ein oder andere Mal schmunzeln. Dennoch: Das Original ziehe ich vor, wenn ich auch gerade die Idee sehr gut finde. Außerdem sind Zombies mehr oder weniger “in” (es hätte sich aber sicherlich noch um Längen besser verkauft, wenn es Vampire gewesen wäre.. obwohl, da gab’s doch dieses eine Buch, “Mr. Dary – Vampire”. Oder so.).

  3. Zombies sind gerade wirklich sehr in. Da kommen noch einige auf uns zu.
    Den zweiten Band aus der Jane-Austen-Monster-Reihe (Sense and Sensibility and Sea Monsters, glaube ich) habe ich dann nicht mehr gelesen.

  4. Ja, den hab ich mir auch geschenkt. Klang irgendwie… noch weiter hergeholt. ;)

  5. […] Baker reiht sich damit nun keineswegs in die gerade im englischsprachigen Raum überaus beliebte Fan-Fiction ein, die die Werke Austens als Vorlage und Anregung für meist locker-flockige und nicht allzu anspruchsvolle Liebesromane nimmt; inzwischen gibt es sogar Zombie- und Erotikversionen, siehe z. B. die Besprechung zu Pride and Prejudice and Zombies von Thomas Rau. […]

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