Ich arbeite ja bekanntlich an einer neu gebauten Schule mit ganz viel Technik drin. Sie funktioniert so etwa zu drei Vierteln, was viel besser als nichts ist. Unter anderem gibt es in jedem Klassenzimmer ein Haustelefon. Man kann zwar nicht heraustelefonieren, aber man kann zumindest vom Lehrerzimmer aus dort anrufen.
Schabernack.
Ich habe ja schon mal über Telefonierpläne berichtet. Beim gemeinsamen abendlichen Heimfahren ist der verdiente Kollege Z. gestern auf eine Idee gekommen, die wir heute früh in die Tat umgesetzt haben – mit meiner einzigen Englischklasse dieses Jahr, einer Intensivierungsstunde in der 6. Klasse. (Englischlehrer der Klasse ist jemand anderes. Wir sprachen schon darüber, wie wenig sinnvoll so ein Arrangement ist.)
Also habe ich zuerst ein bisschen telephone conversation mit den Schülern geübt. Zwei kurze Dialoge mit gängigen Wendungen (hold on a second, do you want to leave a message, the connection is very bad, can you repeat that please – und überhaupt viel please und thank you). Die Dialoge haben die Schüler einige Male vorgelesen.
Dann unterbrach uns plötzlich das klingelnde Klassenzimmer-Telefon.
Die Schülerin, die ich aufforderte, abzuheben, wusste erst gar nicht, was sie tun sollte. Hat sich dann aber tapfer mit „Hello“ gemeldet, worauf jemand auf Englisch mit ihr zu reden anfing. Ich habe mich blöd gestellt, die anderen Schüler waren gespannt. Anscheinend war ein Brief für mich im Lehrerzimmer abzuholen. Das wiederholte uns jedenfalls die Schülerin, die das Gespräch geführt hatte. Also gut, ab mit ihr. Weiter mit den Dialogen.
Kaum war eine Minute vergangen, klingelte das Telefon schon wieder. Ein Schüler ging ran, kurzes Gespräch, das Gespräch war aber für einen dritten Schüler. Der musste dann Kreide holen. Und den Namen des Anrufers an die Tafel schreiben. Also mussten die Schüler nachfragen, wenn sie den Namen nicht verstanden hatten, und sich den Namen eventuell buchstabieren lassen.
Am Apparat war jeweils der verdiente Kollege Z., der Englisch spricht, auch wenn er es nicht unterrichtet. In den zwei Stunden, in denen ich zuerst die eine Hälfte dieser 6. Klasse, dann die andere hatte, hatte er keinen Unterricht, so dass er vom Lehrerzimmer aus immer wieder anrufen konnte. (Andere Lehrer hätten gerne mitmachen können. Aber selbst manche Englischlehrer reagieren zögernd, wenn es um Gespräche am Telefon geht.)
Hier die Liste der Aufgaben, die wir ausgemacht hatten:
Wichtig war:
- Stift und Papier neben das Telefon legen
- die Schüler müssen danach der Klasse mitteilen, wer angerufen hat und um was es ging
- daher: zum Nachfragen und Buchstabieren-Lassen anhalten
- schon der Anrufer verlangt vom Schüler, ihm die Aufgabe noch einmal zu wiederholen
- kleine, nicht zu schwere Aufgaben
- mit dem Schüler am Telefon plaudern, dann einen anderen Schüler (von der Klassenliste) ans Telefon kommen lassen, damit der dann den Auftrag mitteilt und ausführt – so kommen mehr dran
- zuschauen und sich zwischendurch immer wieder mal über die ständigen Unterrichtsunterbrechungen beschweren
Großes Lob an die eine Klassenhälfte, die der anderen nichts erzählt hat. Und vielen Dank an den verdienten Kollegen Z. Für die Zukunft: Kann man natürlich noch viel mehr machen, auch mit älteren Schülern. Mal schauen, ob man nicht doch auch von außerhalb der Schule in die Klassenzimmer kommt. Außerdem kann man das Gerät auf Lautsprecher stellen, vielleicht fällt einem dazu ja auch etwas ein.
(Fehlt noch das Durchsagen-Hörspiel. Irgendwann mal.)
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